Das Leben ist eine Oeko-Baustelle
ihrem bekanntesten Buch, Guten Morgen, du Schöne , hat sie Gespräche mit Frauen über deren Leben in der DDR geführt und die Tonbandprotokolle niedergeschrieben. Da wurden Lebensmotive aufgezeigt, die nicht systemtreu, die frei und voller Experimentierfreude waren: Frauen, die ständig wechselnde Männer hatten, aber auch Passagen voller Zweifel und Ziellosigkeit. Das entsprach nicht dem staatlicherseits vermittelten Ideal. Wander hat mir durch ihr Buch andere Lebensmöglichkeiten gezeigt, vor allem aber diese unglaublich starke Verbundenheit mit dem Leben.
Tina Modotti und Camille Claudel sind Frauen, die für ihre Leidenschaft alles gegeben haben, bis zum eigenen Leben. Der Kern dieser Leidenschaft besteht darin, die Dinge zu tun, die sie tun müssen. Die Dinge, für die sie gebrannt haben und für die sie begabt waren. Bei Modotti war es das Fotografieren, bei Claudel die Bildhauerei. Modotti wurde in Italien geboren und lebte und arbeitete in Mexiko. Sie war überzeugte Kommunistin und Revolutionärin. Sie ist den Weg für ihre politische Über zeugung gegangen und am Ende jämmerlich gestorben. Sie starb an gebrochenem Herzen, wie man so schön sagt. Medizinisch gesehen: Ihr Herz hat einfach aufgehört zu schlagen.
Camille Claudel lebte Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts. Zu einer Zeit, in der die Kunst, wie andere Bereiche auch, von Männern dominiert wurde. Sie war eine begnadete Künstlerin, geradezu besessen von der Bildhauerei, ihrer Zeit und ihren männlichen Mitstreitern weit voraus. Ihre Skulpturen haben etwas Wildes, Ungezähmtes, hoch Emotionales und zum Teil schonungslos Offenes. Sie sind Ausdruck ihrer Leidenschaft und ihrer tiefen Gefühle. Ihr Aufeinandertreffen mit Rodin führte zu einer engen künstlerischen wie auch eroti schen Verbindung, an der sie schlussendlich zerbrach. Camille Claudel wurde verrückt. Sie zerstörte einen Großteil ihrer Werke und starb einsam und vergessen in einer psychiatrischen Anstalt.
Gibt es Dinge, die ich tun muss? Ich glaube, dass ich spielen muss. Ich denke schon, dass das so ist. Und darüber hinaus glaube ich, hoffe ich, dass ich Dinge verändern kann. In der Gesellschaft, in der wir leben. Ich kann mich nicht losgelöst betrachten von der Gesellschaft, in der ich mich befinde. Es ist nicht so, dass ich ein Sendungsbewusstsein hätte, aber ich bin damit aufgewachsen, mich als Teil der Gesellschaft zu sehen. Ich bin mit dem Gedanken aufgewachsen, dass man Dinge anpacken und Dinge verändern kann. Dass man nicht alles als gegeben hinnehmen darf, auch wenn die Veränderungen, für die man antritt, völlig wahnwitzig erscheinen.
Ach, die Ärzte sind eine Band?
Als Schülerin sah ich in unserem Kino in Wilhelmsruh den russischen Film Briefe eines toten Mannes . Er erzählt die Geschich te von Überlebenden nach einem Atomschlag. Die Hauptfigur ist ein Physiker, der sich mitschuldig fühlt an der Katastrophe und miterleben muss, wie alles um ihn herum stirbt. Er übernimmt die Verantwortung für heimatlose Kinder, denen er ein neues Zuhause schafft, und stirbt am Ende selbst. Der Film hat mich tief bewegt, mir die Absurdität des Wettrüstens und die Endlichkeit unseres Daseins aufgezeigt.
Ich bin die ersten fünfzehn Jahre hauptsächlich mit DDR-Produktionen aufgewachsen. Wie alle habe ich aber auch amerikanische Filme oder Serien gesehen, etwa Ein Colt für alle Fälle und Hart aber herzlich . Und natürlich die Winnetou -Filme. Amerikanische Filme, an die ich mich oft erinnere: Es war einmal in Amerika und Born on the Fourth of July . Aber das war schon nach dem Fall der Mauer.
Ich habe mich als Schülerin nie sehr für westliche Popkultur interessiert. Das war und ist zwar total angesagt, aber ich habe Popmusik bis heute nie wirklich verstanden. Und damals schon gar nicht. Ich konnte diesen ganzen Hype um Madonna und Prince nicht nachvollziehen. Ich wusste nicht mal, dass »Die Ärzte« eine Band sind. Heute passiert es mir schon mal, dass ich mir Beyoncé oder Peter Fox über iTunes kaufe. Damals hörte ich viel klassische Musik. Ich hatte auch keine Poster von Bands an der Wand. Ich hatte was von Adolf Menzel aufgehängt, einem realistischen Maler des 19. Jahrhunderts.
Ich erinnere mich daran, als ich Die drei Tage des Condor mit Robert Redford zum ersten Mal sah. Das war einer der wenigen amerikanischen Filme, die ich als kleines Mädchen in der DDR gesehen habe. Redford kommt da einem CIA-Komplott auf die Spur.
Er sagt einfach: »Ich habe
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