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Das Leben ist ein Baumarkt

Das Leben ist ein Baumarkt

Titel: Das Leben ist ein Baumarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirko Trompetter
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schnell keiner klauen wird. Außer der Kollege Meier. Der ist nämlich der Meinung, dass ich an den Megakugelschreiber noch eine Kette mit einem schweren Stein machen sollte. Also so ähnlich, wie man es aus irgendwelchen amerikanischen Roadmovies kennt, in denen Tankstellenbetreiber immer Radkappen an die Schlüssel der Toiletten binden, damit sie keiner mitnimmt. Da ich das aber dann doch für ein wenig übertrieben halte, lasse ich das mit der Kette einfach weg und teste den Kugelschreiber gleich am nächsten Kunden.
    »Haben Sie mal was zum Schreiben für mich?«, fragt er. »Ich müsste mir nur ein paar Maße und Preise aufschreiben.«
    »Na klar«, antworte ich und ziehe den Megakugelschreiber unter meinem Informationstresen hervor.
    Als er den Kugelschreiber sieht, fängt er an zu lachen. »Na, das ist ja mal ein Ding. Habt ihr Angst, dass euch jemand die Schreiber klaut, oder was?«
    Ich erkläre ihm also kurz den Sachverhalt und er scheint dafür auch vollstes Verständnis zu haben. Obwohl der Kugelschreiber doch eher unhandlich ist, verschwindet er schließlich mit ihm in den Gängen der Fliesenausstellung und macht sich seine Notizen. Nach ein paar Minuten kommt er wieder zurück, legt den Schreiber auf den Tresen und sagt: »Bitte schön. Hier habt ihr euer Ungetüm wieder zurück. Der war mir dann doch zu groß zum Einstecken. Die Idee ist echt super. Vielleicht solltet ihr aber noch eine Radkappe dranbinden. So, wie man das immer in den Filmen sieht, wenn sie an Tankstellen den Schlüssel ausgeben.«
    »Noch so ein Spaßvogel wie der Kollege Meier«, denke ich. Aber das Wichtigste ist, dass es funktioniert hat. Der Kunde hat den Kugelschreiber tatsächlich wieder zurückgebracht und war obendrein noch sichtlich amüsiert. Besser kann man ein Problem ja wohl wirklich nicht lösen. Überhaupt scheint der neue Kugelschreiber bei den Kunden recht gut anzukommen und die Reaktionen sind durchweg positiv. Ein paar Tage später muss ich allerdings feststellen, dass die Idee mit der Radkappe alles andere als Blödsinn war. Denn nach nicht einmal einer Woche ist auch der Megakugelschreiber verschwunden. Einfach weg. Wahrscheinlich hat ihn doch jemand aus Versehen eingesteckt und mit nach Hause genommen. Schade. Aber vielleicht finde ich ja mal irgendwo eine alte, schwere Radkappe aus Blech. Dann starte ich einen neuen Versuch.

 
Der Stein im Koffer
    Ich stehe gerade an der Hauptinformation, um mir ein paar Unterlagen abzuholen, als ich ein ziemlich lautes Gespräch zwischen einem Kunden und unserem Chef mitbekomme. Anscheinend geht es dabei um eine Reklamation.
    »Was meinen Sie, wie blöd ich da geschaut habe«, erklärt der Kunde meinem Chef. »Der war ja noch original verpackt. Da waren ja sogar noch die Bänder von euch drum. Und dann kommt so was dabei raus. Das kann doch nicht wahr sein.«
    Da ich ja von Haus aus ein klein wenig neugierig bin, beschließe ich, mir das Ganze mal aus der Nähe anzusehen. Vor den beiden liegt der aufgeklappte Koffer einer Schlagbohrmaschine, dessen Inhalt im wahrsten Sinne des Wortes der Stein des Anstoßes zu sein scheint. Denn anstatt einer Bohrmaschine liegt darin ein ganz einfacher roter Ziegelstein.
    »Ja, aber was würden Sie denn jetzt an meiner Stelle machen?«, fragt mein Chef den Kunden. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich will Ihnen da jetzt wirklich nichts unterstellen. Aber den Stein könnten Sie ja auch ganz einfach selbst da reingelegt haben.«
    Jetzt hat er den Kunden aber so richtig sauer gemacht, und der lässt seiner Wut freien Lauf. »Was meinen Sie? Dass ich nichts Besseres zu tun habe, als mit so einem blöden Stein durch die Walachei zu gurken?«, brüllt er. »Ich muss eine Baustelle fertig machen. Hier rumzufahren kostet mich mehr, als die beschissene Maschine überhaupt wert ist. Und dann wollen Sie mir erklären, dass ich die selbst ausgetauscht habe? Das ist ja wohl der Gipfel. Ich kann Ihnen sagen, wie das war. Die hat einer bei euch zurückgegeben und euch sauber beschissen. So war das.«
    Während mein Chef versucht, den Kunden zu beruhigen, suche ich die Schlagbohrmaschine in unserem Computersystem, um nachzusehen, ob nicht vielleicht wirklich in letzter Zeit ein solches Gerät umgetauscht wurde. Bingo! Erst vorgestern wurde eine zurückgenommen und seitdem nur eine verkauft. Da scheint es dann doch sehr wahrscheinlich zu sein, dass der Kunde mit seiner Vermutung recht hat.
    Nachdem ich meinen Chef darüber informiert habe, hat er dann auch

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