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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
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Sie erstaunlich reiselustig«, sagte Mechthild. »Ich habe gehört, dass es eine Fünflingsgeburt war. Da ist man doch bestimmt erschöpft, oder?«
    Obwohl ich mich obermies fühlte, begann ich nervös zu kichern, denn die beiden schauten Mechthild zu dämlich an. Während die Freundin im wahrsten Sinne des Wortes nur Bahnhof verstand, runzelte Herr Hecht die Stirn. »Wie bitte?«
    »Es waren doch fünf, oder Scharlodde?«, rief Mechthild.
    Mein Stichwort. Mit zittrigen Knien kam ich aus meinem Versteck hervor und stellte mich zwischen die beiden hin. »Ja, das hat er gesagt. Bei der letzten Geburt hat es eine Menge Probleme gegeben. So war's doch, oder?«
    Ich schaffte es, Carsten nun direkt anzuschauen.
    »W-was machst du denn hier?« Dr. Hecht traute seinen Augen nicht.
    »Ich springe hier gelegentlich für jemanden ein.« Ich spürte, wie Olga meine Hand drückte. »Blöd gelaufen, was?«
    »Was geht hier vor, Carsten?« Die Blonde sah auf die Uhr. »Ich weiß zwar nicht, was das soll, aber wenn wir nicht sofort zum Bahnhof aufbrechen, kann ich die Heimreise für heute vergessen.«
    »Vielleicht hat dieser Züchter noch einen Platz im Zwinger frei«, überlegte Mechthild. »Wenn mich nicht alles täuscht, fallen Sie mit ihren blonden Haaren neben einem Labrador gar nicht groß auf.«
    »Das ist alles ein Missverständnis, Charli«, stotterte Carsten. »I-ich kann dir das alles erklären und ...«
    »Was kannst du erklären?« Seine Freundin stemmte beide Hände in die Seite und sah ihn wütend an.
    »Das ist ganz einfach: Wenn Sie nicht da sind, hat dieser nette Tierarzt eine andere Freundin.« Mechthild legte mir eine Hand auf den Rücken. »Dann macht er sich an unserer Scharlodde ran. Bis Sie wieder hier auftauchen. Dann serviert er sie mit dämlichen Ausreden ab, aber wie wir gerade sehen, kann das ganz schön ins Auge gehen.«
    »Viellaicht sollte er sainen Namen ändern ...« Olga deutete mit dem Zeigefinger auf Carsten. »Denn är ihst kain toller Hächt, sondern aine miese Rahte.«
    »Carsten?!« Die Stimme der Blondine wurde schrill. »Stimmt das? Hast du was mit dieser Frau?«
    »Na ja ...« Carsten wand sich. »Haben ist vielleicht etwas übertrieben. Wir sind mal zum Essen gegangen und ... «
    »Ach? Knutscht du mit allen, mit denen du essen gehst, so rum?« Ich wurde von Sekunde zu Sekunde wütender. »Warum hast du mir nie gesagt, dass du eine Freundin hast?«, rief ich.
    »Du hast mich nie gefragt!« Carsten fuchtelte unsicher mit den Armen umher. »Das hat sich einfach nie ergeben!«
    »Wissen Sie, wie man Männer wie Sie im Allgemeinen bezeichnet?« Mechthild nahm die Garderobenmarken von der Theke und holte die Mäntel. »Miese Betrüger!« Wütend warf sie ihnen die Klamotten vor die Füße. »Und jetzt hauen Sie lieber ab, sonst kann ich für nichts mehr garantieren!«
    Nachdem Carsten und seine Freundin laut streitend gegangen waren, machte ich mich auf den Heimweg.
    Es war ein schöner lauer Maiabend, aber ich fror bis ins Mark und hatte das Gefühl, mich durch eine dicke Watteschicht kämpfen zu müssen.
    Erst als ich die Haustür aufsperrte, kam ich wieder zu mir. Langsam ging ich die Stufen hinauf und sah, dass in der Wohnung Licht brannte.
    »Gute Nachrichten!«, rief Andrea, als er mich im Flur stehen sah. »Dein Schatz hat angerufen und möchte sich noch mit dir treffen!«
    »Jetzt kommt dein Body heute doch noch in Einsatz!« Ineke, die ihm gegenübersaß, hob ihr Weinglas. »Auf die Liebe!«
    Mit wackligen Knien ging ich zum Esstisch und ließ mich auf einen der freien Stühle fallen.
    »He, du freust dich gar nicht?« Andrea sah mich mit großen Augen an. »Ist was passiert?«
    »Ich habe ihn ... Er hat mich ...« Die Bilder des Abends stürmten auf mich ein. Carsten, wie er seine Freundin an sich drückt, seine Nase in ihren Haaren vergräbt. Ihre Umarmungen und ...
    Plötzlich waren sie da, die Tränen. Schluchzend vergrub ich den Kopf zwischen den Unterarmen und war mir sicher, dass ich nie, nie wieder aufhören konnte zu weinen.
    Nach einer Weile war ich immerhin in der Lage, den beiden bruchstückhaft zu erzählen, was vorgefallen war.
    »So ein Arsch«, zischte Ineke. »Klootzak!«
    »Hat seine Freundin ihn wenigstens rundgemacht?«, fragte Andrea. Er räumte den Tisch ab und füllte Wasser in den leeren Topf.
    »Ich glaube schon«, sagte ich. »Aber es ist mir auch egal.«
    In diesem Moment klingelte es an der Tür.
    »Das wird Sackgesicht sein«, schnaufte Ineke. »Na warte,

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