Das Leben ist ein Kitschroman
Frihlingsgefihle!«
Olga sah mich neckisch an. »Wär ihst der Glickliche?«
Auch Mechthild blickte fragend über ihren Brillenrand. »Was Ordentliches?«
»Ein Tierarzt.« Ich seufzte glücklich und erzählte, was alles vorgefallen war.
»Immerhin ein gescheiter Beruf«, sagte Mechthild. »Ob der Rest auch gescheit ist, wirst du herausfinden müssen.«
»Da bin ich sehr zuversichtlich«, sagte ich und hängte leise summend den letzten Mantel an einen Haken. »Was gibt es heute Abend?«
»Sälbe Oper wie Dienstag.«
Als die letzten Besucher ihre Plätze eingenommen und die Türen zum Saal sich geschlossen hatten, packte Olga ein neues Strickexperiment aus ihrer Tasche und klopfte auf den Stuhl neben sich.
»Jätzt ährzähle von schene Mann!«
»Aber nicht zu lange. Ich brauche Scharlodde unbedingt für ein paar Rätselfragen!«
Im nächsten Moment saß Mechthild aber neben uns. »Also, was ist das für einen Typ?«
Genau die richtige Frage. Schon schwärmte ich von seinem guten Aussehen, seinem Humor, seinen hübschen Augen und –
»Gute Küsse?«, unterbrach mich Olga.
Ich wurde wohl knallrot, denn beide Frauen begannen zu lachen.
»Ahlso gute Küsse.« Olga war zufrieden.
»Jetzt aber still«, mahnte Mechthild.
Andächtig lauschten wir, wie Alfredo Violetta seine Liebe erklärte. Ich machte die Augen zu und stellte mir vor, wie ich in Carstens Armen in einem großen Tanzsaal über das Parkett schwebte. Als die Arie zu Ende war, seufzten wir glücklich.
»Wirklich sehr schön«, sagte ich. »Aber ist das nicht dieselbe Musik wie bei dieser einen Pizzawerbung?« Ich summte die Melodie so gut, wie ich konnte.
Mechthild schüttelte empört den Kopf. »Also wirklich. Was du meinst, ist aus Rigoletto: La Donna es mobile!« Nun summte sie mir etwas vor. Und tatsächlich: sie hatte recht. Von wegen: Garderobefrauen wären ungebildet!
Als ich nach Hause kam, sah ich mich erst vorsichtig im Innenhof um, aber die Luft war rein: kein Daniel weit und breit. In Luises Wohnung brannte Licht und ich freute mich, dass ich nicht in eine leere Wohnung kam.
Bereits unten im Treppenhaus duftete es verführerisch und ich stieg schnell die Stufen hinauf. Als ich die Haustür aufsperrte, empfing mich eine Wolke köstlicher Aromen.
»Was riecht denn hier so toll?« Ich hängte meine Jacke an die Garderobe und ging in die Küche, wo Andrea am Herd stand.
»Ich probiere gerade etwas aus«, sagte mein neuer Mitbewohner. »Magst du mal versuchen?« Er lüpfte den Deckel einer gusseisernen Kasserolle, tauchte einen Löffel in die Suppe und pustete.
»Mmmh! Das ist ja köstlich!« Ich leckte den Löffel ab, bis er wieder blitzblank war. »Was ist da denn alles drin?«
Andrea grinste. »Versuche es herauszufinden.«
»Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Basilikum«, tippte ich.
»Nicht schlecht«, sagte der Koch. »Hast du Hunger? Es ist gleich fertig.«
»Und wenn es noch drei Stunden köcheln müsste, würde ich auch noch so lange aufbleiben«, sagte ich. Ich nahm die offene Flasche Wein von der Anrichte und schenkte mir ein Glas ein.
»Du wirst ganz schön am Ende sein, oder?« Andrea nahm ein Stück Ciabatta aus der Röhre und schnitt es in Scheiben. »Du warst doch in der Praxis und im Theater, oder?«
»Doch, schon.« Ich nahm zwei tiefe Teller aus dem Schrank und begann den Tisch zu decken. »Aber die Zeit verging wie im Flug.«
Andrea kam mit einem Tablett aus der Küche und stellte die restlichen Sachen auf den Tisch. »Ich glaube, du meinst eher: wie im Traum, hm?« Er grinste mich von der Seite an. »Du strahlst ja richtig!«
»Das ist die Aussicht auf diese göttliche Suppe.« Ich legte den Deckel zur Seite. »Und was ist das da?«
Andrea nahm ein Glas mit einer grünen Paste. »Das ist Tapenade. Eine Olivenpaste, die in die Suppe gerührt wird.« Er zeigte auf zwei weitere Schälchen. »Außerdem kommt noch etwas zerbröckelter Ziegenkäse hinzu und geröstete Pinienkerne.«
Das Wasser lief mir im Mund zusammen. »Wahnsinn!«
»Aber du lenkst ab«, sagte er, während er mir Suppe auf den Teller gab. »War es nun ein Flug oder ein Traum?«
Ich spürte, wie ich wieder knallrot wurde.
»Tja, dann Glückwunsch!« Mein neuer Mitbewohner hob das Glas. »Auf die Liebe!«
Wir hatten schon zwei Teller leer gelöffelt, als es klingelte.
»Hoffentlich nicht Daniel«, murmelte ich und sah vorsichtig aus dem Fenster.
»Daniel?«
»Ein anhänglicher Fast-Kollege«, sagte ich. »Ab und zu taucht er hier
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