Das Leben ist ein Kitschroman
hatte meine Schwester eine Zeit lang für die Kombi Elias-Emanuel geschwärmt. Aber seitdem hatte sie viel Zeit gehabt, weiter kreativ zu sein.
»Der Kleine wird auf den Namen Sven-Einar getauft!«
Ach, du Scheiße! »Oh, wie goldig!«
Eigentlich der ideale Kombiname für Zwillinge: Sven-Einar und Sven-Zweinar.
»Ja, nicht?« Meine Mutter war begeistert. »Und wie war es mit diesem Dr. ... Wie war sein Name noch mal?«
Dr. Miese-Ratte? Dr. Wider-Ling? Ich musste meiner Schwester recht geben. Doppelnamen hatten was.
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Du wolltest letzte Woche doch mit einem Tierarzt ausgehen, oder?«
»Ach, das war nichts«, sagte ich so cool wie möglich.
Sofort war meine Mutter mit ihrer Lieblingsbelehrung zur Stelle: »Lass dir mal eins von mir sagen, Charlotte: Den perfekten Mann gibt es nicht. Als Frau wirst du immer Kompromisse machen müssen!«
Das mochte durchaus sein. Aber darüber, wie diese Kompromisse aussahen, wollte ich gerne ein Wörtchen mitreden.
Gegen sieben war die Lende ofenfertig.
»Erzähl mal, wie wirst du denn weitermachen?«, fragte ich, während ich dünne Kartoffelscheiben ziegelförmig in eine eingefettete Schale schichtete. »Hast du noch weitere Restaurants im Auge, bei denen du dich vorstellen willst?«
Andrea zuckte die Schultern. »Ich möchte diese Woche mal aussetzen und den Frust ein bisschen sacken lassen.«
»Vielleicht kannst du mich als Hilfskoch ausbilden und wir machen zusammen ein Lokal auf.« Stolz zeigte ich ihm mein erstes Kartoffelgratin. »Das kann sich doch sehen lassen, oder?«
»Sieht super aus!«, antwortete Ineke, die in der Küche auftauchte. »Der ganze Treppenhaus riecht toll. Wann ist es so weit?«
»Es dauert noch etwas«, sagte Andrea. »Aber du kannst schon mal den Tisch decken.« Er drückte ihr Teller und Besteck in die Hand.
»Wie ist es denn gestern mit Daniel weitergegangen?« Nicht, dass ich neugierig war, aber das wollte ich doch zu gerne wissen.
»Das war noch sehr schjön«, sagte Ineke. »Wir haben uns lange unterhalten und ein bischjen Wein getrunken.«
»Wein?« Ich sah sie groß an. »Davon bekommt er doch so eine Azidosedingens, oder?«
»Ach was, alles psüchis«, sagte Ineke. »Das krieg ich schjon hin.«
Klar. Schließlich war sie nicht umsonst unsere Hauspsychologin.
»Muss ich mir also keine Gedanken mehr machen, dass er sich in mich verknallt haben könnte?«
Ineke schüttelte den Kopf. »Nein, er hat das auch blöd gefunden, dass dein Mutter ihn auf dich angesetzt hat. Aber er macht sich Sorgen um dich. Er denkt, du arbeitest im Puff.«
»Wieso das denn?«, fragte Andrea.
Ich erzählte ihm von meinem Teilumzug und wie Daniel mir gegen meinen Willen geholfen hatte. »Witzigerweise war ich dann kurz darauf tatsächlich im Eroscenter, um meine kleine Nichte zu suchen.« Während ich von der ersten Brodell-Erfahrung der kleinen D-D erzählte, dachte ich an meine Begegnungen mit dem attraktiven Callboy zurück. Seit er mich an diesem einen Abend im Innenhof fast zu Tode erschreckt hatte, war er mir nicht mehr über den Weg gelaufen. Schade eigentlich. Verdammt schade sogar. Ob ich mich noch mal ins Eroscenter trauen und mich erkundigen sollte, ob er tatsächlich dort arbeitete?
Diese Überlegung wurde vom Telefon im Flur unterbrochen.
Normalerweise ließen wir einfach den Anrufbeantworter laufen, aber als ich Luises panische Stimme hörte, nahm ich das Gespräch sofort entgegen.
»Luise, was ist passiert?«
»Charli, versprich mir, dass du mir hilfst!«
»Oh Gott, hast du dich von Christian getrennt? Oder er sich von dir? Soll ich dich abholen?«
»Nein, das Internet hat sich von uns getrennt! Sämtliche PCs sind außer Gefecht und sie haben weder eine Ahnung, was die Ursache ist, noch wie lange das noch dauern wird.«
Aha. Deshalb die Funkstille.
»Süße, es gibt Schlimmeres. Soll ich dir deine Mails hier herunterladen und dir sagen, was gekommen ist?«
»Nein«, rief Luise verzweifelt. »Meine wichtigste Einkommensquelle steht auf dem Spiel und es gibt nur eine Lösung: Du musst sofort übernehmen!«
24
»Luise, ich weiß wirklich nicht, ob ich das kann. So was habe ich noch nie gemacht!« Jetzt war ich diejenige, die der Verzweiflung nahe war. »Die schnallen sofort, dass du das nicht geschrieben hast, glaub mir!«
»Wenn du das über meinen PC laufen lässt, merkt das kein Mensch«, sagte Luise. »Du kriegst mein Passwort und außerdem habe ich die gesamte Korrespondenz gespeichert.
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