Das Leben ist eine Oeko-Baustelle
diese Herausforderungen annehmen und Lösungen schaffen.
In der DDR hatten wir eine Altstoffsammlung, da wurde prinzipiell alles gesammelt: Papier, Flaschen, Gläser, Altmetall, Kronkorken, alles. Als Kind konnte man ein bisschen Geld verdienen, wenn man zum Beispiel Papier hintrug. In der Schule gab es immer einen sogenannten Altstofftag. Da haben wir Schüler in den Häusern, an den Wohnungstüren geklingelt, Wertstoffe eingesammelt, zur Schule gebracht. Von dort wurde es dann abgeholt und zur Altstoffsammelstelle gebracht. Es gab auch eine Biotonne, in die man die Küchenreste reingetan hat. Das gehörte zum Müllsystem. Wir nannten sie die Schweinetonne. Es gab längst nicht so viele Plastikbehälter und kaum Verpackung. Aber über die Verschmutzung – z. B. durch Braunkohlekraftwerke und Chemieabfälle – muss man sich keine Illusionen machen: Als umweltpolitisches Vorbild taugt die DDR überhaupt nicht. Im Gegenteil. Wie anderswo auch, hat man Raubbau betrieben und das nicht weiter thematisiert. Abgesehen von der Altstoffverwertung war das Thema Ökologie in der DDR so gut wie nicht präsent.
Zur Zeit der Maueröffnung lebte ich ja noch bei meinen Eltern in Wilhelmsruh. Im angrenzenden Westbezirk Reinicken dorf entdeckte ich meinen ersten Bioladen. So habe ich angefangen, Biowaren zu kaufen und mich mit Fragen zur Umwelt auseinanderzusetzen. In den ersten Monaten nach der Maueröffnung brachte ich meinen Eltern einen ökologischen Haushaltsratgeber mit. Die Erfolge waren: überschaubar.
Was mich in diesen Bioladen trieb, weiß ich nicht mehr. Ich hatte damals den Traum,wenn ich mal Ärztin bin, zu Greenpeace zu gehen, auf eines ihrer Schiffe, um die Aktivisten dort medizinisch zu betreuen oder um selbst aktiv zu werden. Als ersten Schritt hatte ich das Greenpeace-Magazin abonniert. Und wieder abbestellt, als ich dann als Studentin kein Geld mehr hatte. Das war offenbar die jugendliche Phase der Auseinandersetzung mit der Welt, in der andere zu Amnesty International gehen. Mehr ist dann aus der jugendlichen Träumerei nicht geworden.
Vom »Frosch«-Reiniger konnte ich meine Mutter überzeugen. Beim Waschmittel war dann aber schon Schluss. Sie nimmt heute noch konventionelle Reinigungsmittel vom Feinsten, da krieg ich manchmal echt eine Krise. Ihren Putzmittelvorrat nenne ich nur: Die Drogerie da unten im Keller. Nun gut.
In dem Bioladen habe ich bis zum Anfang meines Studiums Ökopapier, Obst, Aufstriche, Joghurt und Brot gekauft. Irgendwann war der Ökogedanke plötzlich wieder komplett weg, abgesehen vom »Frosch«-Reiniger, der immer bei mir in der Wohnung stand. Als Studentin hab ich gnadenlos im Discounter eingekauft und mich von Tütensuppen und McDonald’s-Schokomilch-Shake ernährt. Der Bioladen war jetzt eine Apotheke für mich.
Vom Model zur Schauspielerin
Ich wollte nie Schauspielerin werden. Ich wollte eigentlich immer nur Model werden. Im Osten war das nicht möglich. Es gab seit 1952 das »Modeinstitut Berlin«. Das war alles. Man kam da nicht wirklich ran. Mit dem Begriff »Model« verband man zu der Zeit noch etwas anderes als heute mit diesem – aus meiner Sicht – extremen Ausverkauf. Wenn ich Ende der 80er an Models dachte, dachte ich an Linda Evangelista und Cindy Crawford. An Persönlichkeiten. Also eigentlich an die, die man heute immer noch kennt. Schiffer, Campbell, Turlington, Christensen vielleicht. Es gibt ja keine Supermodels mehr, bei deren Erscheinen die Leute auf der Straße zusammen laufen.
Das Modeln war mein Traum von der großen, weiten Welt. Etwas, das mich raus aus der schulischen Enge bringen sollte. Und aus den Gegebenheiten, in denen ich mich in meinem sozialen Umfeld befand. Ich hatte damals das Gefühl, ich passe nicht so richtig zu meiner Generation. Ich hörte keine Popmusik, ich rauchte nicht, ich ging nicht gern in die Disco. Und ich hatte noch keinen Freund. Das war alles ganz schön schrecklich mit 14, 15 und 16. Ich dachte, wenn ich Model wäre, dann würde sich das alles mit einem Schlag lösen.
Ich fügte mich einfach nicht so richtig ins Bild der anderen 16-jährigen Mädchen. Meine Haare waren nicht gefärbt, und überhaupt passte ich mit meinem ganzen Background nicht so ganz zu den anderen. Ich habe damals schon gerne gelesen und eher klassische Musik gehört. Ich war jemand, der gelernt und sich dadurch abgehoben hat. Ich hatte sicher auch eine gewisse Arroganz, wahrscheinlich eine Art Schutzmechanismus. Alles in allem war ich eine ziemliche
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