Das Leben dahinter (German Edition)
verachtete.
Glücklicherweise schien Clara darüberstehen zu können.
„ Kann ich mitgehen“, entgegnete sie. „aber es geht ja noch weiter. Die Rotationsgeschwindigkeit. Oder die Entwicklung von Flora und Fauna ist ein entscheidender Punkt und auch ihr Timing. Auch hier gibt es Säuger, Reptilien, Vögel und den ganzen Kram. Die ganze Geschichte des Lebens auf Wad’Akh’Wian lief fast parallel zu der auf der Erde, nur dass die selbstbewussteste Spezies hier nicht überlebt hat. Ich meine, die menschliche Rasse hat die Erde nur ein paar Millionen Jahre bewohnt, genau wie die Akh auch. Egal, wie sie ausgestorben sind, das, was auf der Erde passiert ist, hätten die nie überlebt. Aber nur noch ein paar Jahrhunderte mehr und wir wären wahrscheinlich gleichauf gewesen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich an so viele Zufälle glauben kann.“
„Dann werd doch esoterisch oder schließ dich den Bekloppten an und schreib noch ein paar Seiten für die neue Bibel. Außerdem hatten die Akh genauso viel Entwicklungszeit wie wir, aber dennoch haben sie nie unser Niveau erreicht und sind deshalb ausgestorben. Die hingen noch irgendwo in der späten Bronzezeit und das eine halbe Ewigkeit. So gleich können wir also gar nicht gewesen sein.“
Miles hob beschwichtigend die Hände und meldete sich doch noch zu Wort:
„ Plan oder Chaos. Sie beide führen eine Diskussion, die die Menschen seit langer Zeit entzweit hat, und Sie werden sie auch heute nicht lösen können. Keine Sorge.“
Er lächelte in die Runde.
„Wir können nur versuchen, immer neue Beweisstücke für die eine oder andere Meinung zusammenzutragen, aber das Gesamtbild zu kreieren, wird an jedem selbst hängenbleiben. So war das schon immer und das ist ja auch die Crux an der ganzen Sache. Unsere Aufgabe ist es, die Akh objektiv als Studienobjekt anzusehen, egal wie sie entstanden sind und wie wir uns selbst im Vergleich sehen wollen. Zwingen Sie sich bitte nicht gegenseitig Meinungen auf. Wenn Sie für sich Antworten gefunden haben, schön! Aber behalten Sie sie dann einfach für sich. Die Energie kann sinnvoller genutzt werden.“
„Ich wollte eigentlich nicht…“
„Schon gut, Clara. Ihre Gedanken sind völlig nachvollziehbar, sie drängen sich ja geradezu auf. Trotzdem ziehen Sie einfach Ihre eigenen Schlüsse aus alldem. Sie genauso, Nick! Kommen Sie lieber wieder zu unserem Fund zurück. Diese Diskussion war ergiebiger.“
Natürlich war es durchaus erstaunlich, dass Wad’Akh’Wian quasi eine zweite Erde war, doch solche Überlegungen überließ Miles lieber jedem selbst. Und sie hatten im Moment Wichtigeres zu tun.
Er ließ seinen Blick durch die Runde schweifen und blieb zufällig an Ayumi hängen.
„Und was denken Sie?“
Erschrocken und eingeschüchtert, als bedrohte er sie mit einer Waffe, saß sie mehrere Sekunden versteinert da. Und gerade, als sie damit fertig war, ihre Gedanken zu ordnen, und Luft holte, um eine Antwort zu formulieren, wurde sie von einem schnarrenden Geräusch unterbrochen. Es war das Holo, das Miles vorhin neben sich auf der Decke platziert hatte. Er hob den Zeigefinger.
„Einen Moment bitte.“ Er nahm das Holo auf und das künstliche Display erschien schwebend über dessen Oberfläche. „Oha! Entschuldigen Sie, Ayumi. Wir kommen später darauf zurück. Das Netz ist fertig mit der Übersetzung.“
Die Projektion wechselte, das angeforderte Ergebnis erschien und Miles begann im Stillen zu lesen, blätterte mit seinen Fingern hin und her.
Nach wenigen Zeilen stockte ihm der Atem. Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine senkrechte Linie und seine Stirn warf Falten.
Das ist doch unmöglich , dachte er und hauchte ungläubig:
„Was?“
„Was ist denn los?“, fragte Clara.
„Augenblick, ich muss das kurz prüfen.“ Er blätterte hastig im Netz.
Da stand es. Aber das war tatsächlich unmöglich!
„Was steht denn da?“ , wollte Clara wissen.
„Das ist eine Sensation!“, antwortete Miles ohne aufzublicken. „Das Jahr des Har’tru im Sommer.“
„Dieses Datum steht in der Inschrift?“
Miles nickte.
Ohne die Reaktionen von Nick, Ayumi oder Kimya abzuwarten begann Clara zu erklären:
„Ich hatte doch vorhin gesagt, dass wir ziemlich genau wissen, wann die Akh von der Bildfläche verschwanden. Erstens haben wir die Datierungen der Leichname, zweitens waren die Akh glücklicherweise ziemlich akribisch bei der täglichen Dokumentation ihrer Geschichte. So wissen wir,
Weitere Kostenlose Bücher