Das Leben dahinter (German Edition)
denen lassen.“
Er wendete das schneeweiße Plasmamodell in seinen Händen.
Die Form war gestreckt und fast komplett stromlinienförmig. Wie eine Art langhalsiger Vogel. Er fragte sich, ob es nur ein gestalterischer Aspekt gewesen war oder ob die Argo tatsächlich diese Form besaß, um in die Atmosphäre eines Planeten einzudringen. Die Spezifikationen machten über eine solche Fähigkeit jedenfalls keine Aussage. Im All selbst konnte die Argo doch schließlich auch die Form einer Schrankwand besitzen und wäre ebenso manövrierfähig. Aber wozu sollte sie in eine Atmosphäre eindringen?
Als er sich die Aufzeichnungen weiter ansah, bemerkte er auf der Steuerbordseite der Argo einen winzigen , leuchtenden Punkt. Die Auflösung der optischen Sensoren war über diese Entfernung nicht groß genug, um mehr zu erkennen, aber der Punkt schien in der laufenden Aufzeichnung einfach aufzutauchen und sich von der Argo weg und auf den Planeten zuzubewegen.
„Was bist du denn?“, flüsterte Cheung und versuchte sich den Lichtpunkt so genau wie möglich anzusehen. Dabei fiel ihm auf, dass da noch mehr waren. Viel mehr!
Phase I
Wutschäumend hastete Frank Pauli durch die Gänge der Argo. Verflucht! Irgendwie musste er doch zu ihm kommen.
Er blieb stehen und sammelte sich … Wo wollte er gleich nochmal hin?
Richtig!
„Wo befindet sich Kapitän Jason zurzeit?“, fragte er gereizt.
Da niemand in der Nähe war, antwortete ihm das Bordnetz in seiner warmen, dunklen Stimme :
„Kapitän Jason hat momentan Dienst auf der Brücke.“
„Und wie komme ich da hin?“, zischte Pauli.
„Der Zugang zur Brücke ist beschränkt.“ Die simulierte Stimme des Netzes klang wie üblich völlig emotionslos. „Sie besitzen nicht die entsprechende Sicherheitsstufe für diesen Bereich.“
„Dann lass mich wenigstens mit ihm reden“, schrie Pauli.
„Die Kommunikation mit der Brücke ist beschränkt. Ich darf für Sie keine Verbindung herstellen. Bitte warten Sie bis Zeitindex 21:00, dann wird der Dienst von Kapitän Jason beendet sein. Ich kann ihm auch für diesen Zeitpunkt eine Nachricht hinterlassen. Wünschen Sie dies?“
Pauli ließ seine Faust gegen die Korridorwand prallen. Sie federte nur leicht beim Aufschlag.
„Was ist das hier nur für ein Saftladen ?“, brüllte er. Das Bordnetz schien dies als Nein interpretiert zu haben und hakte nicht noch einmal nach.
Pauli bemerkte zuerst nicht, dass Johannson ihn inzwischen eingeholt hatte. Schnaufend stand er plötzlich hinter ihm.
„Jetzt beruhigen Sie sich, Frank“, keuchte er. „An den kommen wir sowieso nicht ran.“
„Und jetzt? Ich will doch einfach nur meine Familie für ein paar Stunden sehen.“
Ihm war zum Heulen zumute. Er wollte von diesem Schiff runter.
Johannson antwortete nicht, sondern hob seine Hand, um das Netz auf sich aufmerksam zu machen.
„Ist Lisa Stein ebenfalls auf der Brücke?“, fragte er dann.
„Nein“, antwortete das Netz umgehend. „Lisa Stein ist momentan in ihrem Quartier.“
„Und wie kommen wir dorthin?“, warf Pauli hastig ein.
„Folgen Sie bitte den Symbolen.“
Knapp unterhalb Augenhöhe schwebend, tauchten vor ihnen Pfeile auf, die ihnen genau anzeigten wohin sie gehen mussten.
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Wenige Minuten und eine kurze Tunnelfahrt später waren beide an Steins Quartier angelangt; Nummer E22 . Auf diesem Deck befanden sich laut Beschriftungen offenbar nur die Privatquartiere des Stabes, der direkt unter Käpt’n Jason arbeitete. Die schwebenden Pfeile verschwanden wieder und Johannson stellte sich vor die Tür und machte die Geste um die Klingel auszulösen.
E22 öffnete sich fast sofort und Lisa Stein stand vor ihnen. Sie hatte sich ein kurzes, blaues Kleid angezogen und ihre Haare unter einem breiten Band versteckt, wodurch ihre harten Gesichtszüge noch mehr hervortraten.
„Hallo?“
„Hallo Lisa“, sagte Johannson in einem erstaunlich vertrauten Ton. „Können wir kurz reinkommen? Dauert auch nicht lange.“
Stein lächelte ihn auf eine spitzbübische Weise an und schien auch ein wenig zu erröten.
„Natürlich“, sagte sie dann. „ ich freue mich über etwas Gesellschaft. Hab gerade das erste Mal versucht, ein bisschen zu meditieren, aber das ist mir auf die Dauer zu langweilig. Was gibt es denn?“
Sie traten in den Raum. Er war ziemlich großzügig angelegt, auch wenn Stein ihn kaum ausnutzte. Der übliche Schreibtisch mit einer Kaffeetasse darauf, ein Sessel, eine einsame Topfpflanze in
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