Das Leben ist eine Oeko-Baustelle
bends towards justice.«) ist auch eines der Lieblingszitate des ersten schwarzen US-Präsidenten Barack Obama.
»In der Geschichte der Menschheit haben wir den Kreis derjenigen, von denen wir denken und wollen, dass sie dazugehören, immer größer gemacht«, sagt Foer. »Lange waren Frauen nicht drin und Menschen anderer Hautfarbe als weiß. Sie sind immer noch nicht hundertprozentig drin, aber wir bewegen uns klar in diese Richtung. Und so waren auch die Umwelt und die Tiere nicht Teil des Kreises. Aber wir bewegen uns auch hier. Es mag am Ende zu lange dauern, aber ich bezweifle nicht, dass wir uns bewegen.«
Was mich an Foers Denken beeindruckt: wie er industrielle Prozesse mit kulturellen Prozessen und individuellen Verhaltensweisen zusammenbringt, sodass man eben nicht nur versteht, was in der Welt schiefläuft, sondern auch, warum man selbst bestimmte Dinge tut, wie man sie tut. Das sage ich ihm auch.
Danke, antwortet er. Er scheint mir wirklich sehr zurückhaltend zu sein. »Ich wollte das zusammenbringen. Und zwar auf eine Art und Weise, die nützlich ist. Wenn nur Vegetarier das Buch gekauft hätten, müsste das nicht schlecht sein, weil es den Vegetariern ermöglicht, darüber zu sprechen. Es gibt so viele Kids, die Vegetarier sind, und ihre Freunde kapieren es nicht. Sie haben den richtigen Instinkt, aber sie wissen nicht, wie sie darüber sprechen sollen. Mir ging es genauso, als ich jünger war. Mir fehlte so ein Buch. Man fragte mich, warum ich Vegetarier sei, und ich antwortete: Äh …«
»Sie hätten Upton Sinclairs Der Dschungel lesen können.«
»Na, hören Sie: Das ist hundert Jahre alt.«
Stimmt, das Buch ist von 1906. Ich hatte diesen Klassiker über die Fleischindustrie Chicagos gelesen, als ich 18 war, und danach tatsächlich aufgehört, Fleisch zu essen. Ich fing dann später wieder an.
Aber Foer hat recht. Genau darum geht es: einen anderen Zusammenhang hinzubekommen, in dem wir über das Thema tatsächlich sprechen können. Und das gilt für beide Seiten, Fleischesser wie Vegetarier. Foer nennt als Beispiel jene Vegeta rier, die mit T-Shirt-Botschaften wie »Fleisch ist Mord« kommu nizieren. »Ich weiß nicht, ob das andere Menschen überzeugt oder ob es sich nicht nur für den gut anfühlt, der es trägt.« Es gehe nicht um die absolute Wahrheit der Botschaft, sondern darum, was man mit ihr real erreichen wolle und könne.
Ich erzählte ihm, dass – wie seine Großmutter Hühnchen mit Karotten für ihre Enkel kochte – meine Mutter Königsberger Klopse für ihre Enkel macht.
»Wie oft?«
»Nicht sehr oft, vielleicht siebenmal im Jahr.«
»Dann esst das siebenmal im Jahr.«
»Das sehe ich auch so.«
»Es geht nicht um diese sieben, es geht um die anderen 993 Mahlzeiten im Jahr.«
Allerdings sagt Foer: »Wenn Ihre Mutter das nicht mehr kochen würde, würde sie etwas anderes kochen. Das wäre vielleicht am Anfang etwas unbequem. Aber ich schätze, Sie wären immer noch ihre Tochter. Sie würden andere Wege finden. Am Ende des Tages ist eine Mahlzeit eine wichtige Sache, aber nicht die wichtigste Sache der Welt.«
Wir sprechen dann noch über den Zeitfaktor. Ich hatte gelesen, dass er mittlerweile viel mehr Zeit mit Einkaufen und Kochen verbringt als früher. Ich sage, dass ich manchmal einfach diese Zeit nicht hätte, um mir eine neue, fleischlose Mahlzeit für meine Kinder auszudenken und mit aller Liebe und Geduld dafür einzukaufen.
Aber mit diesem Argument komme ich bei ihm nicht an.
»Menschen nehmen sich die Zeit für das, was ihnen wichtig ist. Wenn Leute sagen, sie hätten keine Zeit zum Kochen, dann frage ich: Haben Sie Zeit, um fernzusehen? Oder um auf die Facebook-Seite zu gehen? Zeit umschichten, das heißt Werte umschichten.«
Zeit umschichten heißt Werte umschichten? Das klingt großartig. Und philosophisch. Um das Gespräch zu erden, lasse ich eine praktische Frage folgen.
»Was tun Sie denn Ihren Kindern aufs Brot, Jonathan?«
Foer schaut etwas erstaunt.
»Erdnussbutter«, sagt er dann. Pause. Er denkt nach. »Hummus. Käse.« Pause. »Aber wir essen nicht so viel Brot.«
Aha, denke ich.
Lebt er auch in anderen Bereichen verantwortungsbewusst?
»Ich tue, was ich kann. Ich bin aus New York hierher nach Berlin geflogen. Das ist nicht ökologisch. Aber das heißt nicht, dass ich hergeflogen bin und damit alles andere aufgegeben habe. So ist es auch beim Essen: Wenn Sie eine Fleischmahlzeit gegessen haben, okay, dann heißt das nicht, dass die
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