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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
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Willst du ein Kaffee?« Bevor ich Ja oder Nein sagen konnte, hatte sie mich zu einem der Stühle dirigiert und stellte eine dampfende Tasse vor mich hin. »Kaffee ist immer gut.«
    Dann setzte sie sich mir gegenüber.
    »Und? Vertragt ihr euch wieder?«, wollte ich wissen.
    »Im Bett schon.« Ihr Gesicht wurde ernst. »Aber das Problem ist noch lange nicht gelöst.«
    Ich nickte nur, denn ich hatte Angst, gleich wieder in ein mir bis jetzt unbekanntes Fettnäpfchen zu treten.
    »Ich höre meine biologische Glocke ticken, weißt du? Aber Stefan hört nichts und will kein Kind.«
    Oha. »Wie alt bist du denn?«
    »Achtunddreißig«
    Na ja, dann wurde es allmählich Zeit. Bevor wir das Problem allerdings weiter erörtern konnten, hörte ich Schritte und im nächsten Augenblick stand ein Mann neben mir. Ein nackter Mann.
    »Das ist Stefan«, stellte Ineke uns vor. »Und das ist Charli, die neue Nachbar von unten.«
    Ich hatte mich noch nie in einer solchen Situation befunden und überlegte fieberhaft, wie ich mich verhalten sollte. Ihm die Hand schütteln, als wäre alles wie immer? Durfte ich den Blick senken, wenn ich seinen Nabel fast auf Augenhöhe hatte?
    Ich versuchte, nicht hinzuschauen. Und schon hatte ich dem GAS, dem Größten Anzunehmenden Schwanz, auf die Vorhaut geschielt und hörte in Gedanken Barry White stöhnen. Oh babe ...
    »Äh, tut mir leid ... Entschuldigen Sie, ich, äh ...«
    Erde an Himmel, dies ist ein Fünf-Sterne-Notfall! Lasst mich bitte sofort von hier verschwinden!
    »Sorry, ich hatte die Klingel nicht gehört«, sagte Stefan freundlich.
    »Ist doch egal!«, rief Ineke lachend. »Wer nackt herumläuft, muss damit rechnen, dass jemand guckt.« Sie warf Stefan ein Handtuch zu, das er sich gleich um die Hüften band.
    Sehr schade, denn wann bekam man schon so einen scharfen Mann vor dem Frühstück serviert?
    Als ich vor Luises Tür stand, hörte ich drinnen mein Handy klingeln. Schnell schloss ich auf und ging ran. Ein Fehler.
    »Theresa hat eben angerufen!«, rief meine Mutter entsetzt. »Das ist ja nicht zu fassen, was der kleinen Denise-Desiree widerfahren ist! Ich will, dass du sofort deine Sachen packst und nach Hause kommst!«
    Ich schloss die Augen und lehnte mich an die Wand. Jetzt tief durchatmen, Charli! Erinnere dich an die To-Do-Liste!
    »Ich denke gar nicht daran.«
    Die Tatsache, dass ich mich nicht mal ansatzweise für den Brodell-Ausflug von D-D entschuldigte, brachte sie aus dem Takt.
    »Also, das ist doch, also ...«, hörte ich sie blubbern.
    »Ich habe dir bereits am Samstag gesagt, dass ich alt genug bin, mein Leben in die Hand zu nehmen und mir nicht länger von dir hereinreden lasse.«
    Puh! Nach diesen Worten stand mir der Schweiß auf der Stirn, aber ich hatte mich nicht einschüchtern lassen. Herzlichen Glückwunsch, Charlotte Bruckmann!
    »Dir ist es wohl egal, dass deine Nichte ein Trauma fürs Leben erlitten hat?«
    »Mama, meine Nichte hat dort lediglich Gummibärchen bekommen und wurde ganz reizend von den Damen umsorgt. Es wurde ihr kein Härchen gekrümmt!« Langsam regte sie mich auf.
    »Wie? Sie war mit Prostituierten zusammen?«
    Herrgott, meine Mutter führte sich auf, als hätte D-D dort ihre Unschuld verloren.
    »Mama, das sind Frauen wie du und ich, die ... «
    »Frauen wie du und ich?!« Ihre Stimme wurde von Wort zu Wort schriller. »Möchtest du damit andeuten, dass ich ...«
    »Gar nichts will ich andeuten.« Ich holte tief Luft. »Aber ich bin der Meinung, dass du völlig überreagierst.«
    »Ganz, wie du meinst«, schnaubte meine Mutter. »Aber es ist dir hoffentlich klar, dass dich niemand von der Familie besuchen wird, solange du in nächster Nähe eines Bordells haust.«
    Selten hatte eine Drohung schöner geklungen.
    »Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee«, sagte ich. »Und ich hoffe, ihr haltet euch auch gefälligst daran!«

10
    Als ich kurz nach sieben in der Garderobe eintraf, waren Mechthild und Olga schon da. »Einmal Dienstkleidung für Scharlodde«, sagte Mechthild. Sie legte mir eine dunkelrote Kittelschürze auf die Theke. »Größe 38 müsste richtig sein, oder?«
    Ich nickte und zog das Teil über mein T-Shirt. Es passte perfekt und ich kicherte.
    »Was ihst lustick?«, wollte Olga wissen.
    »Ich dachte gerade daran, wie meine Mutter wohl reagieren würde, wenn sie mich so sähe.«
    »Wie wihrd daine Mutter sagen?«
    »Sie wäre ziemlich erstaunt.«
    Ach was, sie würde sich umbringen.
    Mechthild musterte mich. »Ihre

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