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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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bist. Dass es dir gut geht.«
    »Hab mich einfach nur lieb«, sagte ich. »Und lass mich gehen.«

10. Juli
    Ich dachte, ich weiß, was Angst ist. Ich dachte, ich lebe seit einem Jahr in ständiger Angst, da muss ich doch wohl wissen, was das ist.
    Gar nichts habe ich gewusst.
    Gestern Abend war schrecklich. Matt hat mich angeschrien, Alex wäre nicht gut genug für mich, ich wäre treulos und kindisch. Dann haben er und Syl sich oben in ihrem Zimmer angebrüllt, so laut, dass man hier unten alles verstehen konnte.
    Jon hat mich nicht angeschrien. Dafür hatte er einen Riesenstreit mit Mom. Er wollte mit uns gehen, aber Mom hat es ihm verboten. Am Ende war es so schlimm, dass sie mich losgeschickt hat, um Dad zu holen, damit der Jon klarmacht, dass er besser hierbleiben soll.
    Sogar Charlie hat sich eingemischt. Er kam rüber, um mit mir zu reden.
    »Ich freue mich, dass du mit uns kommst«, sagte er. »Hal ist darüber sehr glücklich, und Hal ist der beste Freund, den ich je hatte. Aber verlass dich nicht allzu sehr auf Alex. Er ist ein toller Junge, Miranda, ein wunderbarer Junge, aber eben doch nur ein Junge. Ein Junge, dem schon so viel Verantwortung aufgebürdet wurde, dass er glaubt, er müsse ein Mann sein.«
    Das war gestern Abend. Und so schrecklich dieser Abend auch war, ich würde alles darum geben, wenn ich die Zeit wieder dahin zurückdrehen könnte.
    Matt und Dad sind heute Morgen rausgegangen, um Holz zu hacken und ihren letzten Tag zusammen zu verbringen. Syl hat sich in ihrem Zimmer versteckt, Jon in seinem. Mom und ich haben unten geputzt, wobei wir uns beim Staubwischen und Schrubben sorgfältig aus dem Weg gingen.
    Um zehn kamen Alex und Julie zu uns rüber. »Julie möchte mit Jon in die Stadt fahren, um die Lebensmittel zu holen«, sagte Alex. »Ist Ihnen das recht, Mrs Evans?«
    Mom nickte. Sie ging zur Treppe und brüllte zu Jon hinauf, er solle runterkommen. Er kam auch, wurde aber von Stufe zu Stufe langsamer.
    »Julie möchte mit dir in die Stadt fahren«, sagte Mom. »Um die Lebensmittel zu holen. Einverstanden?«
    Jon zuckte nur die Achseln.
    Julie fasste das als ein Ja auf. »Dann los«, sagte sie, und Jon folgte ihr aus dem Haus.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, Mrs Evans, würde ich mich mit Miranda gern noch ein bisschen umsehen«, sagte Alex. »Vielleicht können wir ein paar Fahrräder auftreiben oder sogar ein Auto.«
    »Es sieht nach Regen aus«, sagte Mom.
    »Ihr passiert schon nichts«, sagte er. »Ich pass gut auf sie auf.«
    »Ich hol nur noch meine Jacke«, sagte ich. Ich rannte zum Schrank, und auf dem Rückweg gab ich Mom einen Kuss auf die Wange. »Mach dir keine Sorgen, Mom. Ich bin ja nicht aus Zucker.«
    »Okay«, sagte Mom. »Ich mach mir keine Sorgen.«
    Draußen merkte ich gleich, dass ich keine Jacke brauchen würde. Es war ziemlich schwül und um die zwanzig Grad. Die Luft roch nach Gewitter. Hoffentlich war morgen wieder besseres Wetter. Für Mom wäre es sicher leichter, wenn ich nicht ausgerechnet unter tief hängenden Wolken losgehen würde.
    »Wir brauchen mehr Fahrräder«, sagte Alex. »Wir beide könnten uns eins teilen, und Julie, Lisa und Gabriel auch, aber Charlie und Hal brauchen jeder ein eigenes. Eins könnten wir vielleicht von deiner Familie bekommen, fehlen also mindestens drei.«
    »Wir haben doch nur vier Räder«, sagte ich. »Je eins für Mom, Matt, Syl und Jon.«
    »Deine Mutter braucht doch keins«, sagte Alex. »Sie geht sowieso nie aus dem Haus.«
    »Eines Tages vielleicht doch«, sagte ich. »Wenn es nicht mehr anders geht.«
    »Bis dahin findet sie bestimmt wieder eins«, sagte er. »Jetzt brauchen wir es erst mal dringender als sie.«
    Ich wollte Alex fragen, ob wir wirklich das Richtige taten, aber ich wusste, wenn ich diese Frage stellte, dann hieß das, dass ich selbst daran zweifelte. Alex muss das gespürt haben, denn er nahm mich in den Arm und küsste mich.
    »Ich will dich so sehr«, sagte er und lachte. »Ich hab immer gedacht, ich wollte solche Dinge wie Schule, Erfolg, Essen. Aber das ist kein Vergleich zu dem, wie ich dich will.«
    »Du hast mich doch«, sagte ich.
    »Ich kann’s einfach nicht glauben«, sagte er. Ich küsste ihn zum Beweis. Während ich das tat, lösten sich meine Millionen Bedenken in Luft auf.
    »Komm«, sagte er und nahm meine Hand. »Wir schauen mal, was wir finden können.«
    Wir liefen zum Neubaugebiet von Seven Pines, ungefähr anderthalb Kilometer entfernt. Unzählige Male hielten wir dabei an, um

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