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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
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Mantra wiederholte ich Inekes Satz.
    »Charlotte? Willst du denn gar nicht wissen, was er wollte?«
    Nein, es interessierte mich nicht die Bohne.
    »Sie haben einen interessanten Großauftrag hereinbekommen, und er lässt fragen, ob du bereits in der kommenden Woche anfangen kannst.«
    Sie hat dir das Leben geschenkt...
    »Das geht leider nicht. Ich habe einer Freundin versprochen, ihre gesamte Buchhaltung unter die Lupe zu nehmen und fange am Montag damit an.«
    »Aber Dr. Krause ist dein zukünftiger Chef.«
    »Richtig«, sagte ich. »Mit der Betonung auf zukünftig.«
    »Charlotte!« Meine Mutter wusste nicht, wie ihr geschah.
    »Und bei welcher Freundin machst du das?«
    »Du kennst sie nicht. Sie hat ein Blumengeschäft in der Innenstadt.«
    »Du hast eine Freundin mit einem Blumengeschäft?«
    »Ja. Was ist denn da so verwerflich dran?«
    »Ich wundere mich in letzter Zeit nur über deine Freundinnen«, sagte sie schmallippig. »Die eine wohnt praktisch im Bordell und nun taucht noch eine mit einem Blumenladen auf.«
    »Luise hat Theaterwissenschaften studiert und die andere ist offiziell Lehrerin. Ich kann da nichts Verwerfliches entdecken.«
    »Was heißt hier offiziell?« Meine Mutter sah mich groß an. »Warum arbeitet diese Frau nicht als Lehrerin?«
    »Weil sie das total abtörnt.«
    »Wie kann man seine Zukunft nur so wegwerfen! Und was sind das für Ausdrücke, Charlotte!«
    Ich zuckte die Schultern. »Wenns doch so ist...«
    »Wenn man sich im Leben für etwas entschieden hat, dann muss man dazu stehen«, dozierte meine Mutter. »Aber du weißt ja, was ich von diesem Thema halte.«
    Oh ja, das war mir seit Längerem bekannt.
    Ich warf einen zweiten Blick in den Kleiderschrank und entdeckte zum Glück das gewünschte Oberteil.
    »Hast du etwas vor?«
    »Ich bin zum Essen eingeladen.« Ich faltete Hose und Shirt zusammen und klemmte sie mir unter den Arm.
    »Von Herrn Wiedemeier?« Meine Mutter sah einen Silberstreif am Horizont.
    »Nein, von Herrn Dr. Carsten Hecht.«
    »Doktor Hecht?« Der Silberstreif verwandelte sich in Gold. »Ein Arzt?«
    »Ein Tierarzt«, sagte ich. »Ein richtiger Überflieger.«
    Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war das aber höchstens Bronze.
    »Na ja ... Immerhin kein Blumenverkäufer.«

17
    »Oh nein!« Das Entsetzen überrollte mich wie eine Planierraupe. »Das kann doch nicht sein!« Ein Blick in den Badezimmerspiegel sagte mir aber, dass es genau so und kein bisschen anders war: die Leinenhose klemmte an allen Seiten und ich sah aus wie Leberwurst in der Pelle. »Scheiße!«
    »Charli? Hast du dir wehgetan?« Andreas besorgte Stimme drang durch die Badezimmertür.
    Ich öffnete sie und zeigte auf mein Problem. »Ich Trottel habe keine Sekunde daran gedacht, dass mir die Hose vielleicht nicht mehr passen könnte.«
    Ich war den Tränen nahe. In einer guten Stunde wollte ich mich mit Carsten treffen, aber so wie es aussah, konnte ich mir das wohl sparen.
    »Was hast du denn?« Andrea sah mich verständnislos an.
    »Sag mal, hast du es an den Augen?«
    »Ich sehe eine hübsche Frau in einer sehr schicken Leinenhose.«
    »Du meinst eine fette Frau in einer viel zu engen Leinenhose«, stellte ich den Sachverhalt richtig.
    »Du spinnst.« Andrea nahm meine Hand und drehte mich um 180 Grad. »Und du hast einen richtig schönen Knackarsch, wenn ich das so sagen darf.«
    »Mach dich bitte nicht über mich lustig.«
    »Mache ich nicht.« Er setzte mich auf den Rand der Badewanne und nahm auf dem Klodeckel gegenüber Platz. »Mag ja sein, dass die Hose schon weiter war, aber du siehst gut drin aus. Was willst du drüber anziehen?«
    Missmutig zeigte ich auf den kurzen, asymmetrisch geschnittenen Pulli, der an einem Bügel am Duschvorhang hing.
    »Mh«, machte Andrea. »Und warum nicht dieses dunkelgraue Shirt mit den dünnen eisblauen Streifen, das bei dir im Zimmer liegt? Das ist etwas länger und du hättest nicht dauernd das Gefühl, dass die Hose zu eng ist, weil das besser kaschiert.«
    Nicht zu fassen. Der Mann hatte Ahnung. Und er hatte recht! »Woher kennst du dich in solchen Fragen so gut aus?«
    Andrea lachte. »Ich bin mit drei Schwestern aufgewachsen. Da kriegt man solche Themen zwangsweise mit und die Lösungen meiner Mutter gleich dazu.«
    Ich nickte stumm.
    »Hast du keine Geschwister?«
    »Eine ältere Schwester. Aber die ist genauso karrieregeil wie meine Mutter«, murmelte ich und wünschte beiden die Pest an den Hals. Wir hatten uns nie über

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