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Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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Buchapotheker?«, wandte sich Olson nun an ihn. »Gegen was empfehlen Sie denn meine Bücher?«
    »Zur Behandlung vom Ehemann-in-Rente-Syndrom«, antwortete Perdu spitzer, als er geplant hatte.
    Olson starrte ihn an. »Aha. Und wie?«
    »Wenn der Ehemann nach der Pensionierung so sehr im Weg herumsitzt, dass seine Frau ihn am liebsten umbringen will, liest sie Ihre Bücher und will dann lieber Sie umbringen. Es ist eine Aggressionsumleitung.«
    Max starrte ihn verblüfft an. Olson fixierte Perdu, und dann – lachte er schallend.
    »Oh my god, ich erinnere mich. Mein Vater saß meiner Mutter ständig zwischen den Füßen und fing an, sie zu kritisieren. Wieso kochst du Kartoffeln nicht ungeschält? Hi, Liebling, ich habe mal den Kühlschrank umgeräumt. Grässlich. Und er hatte kein Hobby, der Mann, als Ex-Workaholic. Wollte ziemlich bald sterben vor Langeweile und gefallener Würde, aber meine Mum ließ ihn nicht. Schickte ihn ständig raus, mit den Enkeln, in Handwerkerkurse und in den Garten. Ich glaube, sonst wäre sie in den Knast gekommen, wegen Totschlags.«
    Olson feixte. »Wir Männer werden anstrengend, wenn wir außer Arbeit nichts haben, worin wir gut sind.« Er trank seinen Wein in drei langen Schlucken aus.
    »Okay, trinken Sie schneller«, verlangte er dann, während er sechs Euro auf dem Tresen hinterließ. »Es ist so weit.«
    Und weil sie darauf hofften, dass er ihnen ihre Frage beantworten würde, wenn er sie erst einmal angehört hatte, tranken sie den Wein ebenfalls auf ex und folgten P.D.
    Wenig später waren sie an dem alten Schulgebäude angelangt. Auf dem Hof standen zahlreiche Wagen, mit Kennzeichen aus der ganzen Loire-Gegend, sogar aus Orléans und Chartres.
    Olson marschierte zielsicher auf die Sporthalle der Schule zu.
    Als sie eintraten, befanden sie sich auf einmal mitten in Buenos Aires.
    Links an der Wand: die Männer. Rechts auf den Stühlen: die Frauen. In der Mitte: der Tanzboden. Am Kopfende, wo die Kletterringe hingen: eine Tangokapelle. Am Ende, wo sie standen: eine Bar, hinter der ein sehr runder kleiner Mann mit muskulösen Oberarmen und einem prächtigen schwarzen Schnurrbart Getränke einschenkte.
    P. D. Olson drehte sich um und rief über die Schulter: »Tanzen Sie! Beide. Danach beantworte ich Ihnen jede Frage, die Sie haben.«
    Als er Sekunden später über die Tanzfläche schritt, zielsicher auf eine junge Frau mit streng zurückgebundenem, blondem Haar und einem geschlitzten Rock zu, da hatte sich der alte Mann verwandelt. In einen geschmeidigen, alterslosen Tanguero, der die junge Frau, eng an sich gepresst, kundig durch die Halle führte.
    Während Max entgeistert auf diese unerwartete Welt sah, wusste Monsieur Perdu sofort, wo er sich befand: in einem Buch von Jac. Toes hatte er so etwas einmal beschrieben gesehen. Heimliche Tango-Milongas in Aulas, Turnhallen, stillgelegten Scheunen. Dort trafen sich Tänzer aller Klasse, jeden Alters, jeder Nationalität; manche fuhren Hunderte Kilometer für diese Handvoll Stunden. Sie alle einte eines: Sie mussten ihre Leidenschaft für den Tango vor ihren eifersüchtigen Partnern und der Familie geheim halten, die diesen lasterhaften, melancholischen, frivolen Bewegungen nur Ekel und peinlich berührte Steifheit entgegenzusetzen hatten. Niemand ahnte, wo die Tangueras in den Stunden dieser Nachmittage waren. Man vermutete sie beim Sport oder der Fortbildung, im Meeting oder beim Einkauf, in der Sauna, auf dem Feld oder zu Hause. Doch sie tanzten um ihr Leben. Sie tanzten, um überhaupt zu leben.
    Nur wenige taten es, um ihre Geliebten und Liebhaber zu treffen; denn beim Tango ging es nie um das eine.
    Es ging um alles.

Manons Tagebuch

Auf dem Weg nach Bonnieux
11. April 1987
Seit acht Monaten weiß ich, dass ich also doch noch eine andere Frau bin als das Mädchen, das letzten August in den Norden kam, und sich so davor fürchtete, lieben zu können – zwei Mal.
Es ist für mich immer noch erschütternd zu erleben, dass sich Liebe nicht auf einen Menschen beschränken muss, um wahr zu sein.
Im Mai heirate ich Luc, unter tausend Blüten und in dem süßen Duft, der Neubeginn und Zuversicht mit sich trägt.
Ich werde nicht mit Jean brechen; ich werde es ihm aber überlassen, dies mit mir zu tun, mir Vielfresserin, Alleswollerin.
Ängstigt mich die Vergänglichkeit so sehr, dass ich alles jetzt erleben will, nur zur Sicherheit, falls mich morgen der Schlag trifft?
Heiraten. Ja? Nein? Es in Frage zu stellen hieße, alles in

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