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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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Doktor waren genauso wie die Schleuse mit den Doppeltüren, in der er stand, eigentlich ein Witz, da sich diese Tiere ja nichts aus räumlichen Begrenzungen machten. Daher würde ein ganzer Schwarm ohnehin aus dem Raum gelangen und das restliche Schiff überfallen können, egal, was sie taten. Das Team hatte sich nur hinter das Glas zurückgezogen, weil sie hofften, Korhonen wäre als naheste Person dann auch das primäre Angriffsziel.
    Die Angst in Johannson wuchs, als er durch die Scheibe die Anzeige am Brutkasten erkennen konnte. Sie sagte ihm, dass es nun soweit war. Ein hörbares Zischen drang zu ihm herüber, er zuckte zusammen und der kleinen, unspektakulären Öffnung an der Vorderseite des milchglasigen Behälters entstieg zunächst nur weißer Dampf.
    Nein, Mikael , dachte er. das Biest ist schon draußen, du kannst es nur nicht sehen.
    Wie auf Befehl, erschienen zwei holographische Anzeigen im Labor; ein kleiner blauer Kreis und daneben ein größerer bewegten sich miteinander verbunden auf die Schleuse zu und wieder von ihr weg. Ein zuckendes Lichtspiel war das, der kleinere Kreis zeigte die Position des Insekts an, der andere eine vergrößerte Projektion, die hochauflösend genug war, um sie für einen schnellen Vogel halten zu können. Trotzdem konnte Johannson es kaum erkennen, zu fieberhaft flog es einen Kreis, dann Zickzack, dann direkt auf den Doktor zu, dann wieder von ihm weg.
    Das Bordnetz fixierte schnell die Vergrößerung, damit überhaupt etwas zu erkennen war, und löste das Bild von der Position des Tieres, sodass die Projektion mitten im Labor schwebte.
    „Da ist es“, rief einer der zuschauenden Laboranden, mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den leuchtenden, zappelnden, kleineren Kreis weisend.
    Blitzmerker , dachte Johannson genervt.
    Doktor Korhonen hatte inzwischen die Tür in das Labor – in die Höhle des Löwen sozusagen – geöffnet, war herausgetreten und beobachtete abwechselnd beide Projektionen. In seinen Augen konnte Johannson jetzt den Nachklang von Schrecken erkennen und er konnte es nachvollziehen. Die vergrößerte Projektion des Insekts war furchteinflößend, es war schwarz, hatte keine Augen, nur Fühler, sechs Stummel, die möglicherweise einmal Beine gewesen waren, und es war übersäht mit borstigen Haaren. Und das Echtzeithologramm drehte sich auf der Stelle konfus in jede Richtung, als war es immens verwirrt. Eigentlich hätte das durchaus einen komischen Aspekt gehabt, wären da nicht auch seine Fresswerkzeuge gewesen, die unaufhörlich in die Luft schnitten und nach dem dünnen Sauerstoff zu schnappen schienen.
    „Igitt“, stellte der vorlaute Laborant , der eine Hornbrille trug, nun fest. „In natura sehen die Viecher ja noch viel widerlicher aus.“ Johannson verdrehte die Augen, auch wenn es stimmte.
    Nicht nur die Kiefer und Flügel zuckten, auch der restliche Körper schnürte sich immer wieder wellenförmig zusammen, als war eine permanente Verdauung im Gange, obwohl es gerade nichts zu verdauen gab.
    Johannson wunderte sich mittlerweile aber weniger über das Aussehen, sondern viel mehr über die Bewegungsmuster des Tieres. Es vermittelte den Eindruck einer Stubenfliege, die einen Weg nach draußen suchte. Es verhielt sich ganz anders als erwartet, es griff Korhonen nicht an!
    „Was tut es da?“ Die Stimme dieses Kerls mit der Hornbrille ging Johannson auf die Nerven. Und scheinbar war er nicht der Einzige, denn jemand anderes im Raum zischte: „Sei doch mal still, Mann!“
    Korhonen hob die Arme und blickte fragend in die Runde. Das Insekt umschwirrte inzwischen seinen Kopf, doch hielt stets einen gebührenden Abstand zu ihm. Die Erkennung für neurale Aktivitäten erschien direkt auf den Terminals außerhalb des Labors. Die Anzeige für Korhonen schlug in verschiedenen Frequenzbereichen und in zahllosen Hirnregionen aus, die des Insekts verhielt sich jedoch wesentlich ruhiger. Die Neuronen seines Bewegungsapparates feuerten nur bei den häufigen und schnellen Richtungsänderungen und waren allein auf ein winziges Areal im metameren Nervensystem begrenzt.
    Es hat keinen Stimulus, ihn anzugreifen , dachte Johannson. Aber warum nicht? Fehler in der Replikation? Er ist doch ein Mensch, behaupte ich jedenfalls mal…
    Er grinste kurz , während das Insekt den Zickzackkurs um Korhonen aufgab und sich endgültig von ihm entfernte und kurzerhand auf einer gegenüberliegenden Wand sitzenblieb. Der kleinere Kreis bewegte sich nicht mehr, die

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