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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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„Vermutlich kennen Sie Miss Hazledeane noch nicht? Jenny wird vorerst bei mir wohnen. Soeben hat sie ihren Bruder verloren. Da er ihr eine offizielle Trauer untersagt hat, sollten Sie verstehen, dass sie nicht schwarz gekleidet ist.“
    „Miss Hazledeane …“ Höflich knickste Susannah. „Mein herzliches Beileid. Gewiss sind Sie sehr unglücklich.“
    „Ja, in der Tat.“ Jenny hob die Brauen. „Vielen Dank für Ihre Anteilnahme, Miss Hampton. Aber Sie wissen nichts über meinen Bruder und mich.“
    Susannah fühlte sich zurechtgewiesen. Das verdiente sie nicht, denn sie hatte ihre Worte aufrichtig gemeint, was Miss Hazledeane zu bezweifeln schien. Verlegen schwieg sie, lauschte der Konversation und beobachtete die Theaterbesucher, die zu ihren Plätzen zurückkehrten.
    „Seien Sie versichert, Jenny wollte nicht unfreundlich sein“, erklang eine Stimme hinter ihr, und sie drehte sich zu Harry um. „Zurzeit befindet sie sich in einer etwas unangenehmen Lage, und das zerrt an ihren Nerven.“
    „Das verstehe ich“, sagte sie, obwohl sie glaubte, Miss Hazledeane wäre mit voller Absicht so unhöflich gewesen. „An ihrer Stelle würde es auch mir widerstreben, mit Leuten zu reden, die ich nicht kenne.“
    „Hoffentlich werden Sie Jenny etwas umgänglicher finden, wenn Sie uns auf dem Landsitz besuchen. Sie würde eine Freundin in ihrem Alter brauchen.“
    „Das nehme ich an. Wenn sie sich mit mir anfreunden möchte, hätte ich nichts dagegen.“
    „Danke …“ In diesem Moment ertönte das Klingelzeichen. Harry verneigte sich. „Nun müssen wir wieder zu unseren Plätzen gehen. Morgen Vormittag werde ich Mama und Jenny in die Trinkhalle begleiten. Würden Sie am Nachmittag mit mir ausfahren, Susannah?“
    „Sehr gern.“ Eindringlich schaute sie in seine Augen. „Ich will Ihre Freundschaft nicht verlieren, Sir. Wenn ich Sie bei Ihrem Besuch etwas rüde behandelt habe, entschuldige ich mich.“
    „Wahrscheinlich habe ich Ihren Unmut erregt. Am besten vergessen wir unsere Differenzen.“
    „Einverstanden.“
    „Um zwei Uhr nachmittags hole ich Sie ab, Susannah.“
    „Gut, ich werde Sie erwarten. Und jetzt müssen Sie Ihre Plätze wieder einnehmen.“
    Nachdem er seine Begleiterinnen aus der Loge geführt hatte, setzte sie sich und dachte an ihre kurze Begegnung mit Miss Hazledeane. Warum hat sie mir ihre Abneigung so deut lich gezeigt? Will sie Harry für sich gewinnen?
    Am nächsten Vormittag fuhr Margaret Hampton mit Freunden aus, und Amelia besuchte Lady Jamieson.
    Da Susannah nichts anderes zu tun hatte, brachte sie einige Bücher in die Leihbibliothek zurück. Danach betrat sie einen kleinen Teesalon auf der gegenüberliegenden Straßenseite und kaufte Schokoladebonbons, mit Pfefferminz gefüllt, die Amelia besonders gern aß. Dabei sah sie, wie eine junge Dame in Dunkelblau und ein hochgewachsener, distinguierter Gentleman an einem Ecktisch Platz nahmen. Erstaunt erkannte sie Miss Hazledeane und den Marquess of Northaven.
    Im Theater war Jenny Hazledeane so kühl und zurückhaltend gewesen. Und jetzt strahlte sie über das ganze Gesicht. Als wäre sie verliebt …
    Hastig schaute Susannah weg, als Jennys Blick in ihre Richtung schweifte, und bezahlte die Bonbons. Dann verließ sie den Teesalon und eilte nach Hause.
    Die Szene, die sie soeben beobachtet hatte, beunruhigte sie. Natürlich ging es sie nichts an, mit wem Miss Hazledeane sich traf – aber sie erinnerte sich an Harrys ernsthafte Warnung vor dem Marquess of Northaven. Was mochte er denken, wenn er erfuhr, das Mündel seiner Mutter habe mit dem Mann, den er für wenig vertrauenswürdig hielt, Tee getrunken? Gewiss wäre er nicht erfreut und würde das Mädchen tadeln.
    Nein, sie durfte ihm nicht erzählen, was sie gesehen hatte. In die Privatsphäre einer jungen Frau, die sie kaum kannte, würde sie sich niemals einmischen. Andererseits, falls Jenny etwas zustieß und Harry sich dafür verantwortlich fühlte … Und wenn er herausfand, sie wäre Zeugin eines Treffens zwischen Lady Elizabeths Mündel und Northaven geworden, ohne es zu erwähnen, würde er sich zweifellos ärgern. Trotzdem beschloss sie zu schweigen, weil sie Indiskretionen hasste.
    Zu Hause angekommen, begegnete sie Amelia in der Eingangshalle. „Ich habe Pfefferminzbonbons gekauft“, erklärte Susannah und reichte ihr die kleine Schachtel.
    „Oh, vielen Dank! Sehr aufmerksam von dir, Liebes.“
    „Nun muss ich mich umziehen. Lord Pendleton wird mich bald

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