Das Leben dahinter (German Edition)
eines ihrer gelockten Haare aus dem Gesicht. Aber bald haben wir erstmal Ruhe.
Janine bemerkte, dass Caitlins Vater die Szene grinsend beobachtete, und konnte sich denken, was in seinem Kopf vorging.
Natürlich hatte Janine schon lange bemerkt, dass Caitlin in ihr viel mehr als eine Mitbewohnerin sah. Und sie wusste auch, dass Caitlin nichts mit Männern anfangen konnte.
Das hätte ja sogar ein Blinder bemerkt , dachte Janine amüsiert. Auch wenn du dir wirklich alle Mühe gegeben hast es zu verbergen, du bist einfach nicht besonders gut darin.
Darum hatte sie Caitlin auch oft mit dem Thema Männerbekanntschaften geärgert, sie wollte sie dazu bringen, von sich aus mit der Sprache rauszurücken. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie war sie gespannt, was dann passieren würde.
Sie stri ch Caitlin weiter übers Gesicht und lächelte verträumt.
Janine war sich ausnahmsweise einmal unsicher, was das Richtige war. Sie hatte sich doch eigentlich nie für Frauen interessiert.
Als sie Caitlins Zuneigung zum ersten Mal bemerkt hatte, wusste sie nicht, ob es vielleicht nur Einbildung war oder – noch viel wichtiger – wie sie denn damit umgehen sollte, wenn es wirklich stimmte. Vielleicht hätte sie sich früh distanzieren sollen, aber dafür war es inzwischen zu spät.
Und w ohin sollte es nun führen? Janine hatte immerhin noch ihren Freund Flo, mit dem sie bereits seit zwei Jahren zusammen war, obwohl man es in letzter Zeit kaum noch so bezeichnen konnte.
S ie stritten sich zwar fast nie, doch hatten sie sich eigentlich auch sonst nichts mehr zu sagen. „Hallo Schatz! Wie war dein Tag? Meiner war eigentlich wie immer. Deiner auch? Ja? Schön.“ Dann folgte meist ein knappes Update über ihre jeweiligen Tagesleistungen und jeder kümmerte sich wieder um seinen eigenen Kram. Sie schliefen nicht mehr miteinander. Und unternommen hatten Janine und Flo eigentlich auch seit Ewigkeiten nichts mehr zusammen. Sie saßen abends oft einfach in seinem Zimmer und kümmerten sich um ihre Studien, selbst wenn es nichts zu kümmern gab. Und das war’s dann.
Janine wollte es schon mehr als einmal beenden und jedes Mal, wenn sie Flo ansah, wusste sie, dass er selbst auch schon darüber nachdachte. Doch sie konnten es nicht, blieben einfach zusammen, um nicht allein zu sein.
Mit Caitlin war alles anders. Mit ihr gab es immer etwas zu teilen. Sie war aufmerksam, tiefsinnig und unternehmungslustig. Sie mochte zwar keine Menschenansammlungen, doch zu zweit hatten sie schon mehr als einen Urlaub in den Bergen oder am Meer gehabt. Mit ihr war alles irgendwie realer und unkomplizierter. Und sie war sehr hübsch. Auch wenn das alles natürlich nicht bedeutete, dass Janine ihr darum plötzlich um den Hals fallen oder dass sie Flo für sie verlassen würde. Oder doch?
Janine wusste einfach nicht, was passieren würde, wenn Caitlin es ihr endlich gestehen würde. Sie hatte keine Ahnung. Sie hatte sich doch nie besonders für Frauen interessiert. Trotzdem hatte sie Caitlin unglaublich gern. Was sollte sie nur tun?
Das Einfachste war vielleicht, Caitlin zuerst einmal von Flo zu erzählen. Von ihren Problemen mit ihrer Beziehung… oder nicht?
Janine legte ihren Kopf auf Caitlins und schlief ebenfalls ein.
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Seine vier Passagiere waren eingeschlafen oder dösten hinter ihm vor sich hin. Cheung war hellwach. Man sah ihm Stress nie an, aber momentan war er durch die jüngsten Ereignisse zu aufgedreht, um zu schlafen. Die Zerstörung seines Eigentums durch die PRO war keine Bestrafung für Lapidarien gewesen, soviel war klar. Die Organisation würde nicht das Risiko eingehen, so viel Aufmerksamkeit zu erregen, wenn es sich nur um ein Kavaliersdelikt handelte. Die Vier mussten etwas wirklich Übles ausgefressen haben.
Sein Verlust jedoch machte Cheung tatsächlich sehr wenig aus. Es waren ja nur irgendwelche Dinge und er wusste, dass Miles sich schon um einen Ausgleich kümmern würde. Cheung hatte schon lange aufgehört, emotional aufgeladene Gegenstände zu horten, denn er besaß mittlerweile kaum noch Freunde und erst recht keine Familie, die ihm so etwas aufbürden konnten. Alles in seiner Hütte war rein funktionell gewesen, also einfach zu ersetzen.
Weil er für die nächsten Stunden nichts zu tun haben , aber auch nicht schlafen würde, begann er, die Aufzeichnungen ihres Starts anzusehen. Besonders die Sensoraufzeichnungen von der Argo interessierten ihn.
„Ein schönes Schiff“, murmelte er. „ das muss man
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