Das Leben dahinter (German Edition)
war. Da diesem Biest überhaupt nichts beikommen konnte – zumindest nichts, von dem sie wussten – und es doch vergleichsweise lange überleben konnte, hatten sie das Experiment an eine Außenwand verlegt und Korhonen in eine Sicherheitsschleuse gesteckt. Würde das Tier zu aufdringlich werden, würden sie einfach die Luke auf der gegenüberliegenden Seite des Labors öffnen. Korhonen müsste zu diesem Zeitpunkt möglichst in der Schleuse sein und darauf hoffen, dass das Biest ihm nicht folgen würde.
Das ist Unsicherheitsfaktor Numero uno!
Natürlich genügte ein einfacher Unterdruck durch das Vakuum kaum aus, um ein Tier mit einer Reaktionszeit, die praktisch gleich null war, von Korhonen zu lösen. Johannson hatte jedoch einige interessante Theorien in den Aufzeichnungen der PRO gefunden, die möglicherweise hilfreich waren. Es ging darum, dass sie sich überlegt hatten, einen Menschen vollständig zu simulieren. Also seine Erscheinung, seinen Geruch, seine Hirnmuster, die komplette Skala seiner elektromagnetischen Emissionen. Egal, was die Insekten dazu stimulierte, einen Menschen anzugreifen, eines davon würde die Simulation wahrscheinlich abdecken.
Das ist die zweite unsichere Annahme!
Sie wollten die emittierten Werte dabei um ein geringes Maß steigern, um sie für diese Biester interessanter zu machen, als die eines echten Menschen.
Doch a uch dieser Ansatz wurde von der Organisation schnell verworfen, da sie davon ausgehen mussten, dass die Tiere eine Simulation spätestens dann als solche erkennen würden, wenn sie sie erreichten, und sich dann wahrscheinlich gegen diesen Stimulus entscheiden würden.
In Verbindung mit einem Vakuum und dem Phasenübergang an der Außenwand, k onnte es jedoch klappen, es für dieses Experiment zu nutzen. Glücklicherweise reichten die Kapazitäten des Bordnetzes für eine komplexe Menschensimulation gerade noch aus.
Wenn dieses Tier also den Doktor angreifen würde, würden sie einen gefälschten Korhonen direkt vor die Außenluke projizieren, das Tier würde sein Angriffsziel daraufhin ändern und sobald es bei der Luke wäre, würden sie es instantan in den Normalraum pusten.
Und noch eine wage Theorie! Du weißt schon, dass das verdammt dünnes Eis ist ? Wenn es schief geht, hast du ihn auf dem Gewissen. So sollte ein Wissenschaftler nicht arbeiten!
Die Stimme in seinem Kopf predigte ihm ein mögliches, vielleicht sogar sehr wahrscheinliches Unheil und sein Magen machte beim Gedanken daran Purzelbäume. Johannson versuchte sich deshalb abzulenken und sich vorzustellen, wie es aussehen würde, wenn das Insekt durch die Luke aus dem Labor geblasen und auf die Dreierbrane aufprallen würde. Wie jemand, der aus einem Fahrzeug auf die Straße geworfen wurde. Es würde vermutlich einen Lichtblitz geben und dann würde sich das Insekt verwirrt blinzelnd im normalen Weltall wiederfinden und sich wundern, wo es war. Sonderlich spektakulär würde es jedoch nicht werden. Die Tiere waren nur knapp 70 Mikrometer lang und somit für das menschliche Auge kaum wahrzunehmen, besonders nicht auf die Entfernung, die Johannson dazu haben würde.
G enaugenommen waren sie so klein, dass sie einzeln selbst dann keine Gefahr sein konnten, wenn sie unaufhörlich fraßen. Die Aufzeichnungen zeigten, dass sie die Oberfläche eines Menschen Schicht für Schicht abtrugen und sich nur wenig in ihn hineinbohrten, um Schaden anzurichten. Ein einzelnes Tier würde für einen ganzen Menschen somit mindestens vier Jahre brauchen, um ihn vollständig aufzufressen und zu verwerten. Und das auch nur, wenn die Hautregeneration nicht reagieren und die gefressenen Bereiche nicht wieder reparieren würde.
Doch t rotz dieser ermutigenden Fakten, war Johannson noch immer nicht allzu wohl bei ihrem Experiment. Er hatte gesehen, was die Insekten zu tun in der Lage waren und wie renitent sie waren. Wie sie eine ganze Welt voller Menschen in ihrem Fresswahn vernichtet hatten. Diese Bilder verfolgten Johannson Tag und Nacht und dass sie nun eines dieser Monster vorsätzlich erzeugten, schien ihm mittlerweile so fremd wie ein vergangener Albtraum.
Was, wenn sich dieses eine Exemplar nun irgendwie vermehren würde – durch Meiose oder so was? Wenn sie plötzlich zu Millionen im Labor umherschwirren würden? Wenn sie auf die Simulation nicht hereinfielen? Wenn Korhonen sich nach draußen zu retten versuchen würde und ihm die gefräßige Horde folgte? Die Glasscheibe und die Wände zwischen ihnen und dem
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