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Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Titel: Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter de Bruyn
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stehende deutsche Kultur die Nationwerdung in einem jenseits der Politik liegenden Raum, den Heine später als das »Luftreich des Traums« verspottete, gleichsam vorweg.

Abb.42: Napoleon, gezeichnet von Johann Gottfried
Schadow im Oktober 1806 beim Einzug in Berlin
    Für Jean Paul waren sowohl in seinem Heimatländchen als auch in Leipzig, Weimar und Berlin die Kämpfe immer weit entfernt gewesen, doch schien die Kriegsgefahr näher zu rücken, als 1805 die politische Spannung zwischen Frankreich und Preußen wuchs. Lag doch Bayreuth, wo er seit 1804 wohnte, am äußersten Südwestzipfel Preußens, nahe der Grenze zu Bayern, das mit Napoleon verbündet war. Aus Sorge um die Familie kümmerte er sich schon brieflich um Notquartiere in Gotha, Leipzig und München, doch erwies sich die Vorsorge als unnötig, denn die Markgrafschaft Bayreuth blieb 1806 nach der raschen Besetzung durch französische Truppen von Kampf und Zerstörung verschont. Als dann im Sommer 1807 die preußische Niederlage im Friedensschluss von Tilsit besiegelt wurde, ging die Markgrafschaft in den Besitz Frankreichs über, bis Napoleon sie 1810 an das von ihm zum Königreich erhobene Bayern weitergab. Unwillentlich, aber auch ohne Widerwillen war Jean Paul also vom Preußen zum Bayern geworden und damit auch zum Bürger des Rheinbundes, der von Napoleon zur Festigung seiner Herrschaft in Deutschland gegründet worden war.
    Erstaunlicherweise wurde der Briefwechsel Jean Pauls durch die politischen Wirren dieser Jahre nur wenig behindert, eingeschränkt war er sogar über die Fronten hinweg mit dem Freund Christian Otto möglich, der als Quartiermeister eines Bayreuther Regiments im Oktober 1806 mit den preußischen Truppen nach Königsberg und Tilsit hatte fliehen müssen und dort dem preußischen Prinzen Wilhelm, dem Bruder des Königs, als Sekretär zugeteilt worden war. Der scharfen Postzensur der Franzosen wegen war in den Briefen dieser Jahre von politischen Ansichten nur selten die Rede, und als Jean Paul den Freunden und Verwandten berichtete, dass die Kriegsereignisse seine Familie nur wenig berührt hatten, benutzte er gern die unparteiische Metapher von der »Kriegswolke« , die in großer Höhe, ohne Schaden anzurichten, vorübergezogen sei. Gegen die Belastungen, die die Besatzungsmacht mit sich brachten, wie Einquartierungen und Kriegskontributionen, versuchte sich Jean Paul durch zum Teil witzige Briefe an die Oberen der französischen und bayerischen Behörden zu wehren, was ihm hinsichtlich der Steuern durch den Nachweis seiner geringen Einkünfte wohl auch gelang.
    Denn tatsächlich war ihm die Ernährung seiner inzwischen auf fünf Köpfe angewachsenen Familie trotz fleißigen Schreibens kaum möglich, weil der Buchhandel durch den Krieg sehr geschädigt worden war. Wie in den schriftstellerischen Anfängen musste er jetzt wieder häufig Absagen von Verlegern erleben, und von Nachauflagen, mit denen er nie verwöhnt wurde, konnte gar keine Rede sein. Von seinen umfangreichsten Werken, dem »Titan« und den »Flegeljahren« waren die ersten Auflagen zu seinen Lebzeiten immer noch zu haben, und zu einer dritten Auflage brachte es nur der »Hesperus«, der sein einziger wirklicher Verkaufserfolg blieb. In dieser Hinsicht konnte er, dessen Bücher nicht leicht zu lesen waren und deshalb nur die dünne Schicht der Gebildeten erreichten, sich mit anderen Autoren seiner Zeit nicht messen. Schillers »Geisterseher«, Hippels »Über die Ehe« und der Räuberroman »Rinaldo Rinaldini« von Vulpius brachten es in kürzerer Zeit auf fünf Auflagen und Knigges »Umgang mit Menschen« sogar auf acht. Da mit Jean Pauls Büchern gute Geschäfte nur selten zu machen waren, hatten auch die Raubdrucker nur geringes Interesse an ihnen, nur beim »Siebenkäs« und der »Vorschule der Ästhetik« wurden unrechtmäßige Nachdrucke bekannt. Mehr Ärger bereiteten ihm die Herausgeber von Anthologien, die, ohne ihn finanziell zu beteiligen, Blütenlesen aus seinen Werken herausgaben und damit bessere Geschäfte machten als er mit dem vollständigen Text. Sechs Sammlungen dieser Art erschienen zu seinen Lebzeiten, und nach seinem Tode machte eine siebenbändige Blütenlese der Gesamtausgabe Konkurrenz.
    Die nicht abreißenden Geldsorgen und die Erkenntnis, im Alter nicht mehr so rasch und viel schreiben zu können, bewogen ihn, erneut um eine Pension bemüht zu sein. Friedrich Wilhelm III. von Preußen, der ihn 1801 auf später vertröstet hatte, war von

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