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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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ließ sich den Aufruhr ihrer Gefühle nicht anmerken. Zweifellos hatte Mary Hamilton von Lord Pendleton gesprochen. Auf den letzten Bällen hatten die beiden öfter miteinander getanzt.
    Schweren Herzens betrat sie mit Iris das Haus. Was für eine alberne Enttäuschung – mit keinem Wort hatte Harry Pendleton erwähnt, er wäre ernsthaft an ihr interessiert. Einfach lächerlich, ich bin auch gar nicht enttäuscht, redete sie sich ein. Obwohl es ein bisschen wehtat, dass ihr allerbester Freund ausgerechnet Mary Hamilton heiraten wollte …
    Auf dem Ball an diesem Abend muss ich möglichst unbefangen wirken, nahm Susannah sich vor, denn ich werde Lord Pendleton und Mary wiedersehen. Sie trug wieder ein weißes Kleid, das ihr besonders gut stand. Aber bei Marys Anblick stockte ihr der Atem. Die junge Dame erschien in einem offensichtlich sehr teuren Seidenkleid, am Oberteil mit Schmucksteinen bestickt, am Saum mit Brüsseler Spitzen geschmückt. Dazu passte eine Halskette aus Rubinen und Diamanten, die zweifellos ein kleines Vermögen gekostet hatte. Am Finger ihrer linken Hand glitzerte ein ebenso wertvoller Ring. Kein Wunder, dass ihre Augen triumphierend strahlten!
    Bedrückt lauschte Susannah dem Getuschel ringsum. Ja, es stimmte – an diesem Abend sollte Mary Hamiltons Verlobung verlautbart werden.
    Susannah hatte die Ankunft der Herren nicht bemerkt. Aber dann sah sie Mary lächeln – und Sekunden später entdeckte sie Harry. Natürlich schien die junge Dame vor lauter Stolz zu platzen, immerhin würde sie die beste Partie der Saison machen.
    Jetzt wollte Susannah den Klatschbasen nicht mehr zuhören. Stattdessen beschloss sie sich zu amüsieren, flirtete mit ihren Tanzpartnern und lachte über deren Scherze. Wie schmerzhaft ihr Herz gegen die Rippen hämmerte, ließ sie sich nicht anmerken. Erst jetzt hatte sie erkannt, was Harry Pendleton ihr bedeutete. Und es war zu spät, denn er hatte seine Wahl getroffen – und sich nicht für sie entschieden.
    Erst nach einer Stunde kam er zu ihr. Wie gut er aussah, untadelig gekleidet in dem Stil, den Mr. Brummell, einst der Favorit des Prinzregenten, kreiert hatte … Zu einem Frackrock und Kniehosen in Schwarz trug er ein blütenweißes Hemd. Im kunstvoll geschlungenen Krawattentuch steckte eine Diamantennadel, die im Kerzenlicht funkelte. „Verzeihen Sie, dass ich Sie erst so spät begrüße“, entschuldigte er sich lächelnd. „Hoffentlich haben Sie noch einen Tanz für Ihren allerbesten Freund übrig, Susannah.“
    „Da muss ich Sie enttäuschen“, erwiderte sie kühl. „Weil ich annahm, Sie möchten nicht mit mir tanzen, habe ich alle Tänze vergeben.“
    „Wie meinen Sie das?“, fragte er sichtlich verwirrt. Ehe sie antworten konnte, erschien ihr nächster Tanzpartner. Die Stirn gerunzelt, beobachtete Harry, wie sie den jungen Mann anlachte. Devonshire, der Erbe eines Dukes, würde wohl kaum um sie werben, denn er brauchte eine reiche Erbin, die seine kostspieligen Amüsements finanzierte.
    Während Harry neben einer Glastür stand, sah er sie mit mehreren Bewunderern tanzen. Was mit ihr geschehen war, verstand er nicht. Heute Abend klang ihr Lachen nicht echt. Irgendetwas musste ihren Unmut erregt haben. Und daran gab sie ihm die Schuld – wenn er sich auch beim besten Willen nicht vorstellen konnte, was er verbrochen hatte.
    Schließlich zuckte er die Achseln und verließ die Tanzparty. Er würde seinen Club aufsuchen – oder vielleicht die Dame, die bis vor wenigen Wochen seine Geliebte gewesen war. Die Affäre mit Elaine hatte er beendet, weil sie beiden nicht mehr gefiel. Aber er konnte mit ihr reden. Und im Augenblick brauchte er den Rat einer Frau. Darum wollte er weder seine Mutter noch seine Schwester bitten.
    Vor dem Souper bemerkte Susannah seine Abwesenheit. Und dann entdeckte sie Mary Hamilton zwischen ihrer Mutter und einem Gentleman von etwa fünfzig Jahren, in dem sie den Marquess of Stavely erkannte. Er trug einen braunroten Frackrock, enge Hosen, die seinen Bauch unvorteilhaft betonten, und eine sonderbare schwarze Perrücke. Als bemerkte er ihr Interesse, hob er ein goldenes Lorgnon und musterte sie. Errötend wich Susannah seinem Blick aus.
    Während sie am Buffet stand und überlegte, was sie essen sollte, kam ihre Mama zu ihr. „Hast du Miss Hamilton schon gratuliert, Susannah?“
    „Nein, Mama. Heute Morgen traf ich sie, und sie erwähnte, sie würde einen Heiratsantrag erwarten. Aber ich nahm nicht an, dass sie schon heute

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