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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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zusammenhing, aus dem Netz und suchte nebenher die Adresse der jungen Frau heraus; sie wohnte praktischerweise auf dem Campusgelände, ihr Name war Caitlin Finley .
    Finley? Ist die mit dem Blödmann verwandt?
     
    ---
     
    Ihr Artikel war aus dem Netz verschwunden!
    Caitlin durchforstete ihren Account, aber er war einfach weg! Es war rein gar nichts mehr zu finden, nicht einmal, wann und durch wen er gelöscht worden war. Für einen Augenblick zweifelte sie sogar daran, dass sie ihn überhaupt jemals geschrieben hatte, denn selbst die Arbeitsdateien des Artikels waren ausradiert. Die ganzen Rechercheverläufe, das Backup, die temporären Dateien, einfach alles. Es war, als hatte sie ihn niemals geschrieben.
    Ihre Hände wischten hastig übe r die leuchtenden nachgeahmten Bildschirme, vorbei an ihrem Terminplaner und ihren Zugriffseinstellungen. Dann wurde ihre Sitzung plötzlich beendet.
    B itte loggen Sie sich erneut ein , schwebte bedeutungsschwanger vor ihr im Raum.
    Sie seufzte leise, denn das passierte leider viel zu oft in letzter Zeit. Das Netz hatte es sich irgendwie zur Angewohnheit gemacht, sie an den unmöglichsten Stellen rauszuwerfen. Caitlin war in der glücklichen Position, dass sie sich recht gut damit auskannte, daher wusste sie, dass es letztlich meist nur ein Verbindungsproblem war.
    Sie s endete also gleich ein Ping an den Knoten – die Verbindung stand noch – dann versuchte sie einen erneuten Anmeldevorgang. Ihre biometrischen Eigenschaften wurden geprüft, der Login startete und… nichts geschah!
    Ihr Account ist leider nicht bekannt.
    „Was ist denn hier los?“ Sie blickte ungläubig in das Fenster.
    Ihre Mitbewohnerin Janine, die bis eben noch bäuchlings auf ihrem Bett gelegen und gelesen hatte, stütze sich auf die Ellenbogen und sah sie verdutzt an. Es war ihr Zimmer, aber Caitlin hielt sich gern hier auf und Janine schien nichts dagegen zu haben.
    „Stimmt was nicht , Caity?“, fragte sie.
    „ Meine ganzen Daten sind weg und ich komm nicht mehr in meinen Account!“
    „Du kommst nicht mehr rein? “ Janine überlegte. „Vielleicht stimmt was nicht mit dem Biometrie-Cluster.“
    Caitlin hatte sich inzwischen gefangen und versuchte ebenfalls ihre analytische Seite wieder heraus zu kehren.
    „Das könnte durchaus sein“, sagte sie. „Ich müsste schauen, ob mein Login überhaupt noch existiert. Aber dafür bräuchte ich einen Login.“
    Janine war inzwischen aufgestanden und nun hinter sie getreten, ihr Atem strich Caitlin angenehm über den Nacken, sodass sie sich fast unmerklich zu ihr umdrehte.
    „Wir nehmen meinen “, sagte Janine und wählte sich aus der Liste erkannter Personen an diesem Terminal aus. Wieder prüfte das System und diesmal klappte es.
    „Mit dem Cluster scheint alles in Ordnung zu sein. Schauen wir doch mal, ob wir dich finden können.“
    Janines schmale Hände navigierten durch die Programme.
    Sie roch wunderbar! Es war Fliederparfum, das Caitlin nun unmerklich tief durch ihre Nase einsog. Sie wollte nicht, dass Janine ihre Aufmerksamkeit bemerkte, schließlich hatte sie einen männlichen Partner und machte nicht den Anschein, daran etwas ändern zu wollen. Trotzdem war wohl kaum etwas dagegen einzuwenden, dass Caitlin ihre körperliche Nähe im Stillen genoss.
    „Da haben wir ihn ja“, sagte Janine freudestrahlend. „Deine Snippets sind so gut versteckt, dass ich sie manchmal kaum finde. So, dann wühlen wir mal ein bisschen in diesem Heuhaufen herum…“
    „ Halt dich etwas zurück! Wir wollen keinen Ärger.“
    Caitlin hatte vor einiger Zeit einen Cluster erstellt, mit dem sie gewisse Daten relativ mühelos auslesen konnte. Er baute auf den Arbeiten eines Freundes auf, der inzwischen nicht mehr an der Uni war. Er hatte probiert, Datenpakete in einem kleinen Cluster aufzunehmen und sie zu kopieren ohne dabei protokolliert zu werden. Wie bei einer Hinterhofmitose von kriminellen Zellen. Caitlin hatte Sequenzierungssubs geschrieben, das Ganze weiterentwickelt und mit ein paar Dechiffrierungsalgorithmen versehen. Davon hatte der ursprüngliche Entwickler nichts mehr bemerkt.
    Der ganze Cluster war jetzt ziemlich gefährlich und hochgradig illegal, darum hatte sie die einzelnen Funktionen sehr gut im Netz verteilt und eingegraben. Sie hatte Code beispielsweise als einzeilige Schnipsel an große, nichtssagende Dateien gehängt, in der Hoffnung, er wäre damit unwichtig genug, um niemanden aufzufallen. Sie versuchte, das Stück Software so wenig wie

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