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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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bringe Sie nach Hause. Dort wird Ihre Mama einen Arzt rufen. Oder sind Ihre Schmerzen so stark, dass Sie nicht so lange warten wollen?“
    „Was für ein erbärmlicher Schwächling wäre ich, würde mir so ein kleiner Zwischenfall alle Kräfte rauben! Mir ist nur ein bisschen schwindlig … Vielleicht ein Glas Wein, während die Pferde gewechselt werden?“
    „Was immer Sie wünschen, Miss Hampton. Wenn ich jemals wiedergutmachen kann …“
    „Davon will ich nichts mehr hören.“ Lächelnd legte sie einen Finger auf seine Lippen. „Helfen Sie mir auf die Karriole, und wir vergessen, was geschehen ist. Daran bin ich genauso schuld wie Sie, Toby. Immerhin habe ich Sie gedrängt, mir Fahrstunden zu geben.“
    Mit diesen Worten beruhigte sie ihn ein wenig. Doch sein Gewissen plagte ihn immer noch. Hätte sie schlimmere Verletzungen erlitten – er könnte ihrer Mama nicht gegenübertreten. Was Harry sagen würde, wollte er sich gar nicht vorstellen.
    Als sie im Hof des Gasthauses hielten, hatten die Schmerzen nachgelassen. Mit Tobys Hilfe hinkte Susannah zu einer Bank im Freien, und er brachte ihr ein Glas Wein. Dann ließ er das Gespann wechseln. Während sie an ihrem Glas nippte, fuhr eine große, imposante Kutsche in den Hof.
    Zwei Damen stiegen aus und gingen zum Gasthof, gefolgt von einem Reiter. Nachdem er sich aus dem Sattel geschwungen hatte, sprach er mit einem Stallknecht. Dann wandte er sich ebenfalls zum Gasthaus. Bei Susannahs Anblick blieb er verwundert stehen.
    „Miss Hampton!“ Missbilligend hob Harry die Brauen. „Was machen Sie denn hier?“
    Lächelnd schaute sie zu ihm auf. „Wir haben ein kleines Abenteuer überstanden, Sir. Jetzt lässt Toby die Pferde wechseln, weil die anderen erschöpft sind.“
    „Ah, ein Abenteuer! Was ist das für ein Unsinn?“ Ärgerlich schüttelte er den Kopf, denn es schickte sich wahrlich nicht, dass Susannah allein im Sonnenschein saß und Wein trank. „Hat Toby Sie in Schwierigkeiten gebracht?“
    „Glauben Sie mir, es war nicht seine Schuld. Im Wald am Straßenrand wurde gejagt, Schüsse krachten, und das Gespann ging durch. Und als Toby die Pferde wieder unter Kontrolle hatte, kam plötzlich ein Farmerkarren aus einer Zufahrt und stieß gegen die Karriole …“ Als sie hellen Zorn in Pendletons Augen funkeln sah, unterbrach sie sich. „So schlimm war es nicht. Toby meint …“
    „Das soll der junge Idiot mir selber erklären!“, fiel Harry ihr ins Wort, als sein Neffe unbehaglich zurückkehrte. „Soeben erzählt mir Miss Hampton, du hättest deine Pferde durchgehen lassen? Und du willst ein Mitglied im Four-in-Hand werden? Also, was hast du mir zu sagen?“
    „Nichts, was die Situation bessern würde“, gestand Toby schuldbewusst. „Aber Miss Hampton wurde nicht schwer verletzt und …“
    „Verletzt? Susannah wurde verletzt?“ Harry fuhr herum und starrte sie anklagend an. „Das haben Sie mir verschwiegen.“
    „Ich … ich fiel von der Karriole, als der Karren dagegenprallte“, stammelte Susannah, „und schlug mit dem Kopf am Boden auf. Ein paar Minuten lang war ich bewusstlos. Und jetzt geht es mir wieder gut.“
    „Ich bringe Sie sofort nach Hause“, entschied Harry. „Und Sie sollten in dieser Hitze keinen Wein trinken. Schon gar nicht, nachdem Sie sich den Kopf angeschlagen haben.“ Wütend starrte er seinen Neffen an. „Warum hast du sie hierher geführt? Was hast du dir bloß dabei gedacht?“
    „Ich hatte keine Wahl, weil wir die Pferde wechseln mussten. Und Miss Hampton wollte etwas trinken.“
    „Dann hättest du ihr ein Glas Wasser oder eine Limonade holen sollen. Ich fahre sie in deiner Karriole nach Hause. Kümmere dich um ein Pferd, und begleite meine Mutter und Miss Hazledeane nach Bath. Erklär ihnen, warum ich sie deiner Obhut anvertraue. Und ich bitte dich – versuch die kurze Strecke zu bewältigen, ohne weiteren Schaden anzurichten.“
    Die Wangen feuerrot vor Scham, starrte Toby seinen Onkel an. Susannah warf ihm einen Blick voller Mitgefühl zu und berührte seinen Arm, bevor sie Harry zur Karriole folgte. Obwohl der Knöchel immer noch schmerzte, bemühte sie sich, nicht zu hinken. Sonst hätte sie ihren Freund womöglich einer neuen Schimpftirade ausgeliefert. Harrys Verhalten missfiel ihr gründlich. Warum musste er seinen Neffen so arrogant und ungerecht behandeln? Bisher hatte sie ihn für einen freundlichen, sanftmütigen Mann gehalten. Und jetzt überlegte sie, ob sie sein wahres Wesen kannte.
    Erbost

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