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Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Titel: Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter de Bruyn
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befreien, ist zu schön, als dass Sie ihn nicht erreichen sollten, und es wird Mir daher auch eine Freude sein, Sie während Ihres Hierseins zu sehen und Ihnen zu zeigen, wie sehr ich bin Ihre wohlaffektionierte Luise.«

Abb.29: Luise, Königin von Preußen.
Zeichnung von Johann Gottfried Schadow 1810
    Schon am nächsten Tag gab sie für ihn ein Essen, bei dem er sich fragte, warum sie denn zwei Throne habe, denn zum Herrschen sei der »Thron der Schönheit« doch schon genug. »Ich sprach und aß in Sanssouci mit der gekrönten Aphrodite, deren Sprache und Umgang eben so reizend ist als ihre Musengestalt« , schrieb er an Gleim nach Halberstadt. »Sie stieg mit mir überall auf der heiligen Stätte herum, wo der große Geist des Erbauers sich und Europa beherrscht hatte. Geheiligt und gerührt stand ich in diesem Tempel des aufgeflogenen Adlers. Die Königin selber verehrt Friedrich so sehr, dass sie sagte, durch ihre Gegenwart würde diese Stelle entweiht, was wohl niemand zugibt, der Augen hat – für ihre. Sie nahm meine Dedikation und den Brief dabei mit vieler Freude auf. An der Tafel herrschte Unbefangenheit und Scherz.«

Abb.30: Verleger Carl August Matzdorff um 1810.
Lithographie von Gustav Adolph Knoll nach
Friedrich Wilhelm Herbig

Abb.31: An der Stechbahn. Foto von 1865.
Der Verleger Matzdorff wohnte rechts, Nr.4
    Er wohnte bei seinem Verleger Matzdorff an der Stechbahn, also direkt am Schloss. Vier Zimmer hatte er da zur Verfügung, »köstlich – seidene Stühle – Wachslichter – Erforschen jeden Wunsches« . Dass Matzdorff ihm zu Ehren ein »Pack Gelehrte« zum Essen eingeladen hatte, verdross ihn. Angenehmer dagegen, weil auch Frauen anwesend waren, fand er die extra für ihn angesetzten Theateraufführungen, die Essen bei den Familien von Ministern und einen Festempfang in der Freimaurerloge. »Ich besuchte keinen Gelehrtenklub, so oft ich auch dazu geladen worden, aber Weiber die Menge. Ich wurde angebetet von den Mädgen, die ich früher angebetet hätte. Himmel! welche Einfachheit, Offenheit, Bildung und Schönheit. Auf der herrlichen Insel Pickelswerder [gemeint ist: Pichelswerder] (2 ½ Meilen von Berlin) fand ich so viele Freundinnen auf einmal, dass es einen – ärgerte, weil jeder Anteil den andern aufhob … Viele Haare erbeutete ich (eine ganze Uhrkette von 3 Schwestern Haaren) und viele gab mein eigner Scheitel her, so dass ich eben so wohl von dem leben wollte  – wenn ich’s verhandelte – was auf meiner Hirnschale wächset als was unter ihr.« Doch neben den in Scharen auftretenden Frauen beschäftigten ihn auch einzelne, wie Josephine von Sydow aus Hinterpommern, deren Briefe ihm die Entlobung erleichtert hatten und die nun allein seinetwegen tatsächlich für drei Tage nach Berlin kam.

Abb.32: Josephine von Sydow.
Pastellgemälde
    Sie war in Südfrankreich geboren, hatte früh geheiratet und war mit ihrem Mann und zwei Söhnen nach Preußen gekommen, hatte sich scheiden lassen und den preußischen Offizier Hans-Friedrich Joachim von Sydow geheiratet, auf dessen Gütern in Hinterpommern sie lebte und unter dem Namen ihres ersten Mannes, de Montbart, Bücher in französischer Sprache schrieb. Die Lektüre des »Hesperus« hatte sie veranlasst, an Jean Paul zu schreiben. Der erste ihrer langen französisch geschriebenen Briefe beginnt mit dem schönen Satz: »Wäre ich Königin, so würde ich den Schöpfer des Hesperus zu meinem Premierminister küren. Wäre ich fünfzehn Jahre alt und könnte mich der Hoffnung hingeben, seine Klotilde [Gestalt aus dem »Hesperus«] zu sein, so wähnte ich mich glücklicher als eine Königin.« Aber auch die Einundvierzigjährige war von Jean Pauls liebevollen Antworten beseligt gewesen, so dass sich ein Liebesbriefwechsel entwickelt hatte, der die Zärtlichkeiten, die in Berlin getauscht werden sollten, schon vorweggenommen hatte, doch fiel die persönliche Begegnung dann enttäuschend aus. Josephine konnte nur drei Tage bleiben, weil ihr Mann, von dem sie erst im Jahr darauf geschieden wurde, von ihrem Ausflug nach Berlin nicht wissen durfte, und Jean Paul hatte im Trubel des Gefeiertwerdens für sie wenig Zeit. Es kam nicht zum Bruch, aber die Wirklichkeit wirkte auf beide Gemüter erkältend, so dass sich wie bei Charlotte, Emilie und Karoline der Briefwechsel zwar fortsetzte, aber sachlicher wurde und schließlich erstarb. In seiner moralisierenden Erzählung »Das heimliches Klaglied der jetzigen Männer« wurden

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