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Das Land jenseits des Waldes, Band I

Das Land jenseits des Waldes, Band I

Titel: Das Land jenseits des Waldes, Band I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Altmann
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    »Portwein«, ergänzte Lars korrekterweise.
    »…ja mit was für Zeug auch immer, und dann könnt ihr euch später danach an rein gar nichts mehr erinnern. Das war dann wirklich schon sehr abstrakt. Extrem abstrakt. Total abstrakt! Har, Har, Har.«
    Um das entstandene peinliche Schweigen irgendwie aufzubrechen, stellte Lars dann einfach den vollen Urinbecher vorne auf den Labortisch und blickte schon irgendwie leicht verunsichert nach hinten zu Knars.
    »Ich wollte mich bei ihnen nun noch einmal wegen meiner Unterhose hier entschuldigen«, nahm Knars, um einen Themenwechsel herbeizuführen, den Gedanken mit einem den verschiedenen Anlässen angemessenen äußeren Auftreten aus dem Lohenmulder Leitbild nochmals auf. »Ich werde mir beim nächsten Mal mehr Gedanken bezüglich der entsprechenden Farbauswahl machen.«
    Lars bekam einen nervösen Hustenanfall und drehte sich in Richtung Wand damit Herr Rechenberg nicht merkte, dass er eigentlich am Lachen war.
    Herr Rechenberg dagegen lächelte mit offener Milde. »Das will ich gerade bei dir dann aber auch wirklich ganz schwer hoffen«, sagte er dann erheitert mit gespielter Strenge, obwohl ihm die Frage, in welcher Unterhose ein Schüler zur Laborkontrolle erschien, eigentlich so was von vollständig egal war, solange er nur pünktlich und vor allem auf Kommando treffsicher in den bereitgestellten Becher pissen konnte.
    Dieser Junge hat aber verdammt schnell gerafft, wo es hier lang geht, dachte er sich dann und musterte Knars, der immer noch in nichts weiter als in seiner Unterhose herumstand, nun mit einem nicht mehr ganz so verachtenswerten Blick wie vorher.
    Dass draußen im Flur die eleganten schwarzen Schuhe absolut nicht zu den Socken und schon gar nicht zur Hose passen wollten, spielte dabei übrigens ab diesem Zeitpunkt auch für Lars keine Rolle mehr.
    Dann verteilte Herr Rechenberg die noch warme Urinprobe von Knars auf zwei Laborbecher. Einer davon wurde sofort manipulationssicher versiegelt und beschriftet und ging mit den beiden Haarproben an ein spezielles Labor. Lars musste ein Formular gegenzeichnen, das bestätigte, dass auch alles bei der Probenentnahme mit rechten Dingen zugegangen sei.
    Mit dem zweiten Becher wollte Herr Rechenberg nun selbst einen Schnelltest mittels Teststreifen durchführen. »Sollte dieser Test jetzt positiv sein, fliegst du natürlich nicht sofort wieder raus«, wurde Knars von Rechenberg aufgeklärt. »Was du alles eingeworfen oder geraucht hast, bevor du zu uns gestoßen bist, interessiert uns hier jetzt erst mal nicht.«
    Knars nickte, und Herr Rechenenberg fuhr fort: »Wir sehen ja dann beim nächsten Mal, ob du damit aufgehört hast oder nicht. Wenn nicht: Dann gibt’s die Briefmarke auf den Arsch und ab nach Hause. Sofort! Klar?«
    Wieder nickte Knars und Herr Rechenberg blickte nun erneut so streng wie vorher.
    »Weißt du, es ist ja durchaus so: wir können einen neuen Schüler ja nicht schon wieder rausschmeißen, bevor er bei uns überhaupt richtig angefangen hat, verstehst du? Deshalb gibt es hier in diesem ganz besonderen Fall ausnahmsweise diese Gnadenfrist. Wenn der Test jetzt anschlägt, dann musst du dich verpflichten, wirklich die Finger davon zu lassen von dem Zeug. Wir arbeiten da bei Bedarf auch mit einer sehr fähigen Therapeutin in Königshofen zusammen.«
    »Also Herr Recheneberg«, machte Lars nun den reichlich ungelenken Versuch eines bildungsbürgerlichen anekdotenhaften Witzes. »Es soll in diesem unseren Lande ja durchaus schon Opernhäuser gegeben haben, bei denen sogar der Intendant schon über ein Jahr vor seinem Dienstantritt wieder gefeuert worden ist. Er also bereits entlassen war, bevor er seine neue Stelle überhaupt angetreten hatte.«
    »Papperlapapp!« raunzte Herr Rechenberg zurück. »Das war bei denen unten im tiefen Süden, in Bayern. Dort wo bereits der wilde Balkan anfängt. Bei uns hier gibt es solche Sauereien ja gottlob nicht. Har, Har, Har!«
    Irgendwie nervös war Knars schon, als sich Herr Rechenberg anschickte, die Teststreifen in seine vorher abgelieferte Pisse zu tauchen. So ganz genau wusste man ja nie, was dabei herauskam. Diese Tests waren mittlerweile ja so grausam empfindlich, dass man bildlich gesprochen damit sogar ein Stück Würfelzucker im Chiemsee hätte nachweisen können.
    Und so dauerte es quälende neunzig Sekunden bis ein Timer auf dem Labortisch ein Piepsen von sich gab und Herr Rechenberg mit einem Vergrößerungsglas unter einen speziellen Lampe,

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