Das Leben ist eine Oeko-Baustelle
geht nach Hause und stellt den Preis ins Regal . Bei meiner »Goldenen Kamera« und dem »Bayerischen Filmpreis« war es genauso. Der Film Das Leben ist eine Baustelle lief auf der Berlinale. Oft hatte ich den roten Teppich des Berliner Zoo-Palastes im Fernsehen gesehen. Als ich dann selber drüberlief, konnte ich es gar nicht richtig fassen. Erst heute kann ich ermessen, was es bedeutet hat, einen Film auf der Berlinale im Wettbewerb zu haben. Wolfgang Becker führte bei Baustelle Regie und hat das Drehbuch zusammen mit Tom Tykwer geschrieben. Ich spielte mit Jürgen Vogel, Martina Gedeck, Armin Rhode, Meret Becker und Heino Ferch. Es war nicht so, dass ich das alles als selbstverständlich nahm. Mir war damals einfach noch nicht klar, dass es etwas ist, das man vielleicht einmal im Leben schafft.
Ich habe die Schauspielerei lange als Laune begriffen. Und nie gedacht, dass es etwas Bleibendes sein wird. Ich hatte natürlich immer gehofft, dass ich noch mal einen Film drehen kann. Filme zu drehen ist tatsächlich wie eine Sucht. Wenn man es macht, dann denkt man immer schon: Ooh, wann kriege ich den nächsten Stoff? So ging es mir nach dem ersten und zweiten Film. Ich wollte wieder drehen und spielen. Aber ich habe mich auch gefragt, warum mir das passiert, ob da noch was kommt, ob es weitergehen wird und ob ich überhaupt die Fähigkeiten dazu habe. Aus diesem Grund habe ich mich dann an einer Schauspielschule beworben. Zu der Zeit war ich im zweiten Se mester Medizin.
Ich hatte einen Vorstellungstermin an der Ernst-Busch- Schauspielschule bekommen, stand aber an dem vermeintlichen Termin vor verschlossenen Türen. Ich hatte mich um einen Tag vertan! Voller Panik rief ich dort an und sagte nach Luft schnappend: »Ich kann nicht kommen.«
Die Dame am anderen Ende der Leitung: »Warum nicht?«
Ich sagte: »Ich habe morgen Anatomieprüfung. Ich studiere Medizin.«
Darauf sagte sie: »Vergessen Sie’s.«
Ich habe mich dann an privaten Schulen beworben. Von allen erhielt ich dieselbe Antwort: Vergessen Sie es. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob ich Talent habe oder nicht. So studierte ich dann weiter Medizin. Trotzdem bekam ich weitere Filmangebote. Ich habe zweimal, später dreimal im Jahr einen Film gedreht und mich nebenbei mehr schlecht als recht durchs Studium geschlagen. Das war nicht immer einfach.
Obwohl ich am Anfang einfach so losspielte und das Glück hatte, mit guten Regisseuren arbeiten zu dürfen, merkte ich, dass man sich die Kunst der Schauspielerei hart erarbeiten muss. Es gibt wenige brillante Autodidakten wie Jürgen Vogel. Er kann das dank seiner Persönlichkeit und seiner langjährigen Erfahrung.
Film lebt von einem authentischen Moment, dem Wahrhaftigen, und auch von der vermeintlichen Normalität im Agieren. Die Zuschauer sind sehr nah dran, sie müssen den Zustand glauben, die Situation, in der du gerade bist. Diese Zustände gilt es herstellen und wiederholen zu können. Achtmal, zehnmal, zwanzigmal; ohne dass es künstlich wirkt.
Die Qualität der eigenen Arbeit hängt aber auch sehr von einem guten Buch ab, von guten Partnern und vor allem von einem guten Regisseur. Man kann sich als junge Schauspielerin natürlich viel abschauen, von den Kollegen lernen und die Erfahrung mitnehmen. Wird man älter und vom Mädchen zur Frau, braucht man mehr. Es genügt dann oft nicht, einfach vor der Kamera so zu sein, wie man ist. Für mich war immer klar, dass es mehr sein muss – mal ganz abgesehen von dem Talent, das man hoffentlich mitbringt.
Darüber hinaus wollte ich selbst mehr über Figurenentwicklung wissen, übers Sprechen, übers Spielen überhaupt. Ich wollte daher unbedingt eine Schauspielschule besuchen. Das war mein Traum. Nachdem ich die damals noch vorgeschriebene Phase als »Arzt im Praktikum« angegangen hatte, habe ich es dann gewagt und bin 2000 nach New York gegangen. Zu Strasberg. Etwas halbherzig, für nur drei Monate.
Das Lee Strasberg Theatre and Film Institute hat nicht mehr diesen legendären Ruf wie früher, als es die Schauspielschule war. Inzwischen ist das Institut renoviert, aber als ich damals reinkam, dachte ich, ich bin bei Fame . Die Parkettböden, die rot-beigen Wände: Die Räume waren wirklich wie in dieser 80er-Jahre-Fernsehserie über eine New Yorker Schule für Tanz und Gesang. Aber es gab ein paar sehr gute Lehrer. Wenn man die gefunden hatte, konnte man eine Menge lernen. Die meisten Schüler waren Europäer, die Geld hatten und bezahlen konnten.
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