Das Leben ist eine Oeko-Baustelle
alles gelesen. Sie können mir nichts erzählen.«
Ich habe das damals gesehen und gedacht: Aha, ich muss sehr viel lesen, damit ich sehr viel weiß. Lesen ist für mich bis heute sehr wichtig.
Robert Redford hat die Geschichte dann aufgedeckt und im Alleingang gelöst. Er muss viel bezahlen, aber er hat es überlebt. Die drei Tage des Condor ist einer der Filme, von denen ich sagen kann: Er hat nicht die Welt verändert, aber er hat meine Welt verändert. Mag sein, dass die Rolling Stones oder die Beatles die Welt verändert haben – aber nicht meine. Popsongs haben nie das bei mir ausgelöst, was Filme ausgelöst haben. Der Pate gehört auch dazu. Manchmal wäre ich gern so wie der Pate. So voller Stärke, Entscheidungsfähigkeit, aber auch Härte und Konsequenz, mit Wissen, Geduld, Souveränität und Tradition.
Al Gores Dokumentarfilm Eine unbequeme Wahrheit empfand ich als sehr zugeschnitten auf amerikanisches Publikum. Was konsequent ist, wenn man die Menschen dort erreichen will, und das hat er ja auch geschafft. Roland Emmerichs Klimakatastrophenfilm The Day after Tomorrow von 2004 mit Dennis Quaid ist keiner meiner Lieblingsfilme. Aber ich fand ihn nicht schlecht. Quaid spielt den Klimaforscher Jack Hall, der seit Jahren vor einer Klimakatastrophe warnt, die dann auch praktisch über Nacht eintritt. Durch Abschmelzen der Polkappen funktioniert der Golfstrom nicht mehr, und dadurch kommt es zu einer Eiszeit auf der Nordhalbkugel, ein Szenario, das die Klimawissenschaft nicht prognostiziert. Die Entwicklung wird auch noch auf einen kurzen Zeitraum von wenigen Tagen verdichtet. Interessant finde ich den Film trotzdem, weil er zeigt, wie schnell Infrastrukturen durch Schnee, Eis, Hurrikane und Hochwasser zusammenbrechen.
Forscher Jack Hall macht sich dann auf den Weg in das überflutete und zugeschneite New York, um dort seinen Sohn zu retten. In der Krise nähert er sich auch seiner geschiedenen Frau wieder an. Das ist schon sehr amerikanisch. Wenn die Krise kommt, dann nähern wir uns alle wieder an? Die äußere Krise überwindet die innere? Toll, wenn das so einfach wäre. So funktional sind Umweltkatastrophen nur im Kino.
Trotzdem können Filme das Leben verändern oder es zumindest beeinflussen. Sie bringen uns zum Nachdenken. Daran glaube ich fest. Briefe eines toten Mannes , Die drei Tage des Condor , Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss sind Filme, die mein Leben verändert haben. Film ist für mich Kunst, und Kunst kann etwas bewegen. Auch daran glaube ich fest. Und darum geht es. Warum würde es sonst Kunst und Kultur geben, wenn es nicht darum ginge, Dinge in Bewegung zu setzen?
Wann bin ich glücklich?
Der Familiensonntag wird häufig überfrachtet mit Ansprüchen. Etwas mit den Kindern machen, zusammen sein, entspannen, ausgehen, ausschlafen, aktiv sein, Freunde sehen, Spaß haben, glücklich sein. Ganz schön viel für einen Tag.
Ich genieße, mal keinen genauen, abgestimmten Plan zu haben.
Dafür morgens zerzaust in der Küche rumsitzen, stundenlang frühstücken. Kinder, die spielen und nicht aus ihren Schlafanzügen rauswollen. Sie dann doch irgendwann liebevoll dazu »zwingen«, dass wir das Haus angezogen verlassen. Das ist erfüllend. Nicht jeden Tag. Aber an so einem Tag.
Was ist Glück? Darüber streiten sich alle möglichen Leute. Glück ist schwierig zu definieren – und manchmal so leicht, es zu empfinden. Es gibt Momente, da bin ich glücklich. Wenn ich das Gefühl habe: Ja, es gelingt etwas. Manchmal passiert das während der Arbeit. Manchmal sonntags, wenn wir als Familie Zeit miteinander haben. Oder man hat jemand anderen froh gemacht. Aber es ist ein seltenes, kostbares Gefühl.
Oft kommen solche Momente sehr unverhofft. Man kann sie nicht planen und denken: So, jetzt bin ich glücklich. Vor allem: Diese glücklichen Momente, so abgedroschen das auch klingt, haben nichts mit materiellen Werten zu tun.
Ich habe mal einen Song gehört, in dem es heißt, es sei besser, im Taxi zu weinen als in der U-Bahn. Ich habe es mir gemerkt, weil ich es für einen so großen Quatsch halte. Es gibt diesen Punkt, an dem einzig zählt, mit wem man zusammen ist, was man fühlt und dass man für die Menschen, die einen umgeben, richtig und wichtig ist. Und umgekehrt. Alles andere ist am Ende irrelevant. Ob ich einen Trabi, Lupo oder Mercedes fahre, ist am Ende genauso irrelevant wie die Frage, ob ich im Taxi weine oder in der U-Bahn. Ich kenne beide Situationen.
Die Äußerlichkeit kann
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