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Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen

Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen

Titel: Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Rudolf
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ja.
    Wir haben es kaum erwarten können: Heute fahren wir alle zusammen zur Campingausstellung!
    »Das Zelt muss vor allem bequem sein«, sagt Papa im Auto. Er wiederholt sich mit seiner »Bedingung Nummer eins«.
    Vor dem Ausstellungsgelände wird er ungeduldig, weil beim Eingang bereits ein Gedränge ist und wir lange keinen Parkplatz finden. Zu guter Letzt verlangen sie an der Kasse sogar für Kinder ein Eintrittsgeld. »Die wollen doch uns etwas verkaufen, nicht umgekehrt!« Papa ist verärgert. Mama versucht, ihn zu besänftigen.
    Bald empfindet Papa die Menschenmenge »erdrückend«. Damit es schneller geht, entschließt er sich kurzerhand für das größte Zelt. Die Campingstühle und den Klapptisch sollen wir gleich mitnehmen. Papa gibt uns die Autoschlüssel, damit wir »das Zeug« im Kofferraum verstauen. Er und Mama warten unterdessen an einem Holztisch vor einem Würstchenstand. Sie wollen die weiteren nötigen Anschaffungen besprechen. Bei dem zu einem Kiosk umgebauten Wohnwagen kauft sich Anton ein schwarz-rot-goldenes Velofähnli.
    »Warum kaufst du nicht eines mit dem Schweizerkreuz?«
    »Weil die Walter-Brüder Deutsche sind! Aber die kennst du sowieso nicht. Das sind Fußballer, Otmar ist der beste Stürmer aller Zeiten!«
    »Mir doch egal. Papa sagt sowieso, die Fußballer hätten es mehr in den Waden als im Kopf.«
    »Aber sicher haben sie mehr im Kopf als du, du Kindskopf!«
    Als wir zurückkehren, ist Papas Geduld am Ende. Er mag nicht warten, bis wir unsere Wienerli gegessen haben. »Ich mache draußen einen Spaziergang«, sagt er.
    Mama nimmt ihre Sonnenbrille vom Tisch, geht ihm ein paar Schritte nach – und kehrt wieder um. »Solche Menschenmassen sind nichts für euren Papa. Wie soll das bloß auf dem Campingplatz in Italien gehen?«
    »Anton hat gesagt, ich sei ein Kindskopf.«
    »Ist sie auch, die spielt ja noch mit der Puppe! Dass die sich nicht schämt!«
    »Hört auf zu streiten!«
    Jetzt mischt sich Konrad ein: »Die Mädchen, die ich kenne, spielen alle mit Puppen.«
    »Eben, die sind ja auch in deinem Alter!«
    »Ich spiele gar nicht mehr, für mich ist Felicitas wie ein lebendes Bébé!«
    »Noch doofer! Weißt du überhaupt, was Felicitas heißt?«
    »Was?«
    »Glück. Und was du ebenfalls wissen solltest: Man sagt nicht Velofähnli, das ist ein Wimpel!«
    »Fähnli. Fähnli!«
    Mama steht abrupt auf. »Wenn ihr nicht sofort mit eurer Streiterei aufhört, fahren wir gar nicht in die Ferien! Kommt, wir gehen Papa suchen.«
    Daheim üben wir im Garten, wie man das Zelt aufstellt. Wir müssen das ohne Papas Hilfe können, weil er später und nur für ein paar Tage ans Meer kommen wird. Mit Petra.
Endlich sind die Ferien da
    Herr Übelhart hat Emil und mich beim Zettelaustausch erwischt und der ganzen Klasse verkündet, ich sei nicht einmal fähig, Emils Nachnamen richtig zu schreiben. Weil ich Papa mehr glaube als dem Lehrer, habe ich mich gewehrt. Das war dumm. Emil und ich mussten an die Wandtafel, dort seinen Familiennamen hinschreiben und uns sofort wieder der Klasse zuwenden. Ich stand da, sah die kichernden Gesichter und wäre am liebsten im Boden versunken. Den ganzen Morgen über ließ Herr Übelhart die beiden Wörter stehen: Auf der linken Tafelhälfte Emils »Devaud« – auf der rechten mein »Devot«.
    Wäre das nicht passiert, hätte ich den Mut gehabt, Emil zu unserem Kinderfest einzuladen. Nun warte ich lieber bis zu meinem Geburtstag.
    Das Radio hat leider Regen angesagt, Mama wird mit uns Lotto spielen. Wir ziehen den Tisch im Esszimmer über seine ganze Länge aus. Auf Blitzs Fauteuil liegt eine Serviette, darauf haben wir die Preise plaziert. Mama hat zwei Schoggikuchen gebacken, und Mariella hat über eine Stunde lang Brötchen gestrichen, »è molto troppo!« Aber es sind nicht zu viele. Schon beim Lotto haben wir alles ribis und stibis aufgegessen. Und jetzt gibt es das Quiz! Die lustigen Fragen stammen aus Antons Pestalozzikalender. Da wir die Antworten kennen, können wir drei natürlich nicht mitraten. Mama ist Quizmaster und Konrad sitzt als Schiedsrichter neben ihr.
    Die Buben stehen auf der einen Seite des Tischs, die Mädchen auf der anderen. Anton ist bei seinen Freunden, ich stelle mich zu meinen Freundinnen. Während des Spiels lange ich immer wieder in den Sack, wo ich einen Zettel versteckt habe, den Gerda mir mitgebracht hat.
    »Welche Schuhe läuft man nicht durch?«
    »Die Bergschuhe?«
    »Die Nagelschuhe?«
    »Die Handschuhe!«
    »Welche Nägel

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