Das Leben dahinter (German Edition)
degradieren oder komplett aus der Mannschaft entfernen? Sie wusste, dass er zu einigen drastischen Reaktionen fähig war, doch konnte sie ihn jetzt nicht mehr einschätzen.
Was soll ich denn jetzt machen , fragte sie sich.
Und plötzlich fühlte sie, dass s ie hier raus musste! Sie konnte es nicht mehr ertragen, sich selbst zu bemitleiden. Sie stand auf und lief aus dem Quartier.
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Mikael Johannson saß allein in seinem Quartier und hatte das Gesicht in seinen Händen vergraben.
Wie hatte er das nur zulassen können? Er war über Leichen gegangen und warum? Wegen seiner verdammten Neugierde und Naivität! Er hätte diese Leute niemals auf die Idee einer Züchtung bringen dürfen, hätte sie weiter an ihren Viren rumspielen lassen sollen.
Du hast es nur getan, um den kläglichen Rest der Menschen zu schützen , sagte seine innere Stimme sanft. Aber wen hatte er denn bisher wirklich beschützt? Warum hatte er Korhonen nicht beschützt? Nur, weil er ihn nicht leiden konnte? Er hätte sich doch auch selbst für das Experiment zur Verfügung stellen können. Und warum hatte er Alka oder Frank nicht beschützt? Nur, weil er zu schwach war? Er hätte doch zumindest vor Alka bei dem Objekt sein können.
Johannson fühlte sich, als hätte er genauso gut mit einem Messer bewaffnet durch die Gänge des Schiffes gehen und wahllos auf Menschen einstechen können. Natürlich hatte er bisher niemanden aktiv umgebracht, doch zumindest mittelbar konnte er sich die Schuld daran geben.
Und dann war da ja auch noch Lisa… Hatte sie gesagt, sie hätte Gefühle für ihn? War das nur passiert, weil sie miteinander geschlafen hatten? Aber wie hatte er denn zulassen können, dass sie sich in ihn verliebt hatte? Diesmal sah er vor seinem geistigen Auge, wie der Amokläufer Mikael Johannson mit dem Jagdmesser in Lisa Steins Herz stach.
Es ist ja nicht so, dass ich sie nicht gern habe , dachte er. Aber diese Art von Gefühlen kann ich bei dieser Frau einfach nicht entwickeln. Oder? Aber wie? Ich bin gerade so leer wie das Vakuum, in das wir…
Und plötzlich kam ihm eine ganz einfache Idee. Vielleicht konnte er zumindest eines seiner Opfer doch noch beschützen! Er sprang auf und stürmte aus dem Quartier.
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Nach den anfänglichen leichten Schwierigkeiten, hatte Miles den alten Bob doch noch erledigen können. Es war ein triumphaler Marsch durch dessen Verteidigungslinien, ein symphoniehafter Schlagabtausch und ein virtuoser Todesstoß, der die Zuschauer – wenn es denn welche gegeben hätte – sicherlich zu Tränen gerührt oder zu Beifallsstürmen animiert hätte. Er fühlte sich euphorisch, wie schon lange nicht mehr, stellte sich jedoch gleichzeitig die Frage, ob Robert ihn diesmal wirklich absichtlich hatte gewinnen lassen.
„Gut gemacht“, sagte Robert einfach, fröhlich und in einem nicht überheblichen Tonfall.
„Danke.“
Nein, er hatte von sich aus gewonnen. Chessmaster Miles war wieder da!
Erneut öffnete sich die Tür hinter Miles, es waren Caitlin und Janine. Offensichtlich hatte Janine seine Tochter wiedergefunden und… Moment! Was war das?
Halten die Beiden etwa Händchen? Na also, halleluja , dachte Miles.
„ Ja, wir sind ein Paar“, sagte Janine trocken und gleichzeitig fröhlich, als sie seinen Blick auffing.
Miles schlug sofort eine Faust in seine leere Hand, so dass es hörbar klatschte.
„Ich hab’s doch gewusst“, lachte er. „ Ich freu mich wirklich für euch!“
Und das meinte er auch so. Diese ganzen Jahre, in denen Caity sich eingeigelt hatte und ihre Neigungen zu verschleiern versucht hatte, waren für ihn schmerzhaft zu sehen gewesen. Wie sie sich zu verleugnen versucht hatte, konnte schließlich nicht gesund sein. Jetzt blickte sie nur leicht verschämt grinsend im Quartier herum.
„Gute Partie“, sagte Robert. „Alle beide!“
Er lächelte Janine und Caitlin kurz an, dann widmete er sich wieder dem aktuellen Spiel.
„Wie lange spielt ihr denn eigentlich schon?“, fragte Caitlin mit ungläubig hochgezogener Augenbraue, während sie das Spielbrett betrachtete. „Als ich gegangen bin, wart ihr doch schon dabei.“
„Seit heute Morgen“, antwortete Miles. „ aber zwischendurch haben wir uns auch mal mit Samba abgelenkt. Das wurde nur irgendwann langweilig.“
„ Nun, Miles ist keine schlechte Tanzpartnerin, aber ihr wisst ja, meine Hüfte…“, fügte Robert hinzu und hielt sich theatralisch seine Leistengegend.
Sie lachten nicht über den Scherz,
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