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Das Leben in 38 Tagen

Das Leben in 38 Tagen

Titel: Das Leben in 38 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Scheidecker
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legte ich mich allein auf das Sofa vor den Kamin und
genoss die gemütliche Wärme und das unermüdliche Spiel der Flammen, das mich
genauso faszinierte wie das Wellenspiel des Wassers. Hierbei konnte man
stundenlang Zusehen und sich in eine imaginäre Welt entführen lassen. Es schien
mir genau das Richtige zu sein, um Gelassenheit und damit auch Kraft zu tanken.
Um wie viel ruhiger wird man doch, wenn man das Gefühl loslassen kann, nicht
alles selbst beeinflussen und entscheiden zu müssen, wenn man die Möglichkeit
hat, sich einfach einmal auf die Urelemente einzulassen, sie nur zu beobachten
oder auch sich von ihnen treiben zu lassen.
    Solange es Leben gibt, solange wird es
Feuer und Wasser geben, erst ihre Existenz ermöglicht unser Leben, unser
wichtigstes Gut. Aber für die Ewigkeit bedeutet dies nur ein Staubkorn im Laufe
der Zeit und wir sollten es nicht mit Hast, Gier und vor allem nicht mit
Unzufriedenheit oder gar Hass verschwenden. Der Mensch hat die Möglichkeit, die
Kraft der Elemente für sich zu nutzen, aber er kann sie auch missbrauchen, er
kann sein Leben sogar damit zerstören. Diese große Verantwortung sollte uns
Ehrfurcht lehren, Ehrfurcht vor der Erde, dem Wasser und dem Feuer und damit
gegenüber allem Leben, das immer auch ein Geschenk ist...
    An diesem Abend saßen wir noch spät in
fröhlicher Runde beisammen, wir tauschten Tipps und Ratschläge aus, um am
nächsten Morgen voller Elan, Freude und Dankbarkeit im Herzen loszulaufen. Ich
hatte wieder einmal wunderbar allein in einem großen Bett geschlafen, dabei
komischerweise von dem lustigen Berliner geträumt und nun tat selbst der
Dauerregen der guten Stimmung keinen Abbruch.

16.
Im Regen durch die Meseta
     
    Auf ging es nach Hontanas, von dessen
schlimmem Wirt Hape in seinem Buch berichtet hatte.
Dieses mittelalterliche Dorf sollte ja nicht einmal mit Autos zu erreichen sein
und ich war schon gespannt darauf, was mich dort erwarten würde. Ehrlich
gesagt, wäre ich heute gern mit dem netten Berliner losgelaufen, weil er auch
wieder einer von den Menschen war, die einen zum Lachen bringen konnten. Leider
war er noch später als ich aufgestanden, wobei er mir beim Abschied aber
versprach, mich wieder einzuholen, was ihm wohl nicht allzu schwer fallen
dürfte.
    Doch es kam wieder einmal anders, als ich
dachte. Als ich etwa eine Stunde im Regen auf kahlen, matschigen Feldwegen, so
forsch ich konnte, vorangelaufen war, sah ich auf einmal ein rotes Cape immer
wieder vor mir auftauchen. Der wiegende Gang etwas breiterer Hüften kam mir
irgendwie bekannt vor und nach einiger Zeit hatte ich das rote Cape eingeholt.
Und richtig, mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht! Es war Simone! Die
Überraschung war beiderseitig. Sollte es tatsächlich unser Schicksal sein,
zusammen zu laufen?
    Simone hatte eigentlich zwei Nächte in
Burgos bleiben wollen, sich jedoch dann anders entschieden. Sie war gestern
noch später als ich in Hornillos angekommen und hatte in der Gemeindeherberge
neben der Kirche übernachtet. Es sollte dort gar nicht so schlimm gewesen sein,
wie ich vermutet hatte, aber Simone hatte noch nicht gefrühstückt und einen
Riesenhunger.
    Die einzige Einkehrmöglichkeit zwischen den
beiden Orten stellte eine provisorische Herberge an einer Quelle dar, um die
sogar noch ein paar Bäume standen. Allerdings sollte es dort keine Toilette und
kein fließendes Wasser aus einer Leitung geben. Die Hütte lag etwas abseits vom
Weg und man konnte nicht erkennen, ob sie geöffnet hatte. Bei schönem Wetter
wäre das bestimmt eine interessante Alternative gewesen, aber heute wollte ich
keinen Umweg machen und Simone auch nicht. So stapften wir weiter im Regen zwischen
nassgrünen Feldern, ohne Baum und Strauch, ohne Mensch und Haus, so weit das Auge reichte.
    Nach jeder scheinbar erreichten kleinen
Anhöhe erwartete uns wieder das gleiche Bild. Wie Polarforscher auf dem Weg im
ewigen Eis, dachte ich... Zeitlos, endlos? Ohne Zivilisation? Ohne
Orientierung? Gelbe Pfeile brauchte man hier nicht, da es nur einen
schnurgeraden, ausgeleierten Feldweg gab, aber wenigstens der verließ uns
nicht. Unsere Möglichkeiten erschöpften sich in Vorwärts- oder Rückwärtslaufen.
Also vorwärts, immer vorwärts, ultreja !
    Endlich tauchten in einer kleinen Senke ein
paar graue Dächer um einen Kirchturm mit einer arabisch anmutenden Kuppel auf.
Sie hoben sich kaum von dem Regengrau ab, nur von den grünen Wiesen, die das
Dorf von allen Seiten liebevoll zu

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