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Das Land jenseits des Waldes, Band I

Das Land jenseits des Waldes, Band I

Titel: Das Land jenseits des Waldes, Band I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Altmann
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vielleicht dem benachbarten Ort Königshofen einen Besuch abstatten würde. Hier in Lohenmuld gab es ja eh keine Läden, wo man auch nur irgendetwas kaufen konnte.
    Herr Trietz blickte hoch zur Dienstuhr an der Wand seines Büros.
    »So Phillip«, sagte er dann, und man fühlte, dass ihm irgendwie seine Zeit davon zu laufen schien. »Jetzt bringen sie ihn am besten erst einmal rüber in sein Zimmer. Vielleicht auch noch mit ein paar weiteren Erklärungen, ich muss mich nun noch fürs Abendessen umziehen. Und sie doch hoffentlich auch!« Der letzte Satz klang dabei aber weit weniger wie eine Frage, sondern vielmehr wie ein Befehl.
    Phillip nickte zustimmend und schleppte gefolgt von Knars dessen schwere blaue asics Tasche aus Herrn Trietz’ Dienstraum wieder hinaus auf den Hausflur.
    »Was heißt denn eigentlich dieses M.A. da hinter seinen Namen?« fragte Knars, als sie beide wieder draußen vor der Bürotür standen.
    Phillip überlegte kurz. » M amas A nderer«, sagte er dann aber ziemlich spontan. »Herr Trietz hat offenbar nie Muttermilch bekommen als Kleinkind. Deshalb ist er vielleicht genau zu dem geworden, was er heute darstellt. Und er will, dass wir es alle wissen und dafür Verständnis zeigen.«
    »Aha.« Knars war ziemlich sicher, dass er gerade ziemlich verarscht wurde, tat aber so, als merkte er nichts.
    Dann stellte Phillip die Tasche vor der zweiten Zimmertüre nach der beschrifteten Eingangtür zu Haus Nummer V ab.
    »So da wären wir.«
    »Was ist denn mein neuer Mitbewohner nun eigentlich so für ein Typ?« fühlte Knars einmal ganz vorsichtig vor und dachte dabei an den Wutausbruch zurück, den Lars, der Schloßsprecher vorher unten im Labor hingelegt hatte.
    Knars wurde daraufhin mit gestrengen Blick belehrt, dass die Mitbewohner hier in Lohenmuld immer noch Zimmerkameraden genannt wurden, obwohl es sich vielleicht altmodisch und womöglich sogar latent militaristisch anhörte. Aber einen treffenderen Ausdruck als diesen gab es dafür halt auch in der heutigen Zeit nicht. Zimmerkameraden waren hier in Lohenmuld traditionell eben seit jeher sehr viel mehr als lediglich zwei Schüler, die sich mehr oder auch minder zufällig ein Zimmer teilten. Sie bildeten hier oben im Schloss wie auch unten im Gutshof eine ganz besondere Form von Lohenmulder Gemeinschaft.
    »Und: Wie ist denn dann mein neuer Zimmerkamerad nun so drauf im Moment?« fragte Knars dann nochmals.
    »Das wirst du dann schon gleich sehen«, raunzte Phillip genervt zurück. »Was meinst du, sollen wir anklopfen?«
    »Ja. Ist wohl besser«, meinte Knars. Womöglich zog sich sein neuer Zimmerkamerad auch gerade fürs Abendessen um, wenn sie plötzlich hereinplatzten . Das wäre für Knars dann noch ein weiterer schlechter Anfang hier am Schloss gewesen, dem er nach alledem, was heute im Lauf des Tages schon alles schief gelaufen war, nun unbedingt aus dem Weg gehen wollte.

07 Jan
     
»H ey, was klopft ihr beide denn an?« tönte es von innen heraus, als Phillip und Knars ins Zimmer kamen. »Das sind ja vollkommen neue Sitten. Wir Mulder haben schließlich doch keine Geheimnisse voreinander.«
    Phillip grinste frech. Knars schwieg. Wieder mal dumm gelaufen.
    Jan lag bereits fertig umgezogen auf seinem Bett. Die Arme hinterm Kopf verschränkt. Als er Knars kommen sah, setzte er sich jedoch auf die Bettkante.
    »Also, Alter. Schau her. Das hier ist jetzt der Konstantin«, sagte Phillip dann.
    Knars fühlte, wie er von unten intensiv gemustert wurde. Nicht unbedingt unangenehm. Aber je länger die Stille dauerte, um so wackeliger wurden seine Knie.
    »So. Konstantin, der Typ auf dem Bett dort wird Jan gerufen.« Phillip versuchte auf seine Art das gegenseitige Abtasten der beiden künftigen Zimmerkameraden etwas aufzulockern.
    Obwohl Jan bestimmt keinesfalls übergewichtig war, wirkte er durch seinen robusten stabilen Körperbau doch auch nicht gerade schlank. Bartstoppeln an den Wangen deuteten auch darauf hin, dass er sich wohl nur alle drei Tage zu rasieren pflegte. Vielleicht litt er aber ja auch unter einer leicht reizbaren Gesichtshaut, die ein noch öfteres Rasieren nicht ratsam erscheinen ließ. Die gelockte Struktur seiner dunkelbraunen Haare war von jener hartnäckigen Natur, die sich nur sehr schwerlich mit Kämmen oder Bürsten bändigen ließ. Jan trug über einem leichten hellen Hemd mit aufgestelltem Kragen bereits den offiziellen blauen Schulpullover, der ihn als echten Lohemulder auswies und unter dessen Halsausschnitt

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