Das Leben ist eine Oeko-Baustelle
das heißt nicht, dass sie politische Arbeit machen müssten. Manchmal sind sie sogar am besten, wenn sie genau das nicht probieren.«
Sieht er sein Buch Tiere essen als Kunst?
»Nein. Kunst macht man um der Kunst willen. Dieses Buch ist anders. Es wurde geschrieben, um einen gewissen Sinn und Nutzen in der Welt zu haben.« Es ist keine Literatur, sondern ein Sachbuch. Das könnten manche für einen Abstieg halten für einen Literaten von Weltruhm.
»Das hat mich nicht interessiert. Ich schreibe, was ich schreiben will. Hätte ich es als Roman geschrieben, hätten die Leute es womöglich als Science-Fiction betrachtet und gesagt: Wow, das ist ja sehr apokalyptisch. Ich wollte aber, dass die Leute wissen, dass das nicht meine Fantasie ist, sondern die der Fleischindustrie. Romane bieten Eindrücke an: Das ist aber nicht mein Eindruck von der Welt, das ist die Realität .«
Als Schriftsteller erarbeite er, wie »Wirklichkeit sich anfühlt«, mithin eine »experimentelle Realität«. Tiere essen beschreibe die »Wirklichkeit, wie sie ist«, die Realität auf der Grundlage von Fakten, wissenschaftliche Realität, verknüpft mit einer biografischen, persönlichen Realität.
»Es geht in dem Buch aber längst nicht nur um die Frage, ob und wie wir Tiere halten und essen sollen?«
»In Tiere essen kreuzen sich viele Probleme. Wenn man die Idee überträgt, kann man sehr viel Dinge erklären, die falsch laufen. Es ist auch ein Symptom für das große Problem dieser Welt: Wir denken, wir könnten haben, was wir wollen, zu jeder Zeit, und so viel wir wollen – für sehr wenig Geld. Mit diesem Thema haben wir aber einen eindrucksvollen Beweis, dass es nicht so ist.«
Als Jonathan Safran Foer einem Freund von der Geburt seines Sohnes berichtete, antwortete der mit einem einzigen Satz: »Jetzt ist wieder alles möglich.« Genauso, schreibt Foer, habe es sich angefühlt. Dass man von nun an eine andere, eine bessere Geschichte seines Lebens schreiben und erzählen könne. Warum hat er die globale Problematik so mit seinen Kindern verknüpft?
»Das ermöglicht anderen Leuten den Einstieg«, antwortet Foer. »Wenn man nur das Problem darstellt, können Menschen sehr leicht eine Distanz dazu aufbauen. Aber wenn man darüber redet, wer wir sind, wie wir unser Geld ausgeben, was wir in unsere Körper tun und in die Körper unserer Kinder: Dann ist es schwierig, das nicht persönlich zu lesen.«
Jonathan Safran Foer sieht jetzt richtig erschöpft aus. »Persönlich zu werden ist manchmal der beste Weg, um universell zu sprechen«, sagt er noch.
Dann geht er davon.
7
Haushalt: Auf der Suche nach einer ökologischen Heimat
Die US-amerikanische Schauspielerin Daryl Hannah ist eine wahre Ökoaktivistin. Sie hat eine Ranch mit eigenen Strom- und Wasserquellen, sie pflanzt ihre eigenen Nahrungsmittel an, ihr Auto fährt mit Pflanzenölresten von Restaurants, sie wurde auch schon mal eingesperrt, als sie eine Farm retten wollte. Das Observer Magazine nannte sie »die gute Fee der Biosphäre«. Na ja, eigentlich hat sie nicht nur einen Wohnsitz, sondern zwei Wohnsitze, einen in Colorado, einen in Kalifornien, aber beide sind »off the grid«, wie man in den USA sagt, sie versorgen sich selbst mit Strom.
Ich lebe in einer Mietwohnung mitten in einer Großstadt, das schränkt die Möglichkeiten ein. Doch nachdem ich Leo Hickmans Fast nackt gelesen hatte, begann ich, Dinge im Alltag und Haushalt zu hinterfragen und umzustellen. Damals merkte mein Mann Wolfgang, wie sehr mich das beschäftigte, und unterstützte mich in meinen Ökobemühungen. Er griff viele Ideen begeistert auf und setzte sie in die Tat um. War er selbst vorher nie im Bioladen gewesen, kaufte er nun irrsinnig viel Tofuzeug, das er lustvoll ausprobierte, prüfte jeden Apfel auf seine Herkunft und schraubte seinen Fleischverzehr radikal runter. Er wechselte Glühbirnen aus und drehte Energiesparlampen rein, kaufte Steckerleisten mit Ausschalter und recher chierte die CO 2 -Werte von Autos. Und er versorgte mich mit Literatur. Wolfgang war in dieser ersten Phase häufig konsequenter als ich. Er half mir, wenn ich zwischendurch entmutigt war von den vielen komplizierten und komplexen Vorgängen.
Wenn man sich mit Klimawandel beschäftigt, wird man gezwungen, global zu denken, und muss grundsätzliche Dinge neu für sich klären: Wie sieht überhaupt unser Leben aus? Ist unser Gesellschaftssystem in der Lage, diesen Wechsel zu vollziehen, sich dieser Herausforderung zu
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