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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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weit vom D-Deck entfernen, auf dem sich die Schwärme noch immer aufhielten. Die meisten wussten nicht einmal was los war, bis sie tatsächlich dabei zusehen mussten, wie vor ihren Augen von jemandem erst die Haut, dann die Muskulatur, dann die inneren Organe und zuletzt das Skelett nach und nach abgetragen wurden. Manche der Opfer versuchten zu schreien und andere sahen einfach nur verwundert aus, während sie starben.
    Und dann brach die Panik aus. Weglaufen war unmöglich, denn sobald der Schwarm sein Ziel erfasst hatte, war es auch schon tot. Dennoch rannten die Menschen, während wieder und wieder jemand in Sekundenschnelle zersetzt wurde. Massenpanik schien die einzige Überlebensmöglichkeit. Wenn man vor den anderen blieb, erwischte es vielleicht die Langsamen zuerst.
    Mittlerweile war die Zahl der Toten bereits auf über vierzig angestiegen. Die Menschen begannen damit, sich gegenseitig zu stoßen, zu treten, anzuspringen, sich niederzuringen oder bewusstlos zu schlagen. Die Tunnel waren überlastet und es kam vor, dass sich die Insassen deshalb nicht vom Fleck bewegen konnten. Gequetscht und ängstlich hingen sie in der Röhre. Und im Vorbeiflug wurden sie dann aufgefressen.
    Dauernd gellten Schreie auf, aber diese kamen von Menschen, die sich gegenseitig Gewalt antaten, denn wer von den Insekten gestellt wurde, hatte keine Gelegenheit mehr zu schreien.
    Irgendwann war das D-Deck dann menschenleer. Zweiundsechzig Personen waren bislang aufgebracht worden, sonst war hier niemand mehr. Also zogen die Schwärme in die oberen und unteren Decks weiter.
     
    ---
     
    Es war eine seltsame Szene. Der Käpt’n trug John Cameron über seine Schulter gebeugt durch die Gänge, was dem gewaltigen Sicherheitsmann mehr als unangenehm war. Leider war ihm durch einem der Flüchtenden der Fuß gebrochen worden, als sie aufgeschreckt und in Todesangst durch das Schiff gehetzt waren und dabei nicht mehr auf ihre Umgebung geachtet hatten. Er war einfach auf Cameron getreten.
    Erst meine Hand, dann mein Fuß…
    Natürlich hatte John Cameron keine Angst davor zu sterben, allerdings hielt sich sein Interesse daran ebenfalls in Grenzen. Trotzdem verstand er nicht, warum Menschen derartig der Panik anheimfallen konnten. Sie waren wie ein Rudel verschreckter Tiere, doch ihre Panik konnte eigentlich nur Schlimmeres verursachen, wie ihm sein unregelmäßig pulsierender, schmerzender Fuß bescheinigte.
    Sie befanden sich auf dem B-Deck. Zur Brücke hatten sie es bislang noch nicht geschafft, denn die Tunnel waren dank der vielen flüchtenden Menschen komplett überlastet. Jason und er suchten nach einem Tunnel, der nicht von einem roten Sperrsignal umgeben war, um herauszufinden, was los war. Seine einzige Information war, dass sie Insekten an Bord hatten. Möglicherweise hatten es die Uthrii doch geschafft, sie auf die Argo zu bringen.
    „Ich glaube, wir sind erst einmal sicher“, meinte der Käpt’n und sah zu ihm auf.
    Auch in seinem Gesicht war eindeutig Angst zu erkennen und Cameron war darüber irgendwie enttäuscht. Käpt’n Jason entspannte seine Schulter und ließ Cameron zu Boden sinken. Das Pulsieren in seinem Fuß wurde heftiger, als er seine Beine ausstreckte und sich zur Seite fallen ließ. Er war verdammt müde geworden.
    „Warten Sie hier, John. Ich schau mal, ob ich einen Tunnel finde“, meinte der Käpt’n zu ihm.
    „Machen Sie ruhig…“ Dann war der Käpt’n verschwunden.
    Immer wieder liefen Menschen an ih m vorbei. Es war eine Art Ballett; manche waren leichtfüßig, andere stampften vorüber und hielten dabei die Arme in der Luft. Es erinnerte ihn an die Ballerina aus der alten Spieldose seiner Mutter. Die sich zur Melodie drehte, wenn man die kleine, runde Schachtel öffnete. Er versuchte sich an die Melodie zu erinnern, aber die ständigen Geräusche störten seine Konzentration, immer schrien Menschen oder trappelten mit ihren Füßen an ihm vorbei. Und über allem pulsierte ein rotes Leuchten durch die Gänge, das seinen Blick stetig in eine düstere Monochromie tauchte. Er hatte den Eindruck, dass die Menschen immer schneller wurden und als Cameron die Augen schloss, hörte er noch eine Frau kreischen:
    „Sie sind hier! Schneller! “
    Doch das interessierte ihn nicht mehr. Er war einfach zu müde. Während sein Geist langsam fortdriftete, spürte er ein Kribbeln am ganzen Körper.
    Sein letzter Gedanke war:
    Ach, so fühlt sich das also an…
     
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    Stein wusste, dass die Tiere bereits

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