Das Leben ist ein Baumarkt
wird das aber wohl nicht gekommen sein«, meint er daraufhin.
Ich erzähle ihm also die ganze Story und habe den Eindruck, dass er versteht, was ich sage. Aber anscheinend habe ich mich da getäuscht. Denn zum Abschluss des Gespräches sagt er zu mir: »Ich habe hier die Telefonnummer von dem Kunden. Den rufen Sie jetzt mal an und entschuldigen sich. Dann ist die ganze Sache vom Tisch.«
»Was soll ich?«, frage ich. »Mich entschuldigen? Für was denn? Dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hat oder was? Nein, das mache ich nicht.«
Eigentlich hätte ich jetzt zumindest mit der Androhung von Konsequenzen gerechnet, aber stattdessen sagt mein Chef: »Na gut, dann lassen Sie es. Aber ich gebe Ihnen noch einen guten Rat. Lassen Sie sich von solchen Typen nicht provozieren. Das bringt nichts als Ärger.«
In dem Moment wird mir klar, dass es jetzt besser ist, nichts mehr zu sagen und sich den Rest einfach zu denken, bevor es wirklich Ärger gibt.
Nachdem ich schon seit fast einer Stunde wieder in meiner Abteilung bin, klingelt das Telefon. Es ist Dieter, der mir gut gelaunt mitteilen will, dass er die Ware jetzt doch geliefert haben möchte. Auch die Kanthölzer. Ich kann es mir beim besten Willen nicht verkneifen und sage: »Ach, haben wir uns wieder beruhigt? Das ist ja schön.«
Für einen kurzen Moment herrscht absolute Stille am Telefon. Doch dann meint Dieter plötzlich: »Ja, ich weiß. Ich hab da vorhin etwas überreagiert. Aber ich war einfach gestresst.«
»Ja, ich weiß, ich kenne das. Aber noch besser wäre es, wenn Sie das mal meinem Chef erzählen würden. Denn der stresst mich jetzt deswegen.«
»Das kann ich schon machen«, meint Dieter daraufhin, aber ich denke: »Na klar. Alles nur Blabla, nichts wirst du machen.«
Trotzdem nehme ich seine Bestellung entgegen und veranlasse die Lieferung. Alles läuft ganz locker und ohne Gemaule. Eigentlich macht er sogar einen fast sympathischen Eindruck am Telefon. Nun ja, seinen Dampf hat er ja auch schon abgelassen.
Gute 15 Minuten nachdem ich Dieters Bestellung entgegengenommen habe, steht plötzlich mein Chef vor mir: »Was haben Sie denn jetzt schon wieder mit dem Kunden gemacht?«
Genau wie vorhin antworte ich: »Nichts. Ich habe nur seine Bestellung entgegengenommen.«
»Haben Sie den vielleicht irgendwie bedroht oder so?«, fragt er weiter.
»Nein, wieso? Was ist denn jetzt schon wieder?«
»Na, der hat mich gerade angerufen und war wie ausgewechselt. Sogar entschuldigt hat er sich, dass er so überreagiert hat, weil er so gestresst war. Und dass Sie nichts damit zu tun haben, sondern dass er von Ihnen gut beraten wurde. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Da ist doch irgendwas faul, oder?«
»Keine Ahnung«, sage ich. »Aber ich lasse mich von solchen Typen jedenfalls nicht provozieren. Das bringt nämlich nichts als Ärger.«
Daraufhin grinst er nur kurz und macht sich wieder aus dem Staub. Meine Laune hat sich schlagartig gebessert. Denn dass sich jemand erst beschwert und sich dann noch mal extra dafür entschuldigt, dass er sich zu Unrecht beschwert hat, passiert nun wirklich nicht jeden Tag. Dafür hat Dieter echt den allergrößten Respekt verdient.
Der Megakugelschreiber
Ehrlich gesagt geht es mir schon seit Längerem mächtig auf die Nerven, dass Kunden dauernd meine Kugelschreiber mitgehen lassen. So Sprüche wie »Haben Sie mal einen Schreiber für mich« oder »Den bring ich ihnen gleich zurück« kann ich echt nicht mehr hören. Denn in den letzten vier Wochen sind mir so zwei Taschenrechner, sage und schreibe 17 Kugelschreiber, vier Zollstöcke und ein Maßband abhandengekommen. Und meinen Kollegen geht es da nicht viel besser. Denn besonders Kugelschreiber werden von den Kunden gerne als eine Art Werbegeschenk angesehen und einfach eingesteckt. Um es im Klartext zu sagen: Die Dinger gehen schneller weg, als ich sie den Vertretern aus der Tasche leiern kann.
Beim Stöbern in einem 1-Euro-Ramschladen scheine ich allerdings endlich die Lösung des Kugelschreiberproblems gefunden zu haben. Denn vor mir liegt ein riesiger Megakugelschreiber. Er ist gute 50 Zentimeter lang und hat etwa 4 bis 5 Zentimeter im Durchmesser. »Den steckt so schnell keiner ein«, überlege ich. Da dieses Monster auch nur 1 Euro kostet, ist die Sache für mich klar. Der muss mit.
Am nächsten Tag im Baumarkt präsentiere ich meine Errungenschaft zunächst den Kollegen, bevor ich sie in der Praxis einsetze. Alle sind sich einig, dass den so
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