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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
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habe, wo ich mit der Sucherei anfangen soll?«
    »Wir könnten uns zum Beispiel mal wieder drüber unterhalten«, brummte Ineke. »Also los, zieh dich an. Wir gehen essen.«
    Eine halbe Stunde später saßen wir zu dritt beim Italiener am Sternplatz und studierten die Speisekarte.
    »Ich verstehe das nicht.« Andrea klappte die Karte zu und seufzte.
    »Was denn?« Ich konnte mich mal wieder nicht entscheiden: Cannelloni Primavera oder doch lieber eine Pizza Capricciosa?
    »Dass es so wenige Italiener gibt, die mal etwas anderes auf die Speisekarte setzen. Immer nur Pizza und Pasta und immer in der gleichen Zusammenstellung.«
    »Apropos, wie ist es denn gestern mit dem Probekochen gelaufen?« Vor lauter Kummer hatte ich das völlig vergessen.
    Andrea winkte ab. »Vergiss es. Die arbeiten in dem Laden nur mit Tiefkühlscheiß und hatten gehofft, mich als billigen Mikrowellensklaven einstellen zu können.«
    »Man darf der Mut nicht gleich aufgeben«, sagte Ineke. »Manchmal kommt der Lösung aus eine ganz andere Ecke, als man denkt. Das war bei mir damals auch so.«
    »Andrea weiß wenigstens, wie sein Traumjob aussieht, aber nicht mal davon habe ich eine Ahnung.« Ich spürte, wie meine Stimmung das nächste schwarze Loch ansteuerte.
    »Deshalb solltest du dich ja Gedanken machen!« Ineke ließ nicht locker. »Schau, es gibt genug Leute auf der Welt, die ihr ganze Leben am Fließband verbringen und nach dreißig Jahre sagen: Eigentlich wäre ich lieber Balletttänzer geworden.«
    »Wennschon, dann möchte ich schreiben.«
    »Schreiben?«, rief Ineke. »Du willst Autorin werden? Warum hast du das nie gesagt?«
    Ich war selbst überrascht, dass mir das so spontan rausgerutscht war. Ich hatte noch nie mit jemandem über meine komischen kleinen Geschichten gesprochen. Noch nicht mal mit Luise und Marie.
    In diesem Augenblick kam die Bedienung an unseren Tisch, um die Bestellungen aufzunehmen, und ich kam um eine Sofortantwort herum. Aber kaum hatte das Mädel uns den Rücken zugekehrt, nahmen mich die beiden wieder ins Visier.
    »Also, was ist mit der Schreiberei?«, fragte Andrea. »Wo ist der Haken bei der Sache?«
    »Ich kann nicht schreiben! Ich meine, ich kann meinen Namen schreiben und Gutachten und so n Kram. Aber keine Geschichten. Und schon gar keinen Roman. Nix, was irgendjemand lesen will.«
    »Hast du es denn überhaupt schjon mal probiert?«, wollte Ineke wissen.
    Ich zuckte die Schultern. »Klar, aber das war der letzte Mist.« Mit Entsetzen dachte ich an meine letzten Schreibversuche. »Und mal ganz ehrlich: Auch wenn ich es könnte. Bis ich damit Geld verdiene, bin ich alt und grau.«
    »Immerhin haben wir jetzt einen Anhaltspunkt«, fand Andrea. »Vielleicht können wir zuerst gemeinsam Kochbücher schreiben. Und danach machst du dann mit richtigen Romanen weiter.«
    Ich grinste. »Darf ich dich darauf hinweisen, dass ich nicht mal in der Lage bin, eine Zwiebel zu würfeln?«
    »Da käme es doch auf einen Versuch an. Pass auf, ich möchte ein neues Rezept ausprobieren. Und da du im Augenblick eh nichts zu tun hast, könntest du mir dabei helfen, oder? Und abends futtern wir das Ergebnis gemeinsam weg. Was meint ihr dazu?«
    Ineke strahlte. »Gute Idee!«
    »Meinetwegen«, seufzte ich. »Aber werdet nicht sauer, wenn das Essen dank meiner sogenannten Hilfe misslingt.«
    Der Abend wurde dann doch noch ganz lustig. Wir ernannten Ineke zu unserer persönlichen Hauspsychologin, und als wir uns gegen zehn auf den Heimweg machten, ging es mir schon wesentlich besser. Okay, ich war scharf auf Carsten gewesen, aber so richtig verliebt? Nein, so weit war es zum Glück doch noch nicht gekommen.
    Kurz bevor wir unseren Hinterhof erreicht hatten, blieb Ineke plötzlich stehen. »Schjaut mal, da vorne steht Daniel. Und ich glaube, er hat Probleme.«
    Oha, das sah ganz danach aus: Daniel Wiedemeier stand wild gestikulierend zwischen zwei Prostituierten, die unermüdlich auf ihn einredeten.
    »Wahrscheinlich denken sie, dass er Sex will und sich nicht traut«, meinte Ineke.
    »Ich kann die Begriffe Sex und Daniel ohnehin nicht zusammenbringen.« Nach dem gemeinsamen Abendessen bei meinen Eltern konnte ich nur den Dauerpatienten in ihm sehen. »Der schafft es noch, Sodbrennen zu kriegen, wenn er kommt. Oder einen schrecklichen Ausschlag.«
    »Glaube ich nicht. Aber von der Barry-White-Nummer ist er noch weit entfernt.«
    Während Ineke auf das Grüppchen zuging, um Daniel zu erlösen, sah Andrea mich fragend an. »Was

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