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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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sich mit den Eroberern zusammenzutun, und die die Eroberung erst möglich gemacht hatten. Und dann– meine Augen sprangen mir beinahe aus dem Kopf– sah ich jemanden, von dem ich erwartet hatte, ihn nie wieder zu sehen.
    Tom Jenkins.
    Unmöglich, aber da war er, wich holpernden Wagen, marschierenden Soldaten und Schafen auf Abwegen aus; über eines davon stolperte er fast. Ein Soldat der Purpurnen griff nach ihm, aber er schlug den Mann nieder und winkte und hörte nicht auf zu rufen, während er wild nach etwas suchte. Nach mir?
    »Tom!«, schrie ich, aber es war unmöglich, dass er mich über den Lärm hinweg hören konnte. Auf einmal wurde die Rückseite meines Wagens aufgerissen, und ein Soldat sprang herein. Ich stellte mich darauf ein, geschlagen zu werden, aber es kam nichts. Der Wilde murmelte etwas, das ich nicht verstand, machte die Kette los, die mich an den Wagen fesselte, und sprang wieder auf den Boden. Ungeduldig bedeutete er mir, ebenfalls aus dem fahrenden Wagen zu springen. Ich starrte ihn unsicher an, und dann, während der Wagen sich von ihm entfernte, beugte er den Kopf und kniete sich hin.
    Ich wandte den Kopf von hier nach da auf der Suche nach dem Junghäuptling. Er war nicht da. Der Wilde kniete vor mir.
    Als ich ihn nur verdattert anstarrte, während ich mich auf dem fahrenden Wagen von ihm entfernte, sprang er auf, rannte mir nach und bedeutete mir, wieder herauszukommen. Er berührte mich nicht, seine Züge waren vor Nervosität angespannt. Er war jung, blauäugig wie sie alle, schwer bewaffnet, und ich hätte geschworen, dass er verlegen war. Nichts von alldem ergab einen Sinn.
    Tom sah mich auf dem offenen Wagen stehen und lief auf mich zu, während er etwas rief, das ich über den Lärm hinweg nicht verstehen konnte.
    Ich kletterte vom Wagen, der weiterfuhr. Erleichterung breitete sich im Gesicht des jungen Wilden aus. Er zeigte in die Richtung, in die ich gehen sollte. Tom wurde von einem Soldaten der Wilden gepackt, mit dem er sofort zu kämpfen begann.
    »Tom! Nein!« Ich lief auf sie zu, erwartete aber, dass man mich schnell ergreifen würde. Aber mein Wächter– Häscher, Führer, was immer er war– berührte mich nicht. Tom war größer als der Wilde, aber der Wilde war nicht nur hervorragend ausgebildet, sondern auch bewaffnet. Wenn Tom ein Messer zog…
    Er tat es. Der Wilde sprang zurück, anmutig wie ein Tänzer am Hof, und zog seine eigene gefährlich krumme Klinge. Ich schrie: »Ka! Ka! Alyek ka flul! Ka!«
    Niemand achtete auch nur im Geringsten auf mich. Tom und der Wilde umkreisten einander, der Soldat lächelte schwach. Dann drang eine andere Stimme durch den Lärm, die wiederholte, was ich gesagt hatte, aber in einem Befehlston, der wilde Eber zum Einlenken gebracht hätte. »Ka. Alyek ka flul.« »Nein. Nicht angreifen.«
    Der Soldat, der Tom umkreiste, blickte nicht auf, aber nahm sofort eine reine Verteidigungshaltung ein. Tom heulte auf und stürmte vor. Sein Messer wurde meisterhaft pariert, und einen Augenblick später war er entwaffnet und lag flach auf dem Rücken, während er in den Himmel hinaufblinzelte.
    Ich versuchte, dem Hauptmann in seiner eigenen Sprache zu sagen: »Bitte verletzt ihn nicht«, und hoffte, dass ich nicht etwas ganz anderes gesagt hatte.
    »Gehört er dir, Antek?«
    Ich wusste nicht, was Antek bedeutete, und Tom gehörte ganz gewiss nicht mir, aber ich nickte. Tom versuchte aufzustehen. Der Soldat setzte ihm einen Stiefel auf die Brust und richtete sein Gewehr auf ihn.
    Der Hauptmann zog ein finsteres Gesicht und wechselte rasch ein paar Worte mit dem Soldaten. Ich verstand nichts bis auf ein Wort: nel. Tom erhob sich langsam.
    Ich sagte: »Beweg dich nicht. Sie werden dich töten, du dummer Trottel! Sie glauben, du bist mein Diener. Bleib einfach ruhig liegen!« Und erstaunlicherweise tat er es tatsächlich.
    Der Hauptmann starrte mich an, Hass stand in seinen blauen Augen. Sie hassten mich alle, das war ganz natürlich, diese Soldaten, deren Hochlord ich vor zweieinhalb Jahren geschlagen hatte. Aber der Hauptmann war wie alle anderen zu diszipliniert, um sich Tareks Befehlen zu widersetzen. Er sprach kurz zu seinen Männern. Die beiden Wilden – der eine, der mich aus dem Wagen gelassen hatte, und der andere mit dem Stiefel auf Toms Brust – salutierten mit geballten Fäusten. Ihr Hauptmann marschierte weiter. Der Stiefel hob sich. Tom rappelte sich auf.
    Ich sagte: »Beweg dich nicht zu schnell, mach nichts Dummes, sag nichts,

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