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Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Das Leben ist eine Oeko-Baustelle

Titel: Das Leben ist eine Oeko-Baustelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Paul
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Leute denken, dass Klimawandel und alles, was damit zusammenhängt, erst dann ein Problem für sie wird, wenn sie es an sich heranlassen.«
    »Das ist menschliche Psychologie! Es ist anfangs auch sehr deprimierend, wenn man mehr liest und einem das Ausmaß des Problems klar wird. Am Anfang erscheint es auch fast unmöglich, anders zu leben. Man denkt: Das geht doch nie! Man muss lernen, nicht von allem gestresst zu sein.«
    »Was ist das Schwerste?«
    »Das Härteste ist, dass man das Gefühl hat, loslassen zu müssen von etwas, das zu den größten Vergnügen gezählt hat.«
    »Was war das bei Ihnen?«
    »In den Urlaub fliegen, zum Beispiel. Man denkt: Das alles aufgeben – was bleibt dann zum Genießen?«
    »Okay, nicht fliegen ist eindeutig ein Verzicht, wenn man un bedingt an einen fernen Ort will«, sage ich. »Aber manch andere Umstellung kann doch auch eine Verbesserung sein?«
    »Es wird als Verzicht verstanden, solange man die alte Kultur im Kopf hat. Erst wenn man sich die neue Kultur aneignet, wenn die Reise im Kopf begonnen hat, sieht man den Gewinn, wenn man etwas Bestimmtes anders macht als bisher.«
    »Was ist mit Schuld? Das Schuldgefühl kommt in Ihrem Buch oft vor.«
    Ständig fühlt er sich schuldig, wenn er etwas tut oder nicht tut. Ich kenne das.
    »Ein Schuldgefühl hat einen motivierenden Faktor.«
    »Wirklich?«
    »Ja, kurzfristig. Es sorgt dafür, dass man schnell etwas tut oder nicht tut. Es hat mich am Anfang in die Gänge gebracht. Aber es ist kein nachhaltiges Gefühl.«
    Ich sage: »Es wurde viele Jahre als Instrument bemüht, damit die Leute verantwortungsbewusster leben und konsumieren. Es hat nicht hingehauen.«
    Hickman nickte. »Ich denke, es ist ein Fehler, auf Schuld zu setzen. Auch im Verlauf meiner Entwicklung ist die Rolle des Schuldgefühls schwächer geworden. Letztlich haben auch die Umweltschützer ein Produkt zu verkaufen, einen Lifestyle. Sie müssen sich um positive Argumente bemühen und um eine positive Botschaft. Sie müssen eine kohlenstoffarme und nachhaltige Zukunft glaubhaft als wunderbare Zukunft beschreiben können.«
    »Können Sie das?«
    »Ich kann zumindest sagen, dass bei mir ein kohlenstoffärmeres ein glücklicheres Leben ist. Ich arbeite in der Regel von zu Hause, ich stehe nie mehr im Stau, ich habe weniger Büroärger und mehr Gemeinschaftsleben.«
    Aus seiner Sicht ist es ein Privileg, dass ihn der Guardian von Cornwall aus arbeiten lässt. Andererseits hat Hickman dafür seine Festanstellung aufgegeben. Das finde ich mutig. Es ist für mich ein Indiz dafür, dass er eigenständig und aktiv Prioritäten in seinem Leben setzt und nicht passiv auf der »Ich würde ja gern, aber …«-Ebene verharrt, die manchmal ja auch bequem sein kann. So etwas können allerdings nicht alle.
    Hickmans jüngstes Buch ist ein wunderschönes Kinderbuch über Klimawandel. Darin diskutiert er die Frage, ob man den Esel mit »carrot or stick« antreiben soll, also mit Karotte oder Stockhieben. Aber er gibt keine klare Antwort. »Brauchen Menschen Belohnung oder Strafe, damit wir uns bewegen, Leo?«
    »Manche sagen, das gehe nur mit dem Stock. Ich persönlich denke das nicht. Es ist wichtig, dass man beides hat, Karotte und Stock. Die Regierung treibt dich mit Vorschriften oder Verboten auf die andere Seite. Aber da stehen auch jede Menge Leute, die dir zurufen: Komm zu uns, es ist prima hier.«
    Ich sage: »Bei dem Thema Vorschriften kriegen manche Leute gleich Angst vor Freiheitsberaubung und Ökostalinismus. Jedenfalls tun sie so.«
    »Die Situation der Umwelt ist in bestimmten Bereichen so ernst, dass man Strafen braucht. Wenn du ständig deinen Müll auf die Straße wirfst, dann muss man dir 100 Pfund Strafe aufbrummen, damit du aufhörst. Es reicht aber auch nicht, wenn nur Vorschriften von der nationalen Regierung kommen oder gar von einer größeren Institution, die sagt: Was du machst, ist falsch. Du machst es jetzt anders oder du wirst bestraft. Da ist die Psychologie falsch.«
    »Was kann die Karotte sein, die uns antreibt?«
    »Es kann finanzielle Belohnung sein oder auch eine soziale Belohnung. In Großbritannien haben unterschiedliche Kommunen unterschiedliche Ansichten zu Recycling. Die einen Councils bestrafen dich, die anderen geben dir einen Barcode auf deinen Müll, scannen ihn, wiegen ihn, und wenn du wenig Müll hast, kriegst du Geld zurück in Form von niedrigerer Steuer.«
    »Was ist mit Fliegen?«
    »Meine generelle Haltung ist: Der Verschmutzer

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