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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Benning
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»Da-das war Carsten.«
    Meine Kolleginnen sahen sich kurz an.
    »Du meinst, der Kerl mit der Blondine war dein Tierarzt? «
    Mechthilds Gesichtsausdruck glich einer Donnerwolke. »Der angeblich Hundebabys hüten muss?«
    Ich nickte stumm.
    »Das ihst ja das Lätzte!«, rief Olga entsetzt. »Das ihst Ähäbruch!«
    »So weit sind wir zum Glück noch nicht«, brummte Mechthild. »Aber man könnte ihn durchaus als fieses Schwein bezeichnen!«
    »Wie bai maine Tante Irina«, brummte Olga. »Hat ihmmer aine Mängke Ärger mit Männer.«
    Mechthild brummte und sah aus, als hätte sie nur ein einziges Wort im Kopf und zwar in großen Leuchtbuchstaben: RACHE.
    »Wir werden alle Register ziehen, Scharlodde«, bestätigte sie meine Vermutung. »So etwas darf man einem Kerl nicht ungestraft durchgehen lassen. Das hast du nicht verdient. Das hat keine Frau verdient.«

21
    Nachdem Mechthild mir beim Hausmeister einen großen Cognac organisiert hatte, setzte sie sich mit Olga zusammen, um einen wirkungsvollen Vergeltungsschlag auszuhecken.
    Währenddessen nippte ich an dem Schwenker und spürte, wie einige meiner Lebensgeister wieder zurückkehrten. Und mir fiel ein, wo ich diese Frau schon mal gesehen hatte: am Freitagabend in dem kleinen Restaurant. Dort war sie in Begleitung von einer anderen Frau und einem großen Mann hereingekommen. Im nächsten Augenblick hatte Carsten dann diesen Wadenkrampf bekommen und war unter den Tisch verschwunden. Von wegen Wadenkrampf ... Wahrscheinlich war die SMS, die er später bekommen hatte, auch von ihr gewesen. Ja, alles deutete darauf hin, dass seine Freundin unangemeldet aufgetaucht war und er sich daher diese Story mit dem Hundezüchter hatte einfallen lassen.
    »Scheiße!«, sagte ich laut. »Verdammte Scheiße!«
    »Ah, du wirst wütend«, stellte Mechthild zufrieden fest. »Das ist gut.« Sie setzte sich neben mich. »Der große Kummer kommt sicher noch, aber jetzt können wir das nicht brauchen. Jetzt wird erst mal abgerechnet.«
    Olga setzte sich an meine andere Seite und nahm meine Hand. »Er wird haite kaine Spaß mehr haben mit sainer Fraindihn. Das kahnst du glauben!«
    »Könnt ihr das nicht ohne mich erledigen?«
    »Nein, du musst dabei sein, wenn wir ihn hochgehen lassen«, sagte Mechthild. »Sonst hat unser Plan gar keine Wirkung.« Sie sah mich mit ernster Miene an. »Du willst ihn doch hochgehen lassen, oder?«
    »Schon, aber ich komme mir so wahnsinnig dämlich vor«, jammerte ich. »Er hat mich nach Strich und Faden verarscht und ich habe es nicht einmal gemerkt.«
    »Das ihst die Liebe«, sagte Olga ernst. »Da kahn man nicht denken.« Sie nahm mich in den Arm. »Aber kaine Angst. Du bihst nicht allain.«
    Gefühlte zehn Stunden später waren Tristan und Isolde endlich gestorben und das Publikum verließ den Saal.
    »Hast du alles im Blick?«, fragte Mechthild.
    Ich nickte. Ich war zwar höllisch nervös, aber fest entschlossen, die Sache mit durchzuziehen.
    Als ich die beiden in der Schlange vor der Garderobe stehen sah, schluckte ich. Auch unter diesen Umständen fand ich, dass Carsten mit seinen strubbeligen Haaren und seinen breiten Schultern umwerfend aussah. War es wirklich aus und vorbei?
    Just in dem Moment, als ich mir diese Frage stellte, zog er seine Freundin zu sich heran und begrub seine Nase in ihren Haaren. Ja! Es war Aus! Und! Vorbei!
    »Können Sie uns bitte schnell die Jacken geben«, hörte ich ihn sagen. »Wir haben es eilig.«
    »Das haben alle«, entgegnete Mechthild trocken und übersah geflissentlich seine Hand mit den Marken.
    Als Nächstes versuchte Carsten sein Glück bei Olga. »Bitte, können Sie uns eben die Jacken geben? Meine Freundin muss gleich zum Zug.«
    Statt ihm zu antworten, flüsterte Olga Mechthild etwas ins Ohr und beide nickten. Dann bedienten sie die Leute, die neben Carsten standen und taten so, als wäre er Luft.
    »Das ist doch nicht zu fassen!« Dr. Hecht wurde ungehalten. »Ich sagte, ich habe es eilig!«
    »Glaich!« Wieder schob Olga Mäntel und Jacken über die Theke. »Glaich sind Sie an dar Raihe!«
    »Also ...« Nun regte sich auch die Freundin auf. »Wir stehen hier schon ewig an und Sie ignorieren uns einfach!«
    Als die meisten Leute bereits gegangen waren, verschränkte Olga die Arme und sah die beiden an. »Mihsen Sie zurück zu klaine Bähbys?«
    »Babys? Was soll denn der Quatsch?« Die Blonde zeigte ihr einen Vogel. »Ich sagte, ich muss zum Zug!«
    »Dafür, dass sie gerade erst niedergekommen sind, sind

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