Das Leben dahinter (German Edition)
Personen zur nächsten Luke, stiegen hastig den kleinen Absatz hinauf und ließen sich auf die Rutsche fallen. Alles verlief wie einstudiert.
Während der Gleitphase sah Stein am Schiffsrumpf entlang und erkannte, wie hunderte Personen über viele Rutschen nach unten schlidderten, und sobald sie unten angekommen waren, begannen sie zu laufen. Die Argo war auf einer geradezu wunderschönen Ebene gelandet, blasse Hügel und kleine, hellgrüne Waldabschnitte thronten auf einem tiefblauen Horizont. Eine Sonne und zwei Monde hingen klar im Himmel. Das hier war das Paradies und Stein wünschte sich, sie hätten es unter anderen Umständen zum ersten Mal betreten. Ein kleiner Schritt und so…
D och dann sah sie etwas, das ihr die tatsächlichen Umstände sofort wieder schmerzlich bewusst machte. Ihre vorhin entflammte Wut war plötzlich auf erschreckende Weise von dem Anblick konsumiert worden, den sie jetzt sah.
Eine Person auf der Rutsche direkt neben ih nen – ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte, war nicht mehr zu erkennen – war von einer schwarzen Wolke eingehüllt. Die Person strampelte panisch, während sie die gelbe Rutsche hinabglitt, und vor Steins Augen wurde sie sehr schnell sehr viel schmaler.
„Mikael!“ , stieß Stein aus, als sie jetzt unten angelangt waren.
Eigentlich hätte sie loslaufen sollen, doch sie konnte sich nicht bewegen, war erstarrt. Diese Person, die etwa fünf Meter entfernt war, löste sich einfach auf und wurde immer schmaler und immer kleiner. Ein weißer Kondensstreifen folgte ihr. Selbst als sie nur noch ein dunkles Skelett zu sein schien, fuchtelte sie noch immer mit den Armen. Kurz darauf war sie verschwunden ohne jemals auf dem Boden von Ceres angekommen zu sein.
Heilige Scheiße!
„Ich hab es gesehen…“, antwortete Mikael hektisch und packte sie am Arm. „Komm endlich!“
Und dann begannen sie zu laufen , während bereits die nächste Person aufgelöst wurde.
Überlebende
Mit einem überschweren Schn aufen folgte Clara dem Rest ihrer Leute. Ihre extreme Gewichtsreduktion hatte wenig an ihrer Kondition geändert. Deshalb konnte sie nur schwerlich und unter größten Anstrengungen mithalten. Ihre Beine schmerzten, ihre Lungen brannten, ihr Herzschlag war omnipräsent, das Blut zuckte durch ihre Schläfen…
In ihrer Erschöpfung ging Clara durch den Kopf, dass es letzten Endes doch völlig egal war, ob sie weiterlief oder nicht. So schnell wie die Insekten waren, konnte sie auch genauso gut stehenbleiben. Dennoch lief sie weiter.
Sieh es einfach als Konditionstraining, Mädchen! Vielleicht kannst du ja irgendwann mal wieder Kondition brauchen. Widersinnigerweise musste sie über diesen Gedanken kichern.
Miles, dessen Tochter, Janine und Ina waren jetzt einige Meter vor ihr und entfernten sich immer weiter. Lesile Cheung hatte es wahrscheinlich erwischt. Er war ja eingesperrt gewesen und niemand hatte sicherlich noch daran gedacht, ihn zu befreien, bevor das große Fressen begonnen hatte.
Und ihr Onkel Martin… Er und Robert hatten es ebenfalls nicht geschafft. Clara hatte beobachten müssen, wie sie hinter ihr in einem der Tunnel gestanden hatten und dann...
Sie waren gerade auf dem G-Deck angelangt gewesen. Clara war nach den anderen herausgetreten und Robert stand noch darin, hielt Onkel Martin an der Hüfte, um ihn zu tragen. Noch bevor sie ebenfalls einen Schritt nach draußen machen konnten, hatte sie ein Sog im Tunnel erfasst, der sie fast unmerklich nach oben schleuderte. Dann waren sie fort. Clara vermutete, dass es die G-Kräfte ihrer Landung gewesen sein mussten, die die Tunnel in voller Wucht erfasst und Robert und Onkel Martin an irgendeiner Decksplatte zermalmt hatten.
Ihr wu rde übel, als sie daran dachte. Wieder hatte sie einen geliebten Menschen verloren. Und dieses Übelkeitsgefühl wurde noch stärker, als es sich mit ihrer Erschöpfung verband. Dann begann ihr Magen verkrampft zu rebellieren und sie blieb stehen, übergab sich auf das dunkelgrüne Gras von Ceres. Ihre Eingeweide zogen sich dabei in einem stechenden Schmerz zusammen und nur übelriechende Flüssigkeit verließ ihr Inneres.
Na toll , dachte sie mit einer Träne im Auge, als sie die durchsichtige Lache betrachtete. Das nenne ich doch mal einen großen Schritt für die Menschheit.
Apropos Schritt… Clara begann wieder zu laufen. Nach der Entleerung ihres Magens war es leichter. Sie sprang über die Grasbüschel und fühlte sich wie eine Gazelle, die durch
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