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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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auf den Decks B und F waren und viele Menschen dort feststeckten. Was den egoistischen Vorteil brachte, dass die Schwärme dort noch beschäftigt waren. Im Moment konnte sie sich keine humanitären Regungen leisten, darum war sie froh, dass die Menschen dort starben und nicht hier.
    Über einhundert Leute hatten die Insekten bereits und bisher erwischt, wesentlich mehr, als in den wenigen Minuten erwartet. Und sie zweifelte immer mehr daran, dass es etwas bringen würde, wenn sie das Schiff verließen. Diese Tiere waren so unglaublich schnell! Nur leider waren ihre Möglichkeiten sehr begrenzt.
    Neben Stein saßen noch immer Mikael und auf der anderen Seite Doktor Korhonen. Dann waren außerdem noch so viele Menschen wie noch nie auf der Brücke und alle starrten gebannt auf die Anfluganzeige.
    Am angespanntesten war sicherlich Steueroffizier Kantar. Er würde gleich ein äußerst komplexes Manöver durchführen müssen; ein steiler Anflug und eine möglichst kurze Landephase. Danach mussten alle Notluken geöffnet werden und dann nichts wie runter von diesem Schiff, egal ob es Sinn hatte oder nicht. Glücklicherweise hatte Kantar eine eigene Anzeige für den Anflug, die gedrängten Leute verhinderten beinahe die Sicht auf das Haupthologramm.
    Noch eine Minute.
    Die gehetzte Atmung dutzender Menschen vereinigte sich auf der Brücke zu einer rauschenden Sinfonie. Manche waren durchnässt von Schweiß, manche von Tränen, manche von beidem und alle waren weiß wie eine Kreidewand. Selbst die Dunkelhäutigen. Alle hatten sich darauf vorbereitet, nach der Landung irgendwie ins Freie zu gelangen. Alle waren quasi in den Startlöchern und warteten nur noch auf den Schuss.
    Stein fragte sich, was mit dem Käpt’n passiert war und griff unbewusst Mikaels Hand. Es beruhigte sie ein wenig.
    Noch zwanzig Sekunden.
    Und plötzlich spürte sie brennende Wut auf Klaus Fischer, der diese Situation verursacht hatte. Sie hätten ihn niemals an Bord der Argo kommen lassen dürfen. Doch was sie wirklich daran erboste, war die Tatsache, dass Stein ihn selbst in die Mannschaft aufgenommen hatte. Sie hätte wissen müssen, dass er nur ein Schwätzer war, der sich dauernd in einem völlig unrealistischen Verhältnis sah. Nach langer Zeit hatte sie jetzt einmal mehr die Wut in den glühenden Klauen und sie konnte sie nicht einmal ausleben.
    Gleich darfst du rennen bis dir die Beine abfallen , dachte sie noch und dann hatte die Argo Ceres erreicht.
    Die schematische Annäherungsanzeige verblasste und ein Bild des realen Planeten direkt vor ihnen erschien an ihrer statt.
    Der Planet näherte sich in einer halsbrecherischen Geschwindigkeit. Erst war er nur eine leuchtende Kugel. Dann eine blaue Scheibe mit einem großen, grünen Flecken. Dann spannte er das Hologramm vollständig aus und weiße Wölkchen waren zu erkennen. Dann Hügelstrukturen. Dann sogar die Schlagschatten von Bäumen.
    Lisa riss die Arme vor den Kopf, um ihn zu schützen – ein urtümlicher Instinkt, der keinen praktischen Gegenwert bei einem Aufprall gehabt hätte – doch Kantar startete den Gegenschub rechtzeitig.
    Stein spürte nichts von den Kräften, die gerade auf die Argo wirken mussten, doch sie dachte kurz daran, dass Menschen möglicherweise gerade in einen Tunnel geflüchtet sein konnten, in denen die Gravitationsfeldgeneratoren ja nur minimal arbeiteten. Dort war jeder Insasse in diesem Augenblick buchstäblich vaporisiert worden.
    Sie schüttelte den Gedanken ab, als die Argo aufsetzte und sofort zischend die Luken der Brücke geöffnet wurden. Eine deutliche Brise wehte augenblicklich herein, sodass Stein sich ganz kurz erlaubte, tief durchzuatmen. Die Luft trug keine wahrnehmbaren Gerüche mit sich.
    Klar , dachte Stein. Die Entomophilie ist noch nicht richtig in Gange gekommen. Pflanzen müssen hier noch nicht gut riechen.
    Die Öffnungen in der Brücke waren zahlreich und die vielen Menschen hier taten exakt das, was sie tun sollten, sie flüchteten sofort von der Argo. Einfache Rettungsrutschen hatten sich unter den Luken aufgebläht. Die Leute entstiegen erstaunlich besonnen. Stein blieb noch sitzen, hielt noch immer Mikaels Hand, die sie zwischenzeitlich sicher schmerzhaft gepresst hatte. Er hatte es ohne eine Reaktion ertragen. Ihr Held!
    Überall auf dem Schiff waren die Notluken geöffnet worden, sodass jeder und alles das Schiff sofort verlassen konnte. Und jetzt standen auch Stein und Johannson gemeinsam auf und liefen hinter einem Pulk von

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