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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
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zu mich zum Essen kommst. Stefan ist auch da.« Dann musterte sie mich genauer. »Was ist denn los? Du bist ganz rot!«
    »Wir waren im Brodeil!«, verkündete D-D.
    »Das ist aber schön.« Ineke ging vor Denise-Desiree in die Hocke und lachte. »Und? Hat es dich gefallen, Kleine?«
    Doppel-D nickte und ich fragte mich, wem sie im Laufe der nächsten Zeit alles von diesem Event erzählen würde. Und wie meine Schwester das verkraften würde.
    Ineke stand wieder auf und zwinkerte mir zu. »Dann bis morgen um sieben, okay?«
    »Warum redet die so komisch?«, fragte meine Nichte, als Ineke gegangen war.
    »Weil sie Holländerin ist.«
    »Reden die alle so?«
    »Nur wenn sie deutsch sprechen.«
    »Warum sprechen sie dann deutsch?«
    »Weil sie sonst niemand hier versteht.«
    Sie nickte nachdenklich. Ein Tag voller neuer Erkenntnisse für Denise-Desiree.

8
    Nachdem Theresa mir eine Wahnsinnsszene gemacht hatte und wütend mit ihrer Tochter abgerauscht war, fühlte ich mich restlos fertig. Wahrscheinlich lag es an der Luftveränderung. Seit letztem Freitag hatte sich so ziemlich alles in meinem Leben geändert.
    Ich packte meine Habseligkeiten aus, aß mit Dr. Oetker zu Abend und beschloss, früh ins Bett zu gehen. Wenn die nächsten Tage ähnlich turbulent werden sollten wie der heutige, würde ich all meine Sinne brauchen, um sie heil zu überstehen.
    Als ich gegen zehn das Licht ausmachte, hörte ich Ineke und ihren Freund oben lachen, dann erklang ein schwerer, souliger Bassrhythmus. Meine Nachbarin schien über leistungsstarke Boxen zu verfügen, denn ich spürte das Wummern noch unter der Bettdecke. I can't get enough of your love babe ...
    Von wegen früh schlafen ... Als ich die tiefe Stimme Barry Whites hörte, war mir klar, dass ich diesen vernünftigen Vorsatz getrost vergessen konnte. Oh oh, babe ...
    Dann erklang ein begeisterter Schrei von Ineke und die beiden legten, angefeuert von Barry, los.
    Ich muss sagen, Ineke hatte, was Stefans Rhythmusgefühl anging, nicht übertrieben. Bei der nächsten Strophe ließ er es ein bisschen langsamer angehen, aber auch das war zufriedenstellend, wenn man Inekes Juchzen Glauben schenkte.
    Okay, irgendwann würde die Nummer ja zu Ende sein. Ich machte das Licht wieder an, angelte nach meinem Buch und versuchte zu lesen. Versuchte. Girl, you're so unreal...
    Ja, von wegen! Die Sache über meinem Kopf war alles andere als unreal. Sogar die Lampe schwang im Takt...
    Endlich, endlich hauchte Mr. White ein letztes »Oh babe«, und ich klappte mein Buch wieder zu. Etwas voreilig, denn kaum hatte ich das Licht gelöscht, ging es von vorne los: Oh no ...
    OH NO! Sie hatten die Nummer auf repeat gestellt! Jetzt fiel mir auch die Geschichte von Stefans Cockring wieder ein, mit dem seine Erektion lange hielt. Na toll, das konnte ja heiter werden.
    Nach der zweiten Wiederholung stand ich auf. Ich hatte heute Mittag in der Küche einen guten Bordeaux entdeckt und beschloss, dass es nicht schaden konnte, mir davon ein Glas zu genehmigen.
    Ich zog meinen Bademantel an, entkorkte die Flasche und setzte mich ans offene Fenster im Flur. So hörte ich das Treiben der Nachbarn zwar auch noch von außen, aber egal. Es war ein schöner, lauer Maiabend und den wollte ich, Stereoeffekt hin oder her, wenigstens genießen.
    Ich nippte an meinen Wein und ließ die letzten Tage Revue passieren. Seit Samstag hatte ich mehr ungewöhnliche Leute kennengelernt als in den ganzen letzten fünf Jahren zusammen, und ich konnte nicht behaupten, dass mir das unangenehm war.
    Ich stellte meinen Stuhl direkt ans Fenster, kniete mich auf die Sitzfläche und lehnte mich hinaus. Ob ich diesen tollen Mann noch mal zu Gesicht bekam?
    Nach langem Hin und Her war ich zu der Überzeugung gelangt, dass er tatsächlich als Callboy arbeiten musste. Weder ein ganz normaler Freier noch der Getränkelieferant war so sexy in Schwarz gekleidet. Obwohl? Die Bemerkung dieser Prostituierten hatte zwar neckisch geklungen, aber konnte durchaus der Wahrheit entsprechen. Daher wusste ich nicht, ob ich mich über den Satz »Vielleicht sehen wir uns mal wieder!« freuen sollte. Ich hatte schon genug Probleme und wie ich es auch drehte oder wendete, ein Freund mit einem solchen Beruf schrie förmlich nach Komplikationen. Anschauen dagegen verpflichtete mich zu rein gar nichts.
    Während Ineke und Stefan mit Barry in die nächste Runde gingen, stellte ich mir vor, wie es wohl wäre, wenn ich Mr. Sex Pur bei einer Party mit meinen Eltern

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