Das Leben dahinter (German Edition)
überbevölkert, als sie dort ankamen. Personen liefen hin und her und jedem war das blanke Grauen ins Gesicht geschrieben. Niemand sagte mehr etwas, alle prüften nur scheinbar im Laufen irgendwelche Daten und blickten gelegentlich auf eine große Projektion neben der Tür, aus der Stein, Pauli und Johannson gerade hastig herausgetreten waren.
„Was passiert?“, rief Stein in die geschäftige Stille hinein, an einen dunkelhaarigen, riesigen Mann gerichtet, der scheinbar untätig in der Mitte des Raumes saß. Johannson vermutete, dass es der Käpt’n war.
„Phase eins ist in vollem Gange“, antwortete er aufgeregt. Er hatte Millionen Schweißperlen auf der Stirn und ließ seinen Blick nicht von der Projektion abweichen.
„ Wie bitte?“, fragte Stein fassungslos. „Phase eins? Das ist völlig unmöglich! Das ist mindestens fünfzig Jahre zu früh!“
Sie drängten sich an den Menschen vorbei und näherten sich Käpt’n Jason. Pauli folgte Johannson folgte Stein. Sie konnten es nun auch sehen. Stein schüttelte mit offenen Augen und offenem Mund ungläubig den Kopf. Johannson begriff noch nicht, was er da sah:
Wad’Akh’Wian war im Weitwinkel zu erkennen … Aber was war das davor? Rote Feuerbälle entflammten wie Fackeln an verschiedenen Positionen im Orbit.
Johannson musste sofort an die seltsamen Schneeflocken über dem Karmesinobjekt denken, denn auch diese Erscheinungen hier wechselten mehrmals ihre Position bis sie endgültig auftauchten. Sie hielten dann kurz inne und stürzten wenig später auf den Planeten zu. Einige der Fackeln waren bereits näher an Wad’Akh’Wian und hingen wie ein zweiter, rot schimmernder Sternenhimmel vor dem Planeten. Sie schienen sich jedoch langsam zu gruppieren.
„Wir haben eine Sonde zurückgelassen und sicherheitshalber 0,2 Milliparsec zurückgesetzt“, setzte der Käpt’n hastig nach.
Das mussten hunderttausende von diesen Feuerbällen sein!
Ist das Phase eins? Aber was ist Phase eins?
„Was ist das?“, fragten Pauli und Johannson fast gleichzeitig.
Der Käpt‘n erwachte wenig aus seiner Betäubung, als er sie leicht verwundert anblickte.
„Was haben die hier zu suchen?“
„Gassi“, antwortete Stein knapp ohne ihren Blick vom Geschehen abzuwenden.
„ Jetzt auch egal“, murmelte der Käpt’n. „Was machen wir?“
„Wir können gar nichts machen“, antwortete Stein bestimmt. „Nur noch verschwinden! Wenn wir Glück haben, können wir entkommen. Lange wird es nicht dauern, bis Phase zwei beginnt.“
Der Käpt’n nickte zwar gedankenverloren, doch er schien keine Anstalten zu machen, sonst noch etwas zu tun. Er war noch immer gebannt von dem, was dort bei Wad’Akh’Wian geschah und was er davon durch die Augen der Sonde sehen konnte.
Als Stein seine Untätigkeit bemerkte, riss sie ihren Kopf zu ihm herum.
„Hast du nicht gehört , Domenic?“, schrie sie ihn aus voller Kehle an. „Wir müssen hier weg !“
Jetzt wachte er plötzlich auf, verfiel sofort in Hektik.
„Komp lette Wende und dann in den Sub!“, brüllte er seinen Leuten zu. „Die Zielkoordinaten kommen umgehend. Und überbrückt mir alle Kommunikationskanäle! Ich will nicht, dass auch nur ein Datenpaket dieses Schiff verlässt oder erreicht, das Bordnetz muss ausreichen. Also los! LOS!“
Die Brückenmannschaft reagierte sofort und äußerst diszipliniert. Jeder stand binnen Sekunden an einem Terminal. Es wirkte wie eine einstudierte Choreographie.
Nun war kurz wieder Ordnung auf der Brücke und Johannson stahl sich eilig zu Stein herüber.
„Was ist los?“, fragte er mit gesenkter Stimme.
„Nicht jetzt!“, gab sie entnervt zurück.
„Aber–“
„ A-po-ka-lyp-se , okay?“, schrie sie ihn an. Ihre Augen schleuderten ihm Panik und Wut entgegen. Sie sog ganz tief Luft ein, um dann weiter zu schreien: „Alle Menschen auf dem Planeten werden sterben! Jetzt! Und es gibt nichts, was wir dagegen tun können.“
Sie hatte Tränen in den Augen.
Noch bevor Johannson irgendetwas sagen oder begreifen konnte, wurde der Subduktionsantrieb aktiviert und ein Lichtblitz durchzuckte den Raum.
„ Sub aktiv“, meldete der Steuermann kurz darauf von einer der hinteren Konsolen aus. Auch er klang hektisch. „Vorgegebener Kurs ist eingeschlagen. Eins-acht-eins auf null-null-zwei.“
„ Okay“, sagte der Käpt’n. „wir bleiben für drei Parsec auf diesem Kurs, dann ändern Sie nach folgendem Schema alle drei Parsec die Flugstrecke. Wir schlagen ein paar
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