Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
Zug wieder auf die Schiene zu bekommen, alles andere – mit Ausnahme meiner Söhne und der neuen Tochter – war erst einmal nebensächlich. Natürlich gab es ein paar kurze Affären, wie Patrice Farameh und Sabrina Setlur, doch der mediale Wirbel darum war sehr viel größer als die Bedeutung, die diese Frauen für mich tatsächlich hatten.
Die erste ernsthafte Beziehung nach der Trennung von Barbara hatte ich mit Caroline Rocher. Es begann unmittelbar nach dem Ende meines Steuerverfahrens im Oktober 2002. Ich hatte sie zufällig kennengelernt und mich Hals über Kopf in sie verliebt. Mit Herzrasen, Schmetterlingen im Bauch und allem Drum und Dran… Caroline lebte damals in New York und war Balletttänzerin des bekannten »Dance Theatre of Harlem«. Von 2002 bis 2005 hatten wir das, was man eine Fernbeziehung nennt. Mein Lebensmittelpunkt war in Zürich, und ich pendelte zwischen Miami, London und New York hin und her. Die Beziehung war ganz entspannt, und wir verstanden uns so gut, dass ich sie sogar meinen Söhnen Noah und Elias vorstellte. Davor hatte ich, ehrlich gesagt, einen ziemlichen Bammel. Die erste Frau nach Barbara – wie würden die Jungs reagieren? Caroline hat ja eine ähnliche Hautfarbe wie Noah, und das fand er gleich sympathisch. Ebenso ihre gesunde und körperbewusste Einstellung. Sie hat nicht geraucht, nicht getrunken und immer sehr viel trainiert. Es ging also alles gut, und Caroline kam sogar in den Sommerferien zu uns auf die Finca nach Mallorca. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass Caroline in Amerika lebte. Sie hatte keine Ahnung davon, dass ich in Deutschland für meinen enormen Frauenverschleiß berüchtigt war. Denn wenn man den Zeitungen dort Glauben schenken wollte, hatte ich ja alle vier Wochen eine andere Freundin. Blödsinn! Zugegeben, es gab einige One-Night-Stands und Affären, aber – wie heißt es so treffend: Wer suchet, der findet. Eigentlich bin ich nicht der Typ für ein Single-Dasein, dessen Vorzüge meines Erachtens kolossal überschätzt werden. Ich sehnte mich auch in meiner Zeit als Solist immer nach einer festen Bindung, nach Zusammenhalt, nach Liebe und Vertrauen.
Am meisten haben mich an Caroline ihr Ehrgeiz und ihre Eigenständigkeit fasziniert. Und natürlich die Welt des Balletts – sie hatte ja ständig Auftritte in New York, Mailand oder Paris. Das alles hat mich sehr beeindruckt. Diesen Tänzerinnen und Tänzern muss man höchsten Respekt zollen. Das sind wirkliche Künstler, und meistens verdienen sie nicht einmal gut. Wir sprechen von zwölf bis 16 Stunden knochenharter Arbeit jeden Tag. Sie dürfen kaum etwas essen, dürfen keinen Alkohol trinken, da ist strengste Disziplin gefragt. Diese Einstellung habe ich sehr bewundert: dass man für etwas, das man liebt, sein Leben gibt. Das hat mich an meine aktive Zeit voller Blut, Schweiß und Tränen, voller Kampf, Training und Leidenschaft erinnert. Das konnte ich gut nachvollziehen, das war mir vertraut!
Die erste Begegnung mit Caroline ist mir noch lebhaft in Erinnerung. Ich war mit Jovan Savic und Boris Kodjoe, meinen beiden Tennistrainings-Partnern, in New York unterwegs. Savic ist Serbe, Kodjoe Deutsch-Österreicher mit ghanaischem Vater. Boris Kodjoe war mal ein guter Juniorenspieler, ehe eine Rückenverletzung seine Tennisambitionen beendete. Danach verlegte er sich auf Modeln – 2002 stand er auf der Liste der »50 Most Beautiful People in the World« – und die Schauspielerei. Boris ist ein guter Freund von mir. Er hat den Spitznamen »Black-Bo«, ich bin der »White-Bo«. Wir drei Jungs haben also zusammen das US-Open-Finale 2002 Sampras gegen Agassi in Flushing Meadows besucht, wo ich als ehemaliger Champion einigermaßen leicht an die heiß begehrten Tickets für die Champions Lounge komme. Es war das letzte Match von Pete Sampras überhaupt. Er hat gewonnen. Hinterher sind wir noch Downtown zu einem Restaurant gefahren, haben ein Steak verputzt und eine Flasche Brunello geleert. Und es kam, wie es kommen musste. »Black-Bo« fragte mich: »Sag mal, Whitey, du kennst dich doch in New York aus. Wo ist denn heute Abend noch richtig was los?« Ich antwortete: »Es ist Sonntagabend. Da ist selbst hier tote Hose.« Trotzdem rief ich einen Kumpel an, der in New York lebt, um ihn zu fragen, ob irgendwo noch was abgeht. Er sagte zu mir: »Du, da hast du Glück! Eine Straße entfernt von dem Restaurant, wo ihr seid, gibt es einen Nachtclub. Da steigt heute Abend eine Feier mit allen Tänzern des
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