Das Leben dahinter (German Edition)
Aussterben ereilt wurde. Zumindest zu dem Zeitpunkt ihres Endes. Das spricht gegen eine Naturkatastrophe dieser Art. Eher wahrscheinlich ist es eine Pandemie, eine Krankheit, die nur die Akh befallen und ausgelöscht hat.“
Während sie sprach, konnte sie vernehmen, wie Miles gleichmäßig Luft aus seinem Mund blies und durch die Nase einsog.
„Vielen Dank für die Nachhilfestunde, Clara“, sagte er dann und imitierte dabei überzogen Kimyas langsame Sprechweise und dessen Tonfall. „Jedenfalls sind Untergangsszenarien, deren Propheten und die Streitigkeiten, wer nun Recht hat, so alt wie eine Kultur selbst. Die Akh bildeten da keine Ausnahme.“
Auf das Holo starrend, kratzte er sein Kinn. Sein Gesicht sah plötzlich sehr zufrieden aus.
„ Wenn ich darüber nachdenke, sind diese Inschriften aber doch ziemlich einzigartig; sie wurden von zwei voneinander gelösten Gesellschaften verfasst und sind dennoch keine Schnittmenge beider Kulturen und noch dazu eine völlig losgelöste Endzeitgeschichte. Es wird sich zeigen, was in den nächsten Stunden noch vom Netz kommt.“
Apokalypse
Das Lagerfeuer brannte wieder. Inzwischen war es Abend geworden und alle hatten sich darum versammelt, selbst Miles Finley hatte es inzwischen aufgegeben, auf die Interpretation des Netzes zu warten und pustete nun auf seine dampfende Tasse.
Die äußeren Spuren waren komplexer , als es zunächst den Anschein gemacht hatte.
Sie aßen Bohnen, tranken Kaffe e und redeten über mögliche Implikationen der Inschrift und die Akh im Allgemeinen. Miles saß ein Stück abseits, schwieg und lauschte. Die Diskussion entwickelte sich gerade in eine philosophische Richtung und fand eigentlich nur zwischen Clara und Nick statt. Kimya und Ayumi hatten sich wieder ihrer Stellung im allgemeinen Unverständnis ergeben. Ihre Köpfe bewegten sich hin und her, als folgten sie einem imaginären Tennisspiel.
„Ich bin immer wieder erstaunt wie ähnlich uns die Akh waren. Oder der gesamte Planet der Erde ist“, stellte Clara fest.
„ Hm... Bemerkenswert, aber kein Wunder“, entgegnete Nick. „Manche Menschen behaupten zwar, dass es ein Gottesgeschenk war, aber ich denke dabei eher an reinen Zufall.“
Er spielte damit auf die letzte große Ausrede der christlichen Religionsgemeins chaften an, um weiterhin an ihrem Glauben und den Traditionen festhalten zu können; der Exodus war nicht die Apokalypse, sondern nur ein Test für die hochwohlgeborene menschliche Rasse, den nur sie bestehen konnte. Gott hatte uns eine neue Heimat geschaffen, uns zum Wohlgefallen, damit wir wieder fruchtbar seien und uns mehren können.
Die Auswüchse dieser neuen Genesis wurden auch durch Engelserscheinungen und Prophezeiungen unterstützt, die mehreren Gläubigen angeblich das Geschehene vorhergesagt hatten. Manche dieser Erleuchteten hatten sich seinerzeit auf dieser Basis sogar zusammengerottet und ein weiteres Neues Testament verfasst.
„Na klar, die Bibel Teil zwei.“ Clara winkte ab. „Aber mal weg von Taufe und Kirchgang oder vom Ende der Welt, das ja eigentlich immer nur das Ende der Rasse Mensch meinte. Rein statistisch gesehen ist es doch ein Ding der Unmöglichkeit, dass dieser Ort existiert. Ein System in der habitablen Zone der Milchstraße, das einen Planeten in der passenden Entfernung zu seiner Sonne beherbergt mit beinahe gleicher atmosphärischer Zusammensetzung und dann auch noch quasi um die Ecke. Das lässt einen doch schon nachdenklich werden.“
„ Na, doch zu den Gläubigen konvertiert?“, grinste Nick. „Natürlich ist es unwahrscheinlich, aber wer weiß schon wie das Universum tickt? Die Grundvoraussetzungen sind schließlich überall dieselben. Wasserstoff und Sauerstoff verbinden sich eben gern zu Wasser, andere Elemente mit anderen, die Lichtgeschwindigkeit ist so ziemlich überall die gleiche und die Gravitationsgesetze auch. Evolution scheint sich gleich zu verhalten. Also? Das ist alles nur purer Zufall. Aber wenn er passiert, ist es nicht abwegig, dass das Ergebnis ähnlich ist.“
Nick war auf Konfrontation aus. Er hatte Clara gegenüber wohl schon immer eine ziemlich abweisende Haltung eingenommen, das war sogar Miles inzwischen aufgefallen und Nicks Überheblichkeit half ihm dabei, sie nicht ernst nehmen zu müssen. Miles konnte den Grund nicht verstehen. Auch wenn sie nicht unbedingt ein Gottesgeschenk an die Männlichkeit war, so oberflächlich schien Nick nun aber auch nicht zu sein, dass er sie allein deswegen
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