Das Leben dahinter (German Edition)
der Ecke, ein Kleiderschrank, der in die Wand eingelassen war, und zwei Türen – vermutlich in das Badezimmer und zur Bettstatt – auf der gegenüberliegenden Seite des Quartiers. Sie hielt wohl nicht allzu viel von Staubfängern, Verschönerungen oder Erinnerungsstücken.
Pauli sah sich zu Stein um und seine Wut war plötzlich wie weggefegt. Sie machte ihm eine derartige Angst, dass er für einen Augenblick sogar vergessen hatte, warum er überhaupt hier war. Glücklicherweise sprang Johannson wieder für ihn ein:
„Wir haben ein ziemliches Problem damit, dass wir nicht nach unten dürfen“, sagte er unverblümt und nickte zu Pauli herüber. „Frank möchte beispielsweise gern seine Familie wiedersehen. Was ist hier los, Lisa?“
„Mikael“, antwortete Stein extrem ruhig. „wir haben doch schon darüber gesprochen. Es ist der Befehl des Käpt’n und ich habe keine Ahnung–“
„Nehm e ich Ihnen nicht ab.“, schnitt Johannson ihr das Wort ab. „Ich denke, Sie wissen ganz genau, was hier gespielt wird.“
Pauli fragte sich, ob er verrückt geworden war, diese unberechenbare Per son so zu brüskieren. Und er schien richtig zu liegen, Steins Blick verfinsterte sich schlagartig.
„Sie beide wären schon längst tot“, sagte sie grimmig.
„Was?“
„Ohne mich hätte Jason die Elementarteilchen Ihrer Körper schon über den halben Sektor verteilen lassen.“ Sie begann zu schreien, ihr Gesicht nahm ein tiefes Rot an. „Ich habe ihn gebeten Sie beide am Leben zu lassen. Man will nicht, dass Sie wieder zurückgehen, Mikael und genaugenommen will man Sie überhaupt nicht mehr.“
Ein Schlag in den Magen traf Pauli. Hatte sie gerade gesagt, dass man sie umbringen wollte? Was hatten sie denn getan? Ihr einziges Verbrechen war doch nur, dass sie ein wenig auf eigene Faust forschen wollten. In Paulis Augen verwandelte sich die Organisation mehr und mehr in ein korruptes, skrupelloses Gebilde, das viel mehr zu verbergen schien, als er sich je hätte träumen lassen. Sie wollten dabei sogar über Leichen gehen.
Stein hatte sich inzwischen von beiden abgewandt. Johannson trat hinter sie und Pauli hörte, dass sie einen zittrigen Atemstoß von sich gab als er eine Hand auf ihre Schulter legte.
„Entschuldig en Sie, Lisa. Ich danke Ihnen“, sagte er sanft. „Danke, dass Sie sich für uns eingesetzt haben. Dass Sie unsere Leben gerettet haben.“
Sie wendete sich ihm wieder zu , blickte ihn zumindest noch mit ernster Miene an.
„ Es ging mir doch aber nicht nur um mich“, fuhr er fort. „Ich muss – ich will gar nicht auf den Planeten. Aber wieso darf Frank nicht hinunter?“
Sie blickte Johannson direkt in die Augen und lächelte plötzlich verträumt. Es wirkte wie ein ziemlich intimer Moment. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte Pauli gedacht, sie hatten eine Affäre miteinander.
„Mitgehangen , mitgefangen“, sagte sie schwach. „Aber ich werde demnächst nochmal mit Jason reden. Es wird schon irgendwie gehen.“
Es war, als wäre sie Johannson völlig hörig geworden. Wie hatte er das nun wieder angestellt? Ob Pauli wollte oder nicht, er musste einfach Respekt vor diesem Mann haben.
„Zumindest für Frank könnte ich es sicher schaffen, dass–“
Sie konnte den Satz nicht beenden , denn eine männliche Stimme erklang aus dem Off:
„ Lisa, bist du da?“
Sie ließ von Johannson ab und trat einen Schritt beiseite.
„Ja?“
„Es…“ Die Stimme war aufgewühlt. „Es fängt an … Der Fall ist eingetreten.“
Stein entgleisten abrupt alle Gesichtszüge bis sie mit offenem Mund dastand.
„Bitte?“
„Komm sofort auf die Brücke!“, schrie die aufgeregte Stimme.
Im Hintergrund waren noch weitere Stimmen zu hören, die gleichzeitig sprachen. Sie waren durcheinander und nicht zu verstehen.
„Okay!“ St ein blickte panisch hin und her, schien sich nicht mehr auf irgendetwas konzentrieren zu können. Ihr Unterkiefer klappte hoch und runter.
Eine gewaltige Welle der Angst erfüllte den Raum und schwappte auch über Pauli hinweg.
„Heilige Scheiße“, entfuhr es Stein letztlich. Dann sah sie mit aufgerissenen Augen zu Johannson herüber, der sie verwirrt musterte.
„ Äh… kommen Sie beide mit. Jetzt ist es auch egal…“
„Was ist denn passiert?“, fragte Pauli.
Doch sie stürzte ohne eine Antwort aus dem Raum und hetzte auf den erstbesten Tunnel zu. Im Korridor waren plötzlich viele hetzende Personen unterwegs.
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Die Brücke war
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