Das Leben dahinter (German Edition)
wie ein Ballett der farbig hervorgehobenen Pakete, die sich nach und nach aus einer ikonischen Wolke in einer neuen Struktur zusammenfügten. Ständig überprüfte das Konstruktionsprogramm, ob die einzelnen Teile zusammen sinnvoll waren, und sendete sie sogleich an den Compiler, der die spätere Funktionstüchtigkeit im Uthrii-Netz überprüfte. Anfangs gab es einige Konflikte, doch inzwischen hatte Caitlin den Dreh raus, sodass es kaum noch zu Fehlermeldungen kam. Wenn doch, erwischte sie sich dabei, wie sie murmelnd den Compiler beschimpfte.
„ Was hast du denn nun wieder? Warum willst du das nicht machen?“ Und dann wurde sie zornig. Doch sie wusste natürlich, dass jeder Fehler ihr Fehler war.
Ich muss es schaffen , mahnte sie sich selbst. Ihre Hände bewegten sich von selbst. Ich muss verhindern, dass es noch mehr Tote gibt!
Was Caitlin vorhatte, war auch nicht hirnrissiger als Janines Plan, die Führung dieses Schiffes an sich zu reißen – möglicherweise blutig – und ihr Leben lang immer weiter zu fliegen.
„Ich schaffe es“, sagte sie in den Raum. Das Netz hätte vermutlich auf ihre Aussage reagiert, wäre es gerade nicht ausgesperrt gewesen. „Es ist doch ganz leicht.“
Sie wischte die Tränen weg.
„Und wenn die Uthrii nicht einlenken wollen, muss ich mir etwas anderes überlegen.“
Sie schätzte, sie würde noch zwei oder drei Tage benötigen, bevor sie die erste Übermittlung beginnen konnte. Und danach würde sie herausbekommen, was alle anderen gerne gewusst hätten, nämlich wer diese komischen Uthrii waren, wo sie zu finden waren und warum sie es getan hatten. Und dann würde sie sie zur Rede stellen.
Wenn die anderen wiederkämen, könnte sie überall weiterarbeiten, dazu war nur ein kleiner Befehl an das Bordnetz nötig. Sie würde sich in einen der Netzknotenräume zurückziehen und im Stillen weitermachen. Da würde sie sich auch die Phalangen des Schiffes vornehmen und sich ein paar Knotenpunkte aus dem Uthrii-Netz schnappen, um mit den ersten Übermittlungen zu beginnen.
Auch ein Grund, warum es schnell gehen musste; sobald Janine und die anderen ihren kleinen Aufstand starteten, würde der Käpt‘n das Schiff möglicherweise aus dem Sub kicken und es wäre Caitlin nicht mehr möglich sein zu senden. Aber eins nach dem anderen…
Kommunikation
„Ich weiß nicht“, sagte Lisa Stein. Der Käpt’n war über sie gebeugt. Sie sprach jedoch nur mit dem Leberfleck auf seiner Schulter. „Ich bin heute nicht in der Stimmung.“
„Wieso?“ Diese unglaublich dunkle Stimme, die sie einmal so attraktiv an ihm gefunden hatte, war in ihren Ohren plötzlich zu einem un erträglichen Wimmern geworden. „Keine Lust auf Entspannung?“
Er war bereits in sie eingedrungen, doch sie hatte ihn schnell gestoppt, denn es fühlte sich an, als war es eine in Sandpapier gewickelte Drahtbürste, die sie nun spürte. Er hatte sicherlich auch bemerkt, dass ihre Begierde inzwischen komplett vertrocknet war. Es war unangenehm, fast schmerzhaft und fühlte sich insgesamt irgendwie falsch an.
Er rollte sich von ihr herunter und legte sich wieder auf den Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Das war somit das gewöhnliche Ende ihrer Akte, doch fühlte sie sich normalerweise etwas besser als jetzt. Jetzt verschränkte auch Stein ihre Arme vor der Brust.
Heute war es ohnehin nicht ihre Idee gewesen, dieses Stelldichein. Jason hatte quasi darauf bestanden und sie hatte prinzipiell nichts dagegen einzuwenden gehabt. Doch nicht mit ihm, wie sich nun herausstellte. Sie hatte das Gefühl, dass selbst der Geruch falsch war.
Na, haben wir doch ein schlechtes Gewissen? Die Stimme klang wie die ihrer Mutter. Also bevor sie an einem Tumor starb, den sie nicht behandeln lassen hatte, und Lisa als zwölfjährige Vollpubertierende zurückließ. Nein, sie hatte kein schlechtes Gewissen. Warum auch? Da war kein Grund für solche Gefühle! Ihr war einfach die Lust vergangen.
Ja genau! Red du nur, Mädchen. Je mehr du es abstreitest, desto wahrer wird’s. Du kannst noch so abgeklärt und erwachsen wirken, aber wir wissen beide, dass du dich Hals über Kopf verknallt hast. Ich kann dir die Hormone aus dem Gesicht springen sehen. Aber das ist leider eben ausnahmsweise nicht nur mal eben ein Snack zwischendurch.
„Ist ja scheißegal“, meinte Jason und klang dabei leicht gekränkt. „Hat dieser senile, alte Reagenzglasschüttler schon eine Idee?“
Die Herausforderung in Jasons gemeiner
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