Das Leben dahinter (German Edition)
Stummelbeine der vergrößerten Projektion klebten auf dem riesigen Abbild der Wand. Korhonen sah das Bild erstaunt an, zog eine Augenbraue argwöhnisch hoch, ging zu der Wand, auf dem das Tier saß, schnappte sich einen Messbecher und schlug letztlich damit mit voller Wucht auf den leuchtenden Kreis, der daraufhin augenblicklich verschwand. Auch die Vergrößerung des wartenden Insekts verblasste abrupt.
„ Zack!“, sagte Korhonen laut und drehte sich wieder zu ihnen um. „Wäre es damals so einfach gewesen…“ Er schüttelte den Kopf und lachte tonlos. „…dann hätten wir nur Fliegenklatschen austeilen müssen.“ Die anderen Teammitglieder lachten ebenfalls höflich.
Johannson sah sich noch einmal die Aufzeichnung auf seinem Terminal an. Nicht einmal eine Verschiebung war zu erkennen. Das Mistvieh war sitzengeblieben und hatte sich einfach erschlagen lassen. Aber warum? Ein Replikationsfehler war nicht zu erkennen. Doch dann sah Johannson in einer verlangsamten Darstellung etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte.
D as Tier hatte während der gesamten Zeit offenbar zu kommunizieren versucht! Die Bewegungsmuster glichen einem schnellen Tanz, der Hinterleib hatte unmerklich und so schnell vibriert, dass er es zunächst für eine Verdauungskontraktion gehalten hatte. Es war offenbar eine schnellere, leichtere Version der Kommunikation zwischen Bienen.
„Die reden miteinander?“, fragte er verwirrt, während er noch die Aufnahmen betrachtete.
„Äh, ja“, antwortete die junge Frau, die neben ihm saß. „Also wenn Sie es so nennen wollen. Die verbinden ihre Hinterteile immer wieder ganz kurz, wenn sie im Schwarm sind.“
Fast automatisch schlug sich Johannson die Hand gegen die Stirn.
Ihr wusstet das und zieht keine Schlüsse daraus? Mit welcher Art Idioten hab ich es hier bloß zu tun?
„Doktor?“, sagte er laut in das Labor. „Wir werden es wohl noch mal wiederholen müssen. Und wir werden noch ein paar mehr von denen brauchen.“
Korhonen stand inzwischen vor der Scheibe. „Wozu?“
„Die reden doch miteinander im Schwarm, oder nicht? Das wird doch sicherlich einen Grund haben.“
Diesmal sah Korho nen ihn verständnislos an.
„ Na, wofür kommunizieren Insekten normalerweise miteinander?“
„Koordination.“
Johannson deutete mit dem Zeigefinger in Korhonens Richtung, kniff ein Auge zu und schnalzte gleichzeitig zweimal kurz hintereinander. Er konnte sich dabei selbst als fahles Spiegelbild erkennen und fand, dass die Geste ausreichend überheblich für diese Dumpfbacke war.
„Sie meinen“, überlegte der Doktor. „die greifen nur im Schwarm an?“
„Klingt doch logisch, oder? Ich denke, dass ein einzelnes Tier allein nicht die Fähigkeit hat, einen Menschen zu erkennen. Jetzt müssen wir also nur noch rausfinden, wie viele Tiere zu einem Schwarm gehören, der das kann. Und ob es ab dieser Menge tatsächlich gefährlich wird.“
Er grinste den erschrockenen Korhonen an.
„Wollen Sie immer noch das Versuchskaninchen sein, Doktor Korhonen?“
Alle Augen waren auf den Doktor gerichtet. Es war ihm anzusehen, wie unwohl er sich gerade in seiner Rolle fühlte und das war kein Wunder.
Auch Johannson fühlte, dass es sich nicht um seine beste Idee handeln könnte, Korhonen dazu zu verpflichten. Letztlich nickte der Doktor stockend und bitter grinsend.
„Einer muss ja, was?“
„Gut“, sagte Johannson. „Dann bereiten Sie alles vor, wird ja eine Weile dauern. Und bauen Sie etwas ein, damit Korhonen im Labor bleiben kann, wenn die Luke geöffnet wird. Ich werde mir mal die Beine vertreten und bin in einer Stunde wieder da. Bleiben Sie bis dahin in einem Stück, Doktor!“
Gewissensbisse
„Bis dann“, sagte Caitlin, als sie wieder einmal das Quartier verließ.
Miles und Robert wi nkten ihr gedankenverloren nach, aber wendeten die Blicke nicht von dem Schwarz-Weiß-Muster oder den Kunststofffiguren ab, die darauf thronten.
„Schach!“, sagte Robert und er hatte leider Recht.
Miles schob seinen König – bis auf einen Turm, zwei Bauern und einem Läufer , seine einzig verbliebene Figur – auf F-2.
„Wo will sie denn jetzt schon wieder hin?“, fragte Robert nachdenklich.
Die Größe seiner Streitkraft war seit Beginn der Partie kaum geschrumpft und in zwei Zügen würde sie den tapferen Recken und deren mächtigen Monarchen den Garaus gemacht haben.
„Ich weiß auch nicht, wohin sie dauernd verschwindet.“
Verflixt! Nichts geht mehr. Rien ne va
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