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Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition)

Titel: Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter: Eine Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter de Bruyn
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Fouqué und Bernhardi für ihr Vorhaben gewinnen, so dass aus dem Doppel- ein Vierlings- oder auch Quadrupelroman wurde, der 1808 unter dem Titel »Versuche und Hindernisse Karls« anonym erschien. In ihm wird viel Literarisches parodiert, und Jean Paul tritt auch als Person auf, ein dicker Mann, der viel Bier trinkt, viele Gleichnisse in seine Reden einflicht und aus Angst, er könne sich beim Schreiben verirren, einen ihm selbst geltenden Steckbrief entwirft. Bösartig ist diese Parodie nicht, aber besonders witzig auch nicht. Wie Varnhagen erzählt, hat Jean Paul über sie nur gelacht.

Das Freiheitsbäumchen
    Bücher, die scheinbar oder tatsächlich die jeweilige Herrschaft gefährdeten, wurden zu allen Zeiten verboten und auch manchmal verbrannt. Im christlichen Europa haben damit die Päpste begonnen, um ein überholtes Weltbild vor der Aufklärung zu retten, die allmählich doch siegreich blieb. Ihr Katalog der verbotenen Bücher, genannt: Catalogus Librorum Prohibitorum, der mit sich ständig verringernder Wirkung noch bis ins 20. Jahrhundert hinein existierte, wurde später von weltlichen Herrschern oft nachgeahmt. Jahrhundertelang war im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation nur der Klerus für Bücherverbote zuständig, doch änderte sich das mit Erfindung der Druckpressen, durch die Bücher erschwinglicher wurden, so dass nun auch die Staaten dazu veranlasst wurden, gegen gefährlich erscheinende vorzugehen. Nachdem man erst die Fakultäten der Universitäten oder einzelne Gelehrte mit der Zensur betraut hatte, ging man gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als die Revolutionen in Amerika und Frankreich Panik erzeugten und mit der Verbesserung der Volksbildung und der rasanten Entwicklung des Buchhandels der Büchermarkt unübersehbar wurde, zur Gründung von Zensurbehörden über, die aber wenig Unheil anrichten konnten, weil ihre Macht sich auf den jeweiligen Teilstaat beschränkte, der Buchmarkt mit dem Zentrum in Leipzig aber schon ein gesamtdeutscher war. Was in einem Teilstaat verboten wurde, war möglicherweise in einem anderen erlaubt.
    In Jean Pauls Anfängen war man in den katholischen Ländern Bayern und Österreich besonders zensurwütig, weil man dort nicht nur Angst vor Revolutionen hatte, sondern auch immer noch vor der Reformation. Schon 1753 war in Österreich die kirchliche Zensur durch eine staatliche ersetzt worden, die 1765 den ersten Katalog verbotener Bücher herausgebracht hatte, der dann laufend ergänzt worden war. Da seine Verfasser nicht nur aufklärungsfeindlich, sondern auch prüde waren, diente der Katalog bald als Fundgrube für Erotika-Sammler und als Hilfsmittel beim schwunghaften Handel mit verbotener Literatur. Später wurde dieser bumerangähnlichen Wirkung wegen der Katalog der verbotenen Bücher selber in diesen aufgenommen, und die Verbotslisten, die dann auch den »Hesperus« enthielten, wurden nur noch handschriftlich an die Beamten verteilt. Über die Tatsache, dass sich verbotene Bücher gut verkaufen lassen, haben sich Zensoren aller Zeiten ärgern müssen, ändern aber ließ sich das nie.
    Die Zensur im Preußen Friedrichs II., also in Jean Pauls Jugendjahren, war relativ tolerant gewesen. Zwar war dort die Freiheit nach Lessings bekannten Worten darauf beschränkt gewesen, frei und frech über Religion reden und schreiben zu können, aber das war im Vergleich mit anderen deutschen Staaten schon viel. Die theologische und philosophische Aufklärung hatte sich in Preußen so ungestört wie auch die künstlerische Literatur entwickeln können, so dass nach dem Tod des großen Friedrich, als unter Friedrich Wilhelm II. die Zensur verschärft wurde, die allgemeine Forderung, zur friderizianischen Praxis zurückzukehren, verständlich und berechtigt war. Das vom Minister Woellner 1788 unter der Tarnbezeichnung Religionsedikt erlassene Zensurgesetz, das mehrmals verschärft wurde, war ausdrücklich gegen die Aufklärung gerichtet und wurde rigoros angewandt. In den neun Jahren, in denen es seine unheilvolle Wirkung entfaltete, litten neben den Publizisten, Schriftstellern und Geistlichen besonders die Verlagsbuchhändler, von denen einige ihre Freiheit nun außerhalb der preußischen Grenzen suchen mussten, wie Friedrich Nicolai, der seine »Allgemeine Deutsche Bibliothek« nach Kiel verlagerte, während die zweite bedeutende Zeitschrift der Berliner Aufklärung, die »Berlinischen Monatshefte« Asyl in Jena und später in Dessau fand.

Abb.40: Titelblatt des

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