Das Leben dahinter (German Edition)
im spitzen Winkel, doch noch mit voller Kraft darauf. Aber es waren ja nur ein paar Schritte.
Als sie Miles‘ Zelt erreicht hatte , war es ihr unmöglich hineinzusehen, denn drei ausgestreckte Hinterteile hatten bereits den Einstieg verrammelt. Glücklicherweise mussten sie weichen, als Miles mit dem Holo in der Hand ins Freie trat.
„Gehen Sie doch mal beis eite! Das ist keine Pyjamaparty“, trieb er Kimyayumi und Nick vor sich her, die wie erschrockene Paarhufer auseinander sprangen.
„Und so nderlich spannend ist es leider auch nicht.“
Miles sah enttäuscht aus.
„ Es gab ein paar Schwierigkeiten mit der Übersetzung. Manche Ausdrücke hatten weder in der einen noch der anderen Sprachfamilie einen logischen Zusammenhang. Aber mit etwas zusätzlicher Fantasie ergibt sich trotzdem ein recht eindeutiges Bild. Leider gibt es bis jetzt kaum Aufschluss über die Verfasser oder deren Geschichte.“
„Ging aber schnell mit der Übersetzung“, meinte Nick gelangweilt.
„Ich muss zugeben, ich konnte es nicht abwarten“, antwortete Miles. „Ich hab das Netz gebeten, sich eine Spur nach der anderen vorzunehmen und mir die Übersetzung zu geben. Bis jetzt sind es die vierzehn innersten. Fehlen also noch zwölf, aber der Grundton der Inschrift ist erkennbar.“
„Sie haben etwas von einer Prophezeiung gesagt“, sagte Ayumi leise.
„Naja“, antwortete Miles und wies auf sein Holo. „Das hier liest sich wie etwas aus der Johannesoffenbarung oder so. Sehr blumig. Aber solche Prophezeiungen gab es auch bei den Akh schon unendlich viele, dass es im Prinzip nichts Besonderes ist.“
Er seufzte leise, aber dann hellte sich sein Gesicht auf.
„ Obwohl ich zugeben muss, von dieser Version habe ich noch nie etwas gehört. Es sagt im Prinzip, dass die Götter ein oder mehrere Tiere auf die Heimat der Akh entsenden würden, um dem göttlichen Plan Folge zu leisten, die Akh zu vernichten. Zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Klingt recht grausam. Einen Grund hatten die Götter dafür wohl nicht und ihre Namen konnten vom Netz nicht eindeutig identifiziert werden. Scheinbar sind sie vorher noch nicht aufgetaucht oder hatten andere Namen. Polytheismus war in allen religiösen Strömungen dieses Volkes ein Grundsatz.“
„Gibt es denn Ähnlichkeiten zur Mythologie der Sathri oder Idkha?“, fragte Clara. „Ich meine, liegt ja nahe.“
„Ich habe ein wenig die bisherigen Quellen gewälzt und insbesondere aus der Zeit unserer Inschriften. Nicht mal ansatzweise Ähnlichkeiten. Die Sathri glaubten, die Sonne würde sich eines Tages aufblähen und sie alle verbrennen. Bei den Idkha war es so, dass der Planet selbst ein schlafendes Lebewesen ist, das irgendwann erwachen und sie alle auffressen würde. Ich habe mir auch Quellen anderer großer Stämme vorgenommen, die auf der möglichen Handelsroute unserer Schreiberlinge gesiedelt hatten. Nichts! Die einen waren der Überzeugung, es wird eiskalt, so wie es auf der Erde ja geschehen ist, andere glaubten sogar an ein Ende durch das ultimative Gewitter. Es war einfach alles dabei. Urängste vor einer unbeherrschbaren Natur eben, von denen jede seinen eigenen Untergangsmythos erschaffen hatte.“
„Äh , Entschuldigung…“ Kimya hob verhalten die Hand. „Klingt jetzt vielleicht blöd, aber wodurch sind die Akh eigentlich wirklich ausgestorben?“
„Sie machen Witze, oder?“, Miles war plötzlich stocksauer. „Ihre Ausbildung dreht sich um genau diesen einen Punkt und Sie fragen das ernsthaft? Wären wir in einem Vorlesungssaal, würde ich Sie mit einem gewaltigen Fußtritt nach draußen befördern!“
In seiner Wut hatte Miles wohl vergessen, dass , außer Clara, keiner der Anwesenden einer seiner Studenten war. Trotzdem sollte Kimya es eigentlich wissen.
„ Wir wissen bis heute nicht, was da passiert ist“, sprang sie schnell ein. „Durch Funde wissen wir nur ziemlich genau, wann es passierte. Es gibt Theorien zu einer Naturkatastrophe, ausgelöst durch einen Asteroideneinschlag, durch einen Global Killer. Manche der jüngsten Texte, die gefunden worden sind, berichten von einem gleißenden Stern, der eine Zeitlang ständig am Himmel aufging. Außerdem sprechen Kraterspuren im Khalubmeer dafür. Aber was nun genau passiert ist, darüber wird gestritten. Die jüngsten Überreste sind aber alle samt und sonders eines scheinbar relativ natürlichen Todes gestorben. Außerdem ist die Rasse der Akh offenbar die einzige auf dem Planeten gewesen, die vom
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