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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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Abend …“ Da ihre Stimme zitterte, brach Susannah ab. Ihre Mutter schaute sie erstaunt an. „Heute Abend hat er nichts zu mir gesagt.“
    „Glaubst du etwa …“ Mrs. Hampton lächelte erleichtert. „Liebes, Miss Hamilton ist mit dem Marquess of Stavely verlobt.“
    „Mit dem Marquess …“ Susannah stockte der Atem. „Und ich dachte … ich wusste, dass sie an einem anderen Gentleman interessiert war. Wie konnte Miss Hamilton den Antrag eines anderen Mannes annehmen, der fast alt genug ist, um ihr Großvater zu sein?“
    „Nun kenne ich den Grund für dein eigenartiges Benehmen heute Abend“, meinte Mrs. Hampton missbilligend. „Irgendetwas musste dahinterstecken. Das habe ich bereits geahnt. Jedenfalls solltest du ihr gratulieren, Susannah. Sonst würde der Eindruck entstehen, du wärst neidisch auf ihr Glück. Und das bist du nicht.“
    „Natürlich nicht, Mama.“ Unverzüglich eilte Susannah zu Miss Hamilton, sprach die erforderlichen Floskeln aus und ignorierte die selbstgefällige Miene der jungen Dame. Ohne jeden Zweifel war die Braut hochzufrieden mit ihrem Schicksal. Immerhin sollte sie die Gemahlin eines steinreichen Aristokraten werden. Trotzdem beneidete Susannah sie kein bisschen. Lieber würde sie den Rest ihres Lebens als alte Jungfer verbringen, ehe sie einen Mann wie den Marquess heiraten würde. Danach kehrte sie in den Ballsaal zurück und hielt vergeblich Ausschau nach Lord Pendleton. Bedrückt spähte sie durch die offene Tür des Spielsalons. Auch dort entdeckte sie ihn nicht.
    „Falls Sie Pendleton suchen, der besucht gerade seine Geliebte“, verkündete eine heisere Stimme hinter ihr. Verblüfft drehte sie sich zu Lord Northaven um. „Ehe ich das Haus betrat, hörte ich, wie er die Adresse einem Droschkenkutscher nannte. Diese Dame kenne ich sehr gut. Was ihren gesellschaftlichen Umgang betrifft, ist sie nicht besonders wählerisch.“
    Susannah biss sich auf die Unterlippe. Eine so boshafte Bemerkung musste sie nicht beantworten, das war ihrer nicht würdig. „Entschuldigen Sie mich, ich muss meine Mutter suchen.“
    Als sie davonging, pochte ihr Herz wie rasend. Natürlich ging es sie nichts an, dass Lord Pendleton seine Geliebte besuchte. Nun bereute sie, dass sie ihm keinen Tanz gewährt hatte. Doch es spielte ohnehin keine Rolle, wenn er die Nacht in den Armen seiner Geliebten verbringen wollte. Den Tränen nahe, erkannte sie, wie dumm sie gewesen war. Ehe sie ihm eine Abfuhr erteilt hatte, wäre es klüger gewesen, sie hätte sich über die Tatsachen informiert. Jetzt musste er sie für furchtbar unhöflich halten.
    Am nächsten Tag sah sie Harry Pendleton nicht. Er kam in Amelias Haus, während sie mit Freundinnen spazieren ging, und hinterließ ihr ein Blumensträußchen, außerdem die Nachricht, er würde sie auf ihrem Ball sehen. Mehr durfte sie nicht erwarten – nicht einmal das, nachdem sie sich am vergangenen Abend so unmöglich benommen hatte. Sicher hielt er sie für ein flatterhaftes Geschöpf, das seine Ansichten nach Lust und Laune änderte.
    Inzwischen hatte sie beschlossen, zu vergessen, was Lord Northaven ihr erzählt hatte. Ob es stimmte, wusste sie nicht. Und selbst wenn – Harry Pendleton war ungebunden und berechtigt, jede Dame zu besuchen, deren Gesellschaft ihm gefiel.
    Allerdings – sollte er ihr einen Heiratsantrag machen, würde sie ihm zu verstehen geben, er müsse seine Kontakte mit anderen Frauen beenden. Aber es war albern, auch nur daran zu denken. Kein einziges Mal hatte er den Eindruck erweckt, er wäre ernsthaft an ihr interessiert. Und doch – sie hatte geglaubt, er würde zu ihr gehören. Und nun war sie eifersüchtig auf die Frau, die ihn am Vorabend von dem Ball weggelockt hatte.
    Am Morgen ihres Festes erfüllte heller Sonnenschein das Schlafzimmer. Iris brachte ihr ein Frühstückstablett, einen Stapel Briefe und kleine Geschenke.
    „Was bedeutet das?“, fragte Susannah überrascht. „Heute feiere ich nicht meinen Geburtstag. Ja, ich wusste, ich würde ein paar Blumen bekommen. Aber sonst nichts.“
    „Packen Sie die Geschenke doch aus“, schlug die Zofe vor.
    Susannah ergriff das erste Päckchen und studierte die Karte. „Von Mama. Was mag das sein?“ Sie zerriss das Geschenkpapier und entdeckte ein kleines Samtetui. Darin lag eine mit Diamanten besetzte Haarspange. „Oh, wie schön! Das muss Mama ein paar Guineen gekostet haben.“
    „Heute ist ja auch ein besonderer Tag, Miss“, betonte Iris lächelnd. „Nun

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