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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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ignorierte sie seine Hand, die er ihr reichte, und ließ sich von Tobys Reitknecht auf die Karriole helfen. Schweigend hatte der Mann die schockierende Szene beobachtet. Daran nahm sie sich ein Beispiel. Während der kurzen Fahrt nach Bath sagte sie kein einziges Wort.
    Welch ein Pech, dass Pendleton ausgerechnet heute hierherkommen musste. Wäre er erst morgen oder übermorgen in Bath eingetroffen, so wie es in seinem Brief stand, hätte er nicht herausgefunden, was mir zugestoßen ist .
    Vor dem Haus an der Crescent warf Harry dem Reitknecht die Zügel zu, ergriff ihre Hand und gab Susannah keine Gelegenheit, die Geste zu ignorieren. Da ihr nichts anderes übrigblieb, ließ sie sich vom Wagen helfen. In höflichem, kühlem Ton dankte sie ihm.
    „Verzeihen Sie mir, wenn ich Sie gekränkt habe, Susannah“, bat er. „Vielleicht habe ich mich etwas zu rüde geäußert. Aber ich war erschrocken und besorgt. Hätte ein Bekannter Sie gesehen, allein auf einer Bank vor dem Gasthof, ein Glas Wein in der Hand – nur in der Begleitung meines Neffen …“
    „Und seines Reitknechts!“
    Verächtlich winkte er ab. „Der zählt nicht. Jedenfalls hätten Sie Ihren guten Ruf verlieren können, Susannah.“
    „Da es meine Idee war, auf dieser Bank zu sitzen und ein Glas Wein zu trinken, trifft Ihren Neffen keine Schuld, Sir. Und Sie hätten ihn nicht so schroff behandeln dürfen.“
    „Anscheinend verstehen Sie sich sehr gut mit Toby. Gibt es ein gewisses … Einverständnis zwischen meinem Neffen und Ihnen?“
    „Nein! Natürlich nicht!“ Abrupt kehrte sie ihm den Rücken, als Tränen in ihren Augen brannten. Wie konnte er ihr eine solche Frage stellen?
    Inzwischen hatte der Reitknecht an die Tür geklopft. Als sie geöffnet wurde, betrat Susannah das Haus, und es gelang ihr, nicht zu humpeln, als sie die Halle durchquerte. Langsam stieg sie die Treppe hinauf und hoffte, ihre Mutter und Amelia wären wie geplant zum Kurhaus gegangen. Sie wollte ihnen nicht erklären, warum Harry sie nach Hause gebracht hatte – oder vielleicht sollte sie ihn wieder Lord Pendleton nennen, denn sie bezweifelte, dass er ihr jetzt noch einen Heiratsantrag machen würde. Nach seiner Ansicht hatte sie sich unschicklich benommen.
    In ihrem Zimmer warf sie sich aufs Bett und weinte, bis die Tränen versiegten. Als die Zofe zu ihr kam, bat Susannah, sie möge eine kalte Kompresse auf ihren Knöchel legen, und Iris gehorchte. Sie wollte einen Arzt holen. Aber das lehnte Susannah ab. Inzwischen hatte ihr verstauchter Fuß schon genug Aufsehen erregt.
    Pendletons Vorwürfe hatten sie in tiefster Seele verletzt. Insbesondere die Frage, ob ein Einvernehmen zwischen Toby und ihr bestand! Wo Harry doch wissen muss, wie viel er mir bedeutet … Nun wünschte sie beinahe, sie würde sich in Toby verlieben – nur um seinem Onkel eins auszuwischen.
    Wie konnte Harry nur glauben, sie wollte nicht ihn heiraten, sondern einen anderen?
    Am nächsten Morgen schmerzte ihr Knöchel immer noch ein wenig. Susanna erklärte ihrer Mutter, sie habe ihren Fuß verstaucht, als sie von der Karriole gestiegen sei, um sich die Beine zu vertreten. So schlimm sei es nicht. Und sie würde sehr gern einen Tag daheim verbringen.
    „Ich bin heute Nachmittag zum Tee eingeladen“, erklärte Amelia. „Soll ich den Besuch absagen? Wenn du dich einsam fühlst, bleibe ich sehr gern bei dir, Liebes. Denn deine Mama ist ebenfalls verabredet. Und das ist wichtiger als meine Teeparty, denn sie wurde gebeten, mit Lady Elizabeth auszufahren.“
    „Meinetwegen müssen Sie Ihre Pläne nicht ändern, Amelia“, erwiderte Susannah. „Ich beschäftige mich sehr gern mit einem Buch. Und da wir heute Abend ins Theater gehen, möchte ich meinen Knöchel bis dahin nicht bewegen.“
    „Wenn ich zurückkomme und es dir noch immer nicht besser geht, rufe ich den Arzt“, entschied Mrs. Hampton. „Oder möchtest du ihn schon jetzt sehen, meine Liebe?“
    „Danke, nicht nötig“, versicherte Susannah.
    Nur widerstrebend ließen ihre Mutter und Amelia sie allein.
    Sie begann zu lesen, aber sie konnte sich nicht auf die Lektüre konzentrieren. Oh, warum hatte Harry sich so grauenhaft benommen? So inbrünstig hatte sie das Wiedersehen herbeigesehnt. Und er musste alles verderben.
    Schließlich legte sie das Buch beiseite, stand auf und ging in den Garten hinter dem Haus. Er sah sehr romantisch, aber etwas verwildert aus. Im nächsten Frühjahr wollte Amelia Blumenbeete anlegen lassen. Susannah

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