Das Leben dahinter (German Edition)
aufkommen.“
„Ist in Ordnung. Ich wol lte sie sowieso mal renovieren.“ Cheung schien abgelenkt, er blickte leicht verdutzt auf seine Anzeigen. „Hm. Scheinbar ist die Argo im Orbit. Hoffentlich nicht unseretwegen. Eigentlich sind wir ja unsichtbar…“
Er dachte kurz nach, winkte ab, blickte hinter sich und fragte:
„Wie sieht’s aus? Habt ihr jemals Wad’Akh’Wian verlassen? Bis auf Miles natürlich.“
Seine Passagiere saßen zu viert nebeneinander auf einer breiten Bank im hinteren Bereich der Brücke. Caitlin und Janine schüttelten beinahe gleichzeitig die Köpfe.
„Nun gut, meine Damen. Ich werde gleich den Subduktionsantrieb einschalten, damit wir nicht hundert Jahre ins Diggerland brauchen. Bitte nicht erschrecken, es wird kurz etwas hell.“
„Du hast einen Sub?“, w underte sich Miles. „Ich dachte die PRO würde die Technologie so gut wie nie rausrücken.“
„Du vergisst deine eigene Anthropologie, mein Freund“, entgegnete Cheung grinsend. „Mit Geld kann man schließlich alles kaufen.“
Damit aktivierte Cheung den Antrieb und ein heller Lichtimpuls durchflutete ganz kurz die gesamte Brücke und bestimmt auch das ganze Schiff. Es schien, als war die Nautilus von einem Blitzschlag getroffen worden, nur dass kein Donner folgte. Simultan heulten stattdessen die Maschinen für einen kurzen Augenblick auf. Caitlin empfand währenddessen keine Angst, sie war ja darauf vorbereitet gewesen.
Dann war alles wieder wie vorher, außer dass draußen vor dem Fenster nichts mehr zu sehen war, bis auf einige winzige Lichtbögen vor einem schwarzen Hintergrund.
Irgendwie hatte Caitlin es sich spektakulärer vorgestellt.
„ Werte Passagiere, wir haben soeben unser Raum-Zeit-Kontinuum verlassen“, sagte Cheung wie ein Fremdenführer. „Einstein wird jetzt bestimmt wieder im Grab rotieren. Allerdings sicher nicht schneller als mit Lichtgeschwindigkeit. Das Weichei!“ Er kicherte.
Wir haben es geschafft , dachte sie erleichtert und auch ein wenig verwundert. Eigentlich hatte Caitlin nach dem letzten Angriff nicht so recht damit gerechnet, dass sie irgendwann heil im interstellaren Raum ankommen würden. Aber jetzt waren sie hier und es fühlte sich irgendwie irreal an. Sie war noch nie im All gewesen, noch nie von der Organisation auf Leben und Tod verfolgt worden, dennoch war ihr, als wäre das hier nicht mehr als ein typischer Ausflug in die Berge.
„Wir sind in ungefähr zwei S tunden da. Macht es euch bequem“, sagte Cheung und dimmte das Licht ein wenig.
Als war dies die Aufforderung gewesen, die sie gebraucht hatte, gähnte Caitlin leise und schloss sofort die Augen. Sie hatte nicht bemerkt wie müde sie eigentlich war. Für den Moment blendete sie ihre gemeinsame Flucht aus und dachte stattdessen etwas über Cheungs Aussage „Mit Geld kann man schließlich alles kaufen“ nach.
Sie überlegte, warum es eigentlich noch immer Geld gab in ihrer doch so perfekten , neuen Gesellschaft. Eigentlich hätte man davon ausgehen können, dass dieses Konzept Kapitalgesellschaft bereits seit langem überholt sein sollte. Und wenn der Exodus seinerzeit nicht gewesen wäre, hätte die Gesellschaft vermutlich sogar inzwischen keine Notwendigkeit mehr für die Generierung und Verwendung solcher nichtssagenden Wertmarken gehabt. Sie hatte schließlich bereits vorher nichts als Ärger gebracht, aber noch mangelte es an einer Alternative dafür.
Sie hatte viel über die frühere Idee des Kommunismus gelesen – prinzipiell geniales Zeug. Doch sie glaubte zu wissen, warum dieser Ansatz nicht bestehen konnte… Menschen waren keine Kommunisten, sondern grundsätzlich Egoisten. Und das folgerte sie aus der natürlichen Einstellung, dass sich kein menschliches Ego die eigene Sterblichkeit eingestehen konnte und wollte, daher musste jedes Individuum etwas sehr Besonderes, etwas sehr Spezielles sein. In der Konsequenz war deswegen niemand so wichtig wie man selbst. Und genau da lag der Grund für den Wunsch, besondere und spezielle Besitztümer und Macht anzuhäufen, um ein Alleinstellungsmerkmal vor allen anderen zu haben…
Caitlin s ackte in ihren Gedanken langsam weg und schlief mit dem Kopf auf Janines Schulter ein.
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Janine hatte sich ein wenig erschrocken, als Caitlin plötzlich an ihrer Schulter zusammengesackt war. Nun schlief sie mit leisem Atem den Schlaf der Gerechten. Janine blickte auf sie herab und lächelte.
Was für ein Trubel, meine Kleine , dachte Janine und strich ihr
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